Kapitel 41

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„Schlag zu.“

„Nein.“

„Schlag zu!“

„Nein!“

„Verdammte Scheiße, Flynn, jetzt schlag endlich zu! Was bringt denn bitte ein Kampf, in dem du nicht kämpfst?“

„Ich würde mich eher verteidigen.“, antwortet mir mein Gegenüber.

Ich verdrehe die Augen. „Das musst du eh.“, sage ich und verpasse ihm damit den ersten Schlag. Wir sind im Außengelände des Internats. Allerdings nicht bei dem Springbrunnen, ich habe seit dem Kuss darauf geachtet, dem nicht zu nahe zu kommen. Stattdessen stehen Flynn und ich jetzt auf einem kleinen Hügel, umgeben von Bäumen. Der Boden unter uns ist übersät von blühenden Krokussen und kurzem grünen Gras.

Ich verpasse Flynn noch einen Schlag. Er versucht ihn abzuwehren, was ihm misslingt, macht aber keine Anstalten, mit mir zu kämpfen.

„Flynn, kämpf!“, schreie ich entnervt.

Ich versuche mich zu beruhigen und sage schließlich: „Du wolltest diesen Kampf, damit ich nicht mehr auf andere losgehe. Aber kämpfen ist auch eine gute Möglichkeit für dich, Aggressionen loszuwerden. Vor allem wenn man gegen den Verursacher dieser Aggressionen kämpft.“

„Wie meinst du das?“

„Ach komm schon Flynn, mir ist nicht entgangen, wie du mich die letzten Tage immer so böse angeschaut hast.“

„Soll ich dir auch sagen wieso? Weil du immer, wirklich ohne Unterbrechung, verantwortungslos handelst und ich nur darauf gewartet habe, dass du wieder etwas anstellst!“

„Es ist nicht leicht eine Prinzessin zu sein.“

„Und es ist scheiß schwierig, von so einer impulsiven, aggressiven, respektlosen, unfreundlichen Prinzessin wie dir der Bodyguard zu sein.“, knurrt Flynn.

„Und noch anstrengender ist es, so einen spießigen, langweilen, übervorsichtigen Regelbefolger wie dich als Bodyguard zu haben.“ Bedrohlich komme ich ihm näher. Mir ist klar, dass ich ihn nur provoziere, das ist sogar genau das, was ich will.

„Weißt du eigentlich wie viele Zugeständnisse ich dir mache? Wie viele Regeln ich nur für dich breche? Was ich alles für dich getan habe? Aber nichts, kein Deut Dankbarkeit. Sie könnten mich jeder Zeit feuern.“, schreit er.

„Freu dich doch über deine Feuerung, dann musst du dir nicht mehr rund um die Uhr Sorgen um mich impulsive und unfreundliche Prinzessin machen.“, wieder komme ich ihm näher und lächle ich bedrohlich.

„Du bist so ein undankbares -“, brüllt er. Doch bevor er den Satz beenden kann, werfe ich mich auf ihn. Er landet mit dem Rücken auf dem Boden, während ich breitbeinig auf seinem Bauch hocke und auf sein Gesicht ziele. Doch ehe ich einen Treffer landen kann, schleudert er mich von sich gegen einen Baum ein, zwei Meter weiter.

Sofort springt er auf. „Fae, oh mein Gott, das tut mir so Leid, ich woll-“

„Herzlichen Glückwunsch, endlich traust du dich auch gegen ein Mädchen zu kämpfen, du Weichei.“, mit diesen Worten stürze ich mich wieder auf ihn und stoße ihm meinen Ellbogen in den Magen. Er keucht, wehrt aber meinen nächsten Schlag ab und schafft es schließlich, mich an der Schulter zu treffen.

„Flynn.“, sage ich, während ich ihm gegen das Schienbein trete.

„Mhm?“

„Du musst mehr auf deinen Stand achten.“

Ich ziehe seinen Knöchel weg und er fällt wieder der Länge nach hin. Lächelnd stelle ich meinen Fuß auf seine Brust und frage: „Und du sollst mich beschützen?“

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