Kapitel 25

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Nervös streiche ich mir mit meinen Händen über die Oberschenkel. Immer und immer wieder. Da werden gleich Presseleute sein und ich muss mich mit ihnen unterhalten. Wenn ich gegen zehn Wandler kämpfen müsste, wäre ich wahrscheinlich entspannter. Doch so ist es nicht. Leider.

Ich sitze zusammen mit der Königin und fünf Leibwächtern, alle ihn Anzügen und darunter Jerry und Flynn, in einer Limousine. Die Scheiben sind getönt und ich höre nichts außer das Surren des Fahrzeuges. Aliisa trägt ein dunkelgrünes Kleid und blickt mich freundlich an. „Du weißt, was du zu tun hast? Wie du dich benehmen musst?“

Zögerlich nicke ich und vernehme leise das Klimpern meiner Ohrringe, die halb unter meiner kunstvollen Hochsteckfrisur versteckt sind. Vorhin haben mich Tom und die Mädels geschminkt, meine Haare gemacht und eingekleidet.

„Gut.“, zuversichtlich lächelt Aliisa mich an. „Das schaffst du schon, wir sind jetzt nämlich da.“

Der Wagen hält und die Tür geht auf. Ich weiß, dass vor uns die andere Limousine steht und in ihr sitzen die Zwillinge und deren Mutter.

Die Tür des Autos wird geöffnet und zwei Leibwächter treten heraus. Sie geben der Königin ein Zeichen und auch sie verlässt die Limousine. Hinter ihr ihr anderer Leibwächter und Jerry. Dann bin ich an der Reihe. Ich höre die Leute, die Rufe, die Presse. Ich sehe vor der Tür den roten Teppich, weich und flauschig. Dann spüre ich eine Hand auf meiner Schulter, Flynns. Er lächelt mich an und zwinkert mir kurz zu.

Kurz beiße ich mir auf die Lippe und reiße mich zusammen. Ich habe gegen Vampire gekämpft und musste mich dazu nie so sehr überwinden. Schnell, bevor ich es mir anders überlegen kann, gleite ich aus dem Wagen. Sofort blitzt es um mich herum, überall machen die Leute Fotos. Langsam laufe ich den Gang entlang, Flynn folgt mir wie ein Schatten und der Wagen fährt weg.

Etliche rufen meinen Namen und ich rufe mir wieder ins Gedächtnis, was Tom mir vorher noch versucht hat einzutrichtern. Erst ein wenig lächeln, dann mit den Leuten reden. Trotzdem gucke ich kurz zu den Zwillingen. Kayla scheint sich pudelwohl zu fühlen, während Leira sehr verunsichert wirkt. Ich strecke mich, ich will nicht auch so aussehen und lächele in die Kameras, ein wenig verunsichert und schüchtern aber auch freundlich. Dann gehe ich auf Leira zu und ziehe sie ein klein wenig mit mir zu den Reportern. Sie soll auch nicht so aussehen.

Als wir bei der lauten Menge ankommen, werden uns sofort etliche Mikrofone ins Gesicht gedrückt.

„Fae, wie gefällt es Ihnen hier?“

„Bisher sehr gut. Und irgendwie ist es auch sehr beeindruckend.“, sage ich freundlich. Was für eine dumme Frage, ich bin hier doch erst wenige Sekunden.

„Wie haben Sie reagiert als Sie erfahren haben, dass Sie eine Prinzessin sind?“ Leira wird gleichzeitig von einem anderen Journalist interviewt.

„Ich war überrascht. Sehr überrascht. Geschockt trifft es wohl fast besser. Und so richtig daran gewöhnt habe ich mich auch noch nicht.“ Ich lächele wieder, mit großen, unschuldigen Augen. Denn das ist was ich will. Was uns allen hilft. Wenn sie denken ich sei unschuldig und liebenswürdig. Nett und harmlos.

Freundlich lächelt er mich an. „Das sieht man Ihnen aber eigentlich nicht wirklich an. Sie machen das schon wie ein Profi.“ Gut, dann habe ich ja genau das erreicht, was ich wollte. Allerdings bin ich noch immer nicht lange hier, es kann also noch alles schief gehen.

„Und jetzt zu etwas traurigerem.“, sagt er. „Sie haben Ihre Mutter verloren. Das muss schrecklich gewesen sein.“

Wieder beiße ich mir auf die Lippe. Das muss ich nicht spielen. „Es war...es ist schrecklich. Ich vermisse sie sehr.“

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