Ethan

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„Wie wäre es, wenn wir hier verschwinden und ein bisschen Spaß miteinander haben?", flüstert mir ein Mädchen mit langen Locken verführerisch ins Ohr.

„Was?", frage ich. Wir sitzen gemeinsam auf einer Couch. Laute Musik spielt und um uns herum stehen Jugendliche mit Alkohol in der Hand.

Viele sind bereits betrunken, manche mehr, manche weniger. Und zu denen, die ein bisschen zu viel getrunken haben, gehört Fae. Ich beobachte sie nun schon länger, ganz nüchtern ist sie sicher nicht mehr, in der linken Hand hält sie eine Flasche mit einer klaren Flüssigkeit.

„Ach vergiss es, du hörst mir die ganze Zeit eh nicht zu!", zischt das Mädchen neben mir und haut ab. Ich beachte sie nicht, sondern richte meinen Blick weiter auf Fae. Sie unterhält sich mit einem Kerl, der offensichtlich mehr will, als nur zu reden. Er sagt irgendetwas und ich höre sie lachen.

Ihr Lachen ist aber nicht mehr so, wie es früher war. Es ist unecht und aufgesetzt. Doch seit dem Tod von ihrem Leibwächter hat sie sich eh verändert.

Sie ist abweisend und ich sehe sie nur Emotionen zeigen, wenn sie betrunken ist. Immer öfter geht sie zu solchen Partys wie dieser hier und betrinkt sich. Die Jungs begleiten sie immer. Am Anfang waren es noch alle zusammen, doch mittlerweile geht sie so oft feiern, dass meistens ein oder zwei der Jungs, eigentlich immer Jack darunter, auf sie aufpassen.

Heute steht Riley neben ihr, der sich sichtlich unwohl fühlt. Langsam lässt er seinen Blick über die versammelte Menge schweifen.

Fae beendet unterdessen das Gespräch und läuft los. Einen Moment zu spät bemerke ich, dass sie in meine Richtung kommt und somit sehen wird, wie ich sie anstarre. Doch ich habe mich getäuscht. Sie bemerkt mich nicht. Stattdessen torkelt sie direkt an mir vorbei, stolpert und fällt auf meinen Schoß. Reflexartig halte ich sie an ihrer Taille fest.

Kichernd dreht sie ihren Kopf nach hinten, unsere Gesichter sind nur ein paar Zentimeter voneinander entfernt, und sieht mir in die Augen. „Hallo Ethaaan."

Ich zucke zusammen. Verdammt, hoffentlich hat das keiner gehört.

„Hallo Fae.", grummele ich leise und lasse von ihrer Taille ab.

„Hallo.", sagt sie nochmal lallend, nimmt einen großen Schluck aus der Flasche und leert sie damit. „Was machst du hier so?"

„Vermutlich dasselbe wie du.", sage ich verwirrt. Wieso steht sie nicht auf?

„Das", sagt sie lallend und tippt mir mit ihrem Zeigefinger gegen die Brust. „beschweifle ich.", fährt sie fort. Dann springt sie blitzschnell auf. Allerdings besitzt sie noch immer nicht vollkommen ihr Gleichgewicht und stolpert gegen Riley, der sie am Arm festhält. „Vielleicht sollten wir jetzt lieber gehen.", sagt er zu ihr und sieht sich wieder nervös um.

Fae macht einen Schmollmund und mault: „Aba wir sind doch gerade erscht gekommen. Hi Leeeute!" und winkt irgendwelchen Leuten zu. Einer löst sich aus der Gruppe und ich erkenne ihn, als er näher kommt. Jason.

Jason McCourt ist einer der Leute dieser Schule, denen man eher aus dem Weg gehen sollte. Denn mit sich schleppt er einen Haufen Probleme. Er hat zahlreiche illegale Dinge am laufen.

Und genau dieser Jason McCourt kommt auf uns zugeschlendert. Böse starre ich ihn an. Er legt die Arme um Fae, murmelt ihr etwas ins Ohr und küsst sie dann auf die Wange. Sie grinst ihn an und erwidert leise etwas. Dann geht er wieder. Was war das denn bitte?

Doch bevor Jason vollends verschwindet, sieht er Riley an und murmelt: „Du bist hier unerwünscht. Es wäre wohl besser für dich jetzt zu gehen."

Nervös streicht sich Riley durch die Haare, aber bevor er etwas erwidern kann, ist Jason schon wieder verschwunden.

„Was war das?", frage ich ihn.

A new & "normal" lifeWhere stories live. Discover now