Kapitel 41

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„Komm schon, so schlimm wird das schon nicht.", „Ein paar der Gäste kenne ich sogar.", reden mir Jack und Flynn gut zu, während Amanda meine Wimpern tuscht.

Seit der Bekanntmachung unserer Beziehung in einer Pressekonferenz, findet man Jack und mich normalerweise immer beieinander. Eigentlich finde ich es nicht besonders schlimm, ich mag ihn, aber was gewaltig nervt, sind meine tollen Mitschüler.

Als die Beziehung bekannt wurde und Jack und ich zusammen mit den anderen Jungs die Pause verbracht haben, hat wirklich jeder andere im Raum gestarrt. Und das hat seitdem nicht aufgehört, die meisten gucken neidisch oder bewundernd. 

Außerdem folgt uns dauernd dieses Tuscheln, Gerüchte über Gerüchte. Manchmal heißt es, ich würde mit Jack nur jemanden eifersüchtig machen wollen, manchmal umgekehrt. Und wen unterscheidet sich auch immer. Einmal hieß es, wir hätten Beziehungsprobleme, während jemand anderes sagte, wir überlegen schon, ob wir nicht heiraten wollen. Einfach albern.

Und doch sitze ich jetzt hier in einem weißen Strandkleid aus Spitze bei Sonnenuntergang und spiele gleich mit Jack das perfekte Pärchen vor der Kamera. Wir haben uns vorher den Fragekatalog angeguckt und unsere Antworten aneinander angeglichen.

„Ich will trotzdem nicht zu dem Geburtstag. Die Leute sind bestimmt extrem langweilig, schon ihre Namen hören sich langweilig an."

„Jetzt übertreibst du aber."

„Vielleicht. Aber es ist doch mein Geburtstag. Ich hatte noch nie eine Geburtstagsfeier, da will ich wenigstens diesmal machen was ich will."

„Du hattest noch nie eine Geburtstagsfeier?", fragt Jack fassungslos. Mist, das passiert wenn ich nicht überlege bevor ich spreche. Wenn ich nicht aufpasse, wird auch noch Jack etwas über meine Vergangenheit herausfinden.

„Ähm, ja. Meine Mutter war da irgendwie dagegen."

„Wieso?"

„Keine Ahnung, ist ja auch egal. Was wichtig ist: Glaubt ihr ich kann mit Melissa aushandeln, dass wir nur zu meinem Geburtstag müssen?"

„Niemals." Flynn muss nicht einmal überlegen, bevor er antwortet.

„Aber warum denn?", jammere ich.

„Rejalia setzt theoretisch auf Transparenz. Sie wollen, dass das Volk sich nicht ausgeschlossen oder hintergangen fühlt. Deswegen auch all die Auftritte im Fernsehen, so hat jeder das Gefühl er wüsste was los ist.", antwortet mir Flynn. „Deswegen wird übrigens auch das Gerichtsverfahren aufgezeichnet."

„Welches Gerichtsverfahren?", frage ich verwirrt.

„Das gegen die Angreifer die bei der Benefiz angegriffen haben. Oder jedenfalls die, die überlebt haben. Hat dir etwa niemand gesagt, dass deine Anwesenheit erwartet wird? Du machst vielleicht sogar eine Zeugenaussage."

„Nein, was? Das hat mir niemand gesagt! Aber mir sagt ja auch sonst keiner etwas. Wann ist die denn?"

„Ein Tag vor deinem Geburtstag."

„Und da muss ich hin?", frage ich mit so viel Begeisterung, wie ein Karotten fressender Löwe besitzt.

„Noch fünf Minuten!", ruft plötzlich der Kameramann. Ann ist gerade dabei, meine Haare zu flechten.

„Ihr kennt die Antworten?", fragt Flynn und kommt wieder auf das aktuelle Thema zurück: das Interview. Letzte Woche haben wir einen Fragenkatalog zugeschickt bekommen. In ihm ist mehr oder weniger jede mögliche Frage aufgelistet, die die Interviewerin stellen könnte. 

Daraufhin saßen Jack und ich stundenlang auf der Couch, um uns Antworten für diese teilweise ziemlich hirnrissigen Fragen auszudenken. Und die Antworten mussten wir dann teilweise noch abgleichen, damit wir wie das harmonische Paar rüber kommen, das wir eigentlich gar nicht sind.

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