Kapitel 12

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Während ich den Reißverschluss des Koffers öffne, denke ich an die Einführung. Darin wurden mir die ganzen Regeln erklärt und mir wurde mein Stundenplan gezeigt. Um 18:00 Uhr beginnt der Unterricht und geht dann unterschiedlich lang. Wir haben hier nämlich nachts Schule, aufgrund der Lichtempfindlichkeit der meisten. Ich dürfte eigentlich auch nur bis sechs Uhr dreißig in den Jungentrakt und auch da nur in den Gemeinschaftsraum und nicht in die Schlafzimmer,. Die Regel wurde dann wohl für mich aufgehoben.

Es schlafen immer zwei Leute in einem Raum, die teilen sich dann wiederum mit den zwei aus einem anderen Zimmer einen Gemeinschaftsraum, eine kleine Küche und das Bad. Die Räume unterscheiden sich kaum, aber die Dekoration macht eben viel aus. Unser Gemeinschaftsraum hat eine dunkelblaue Couch und paar Sessel. Davor steht ein Fernseher und mehrere Spielkonsolen. In unserer sogenannten Küche gibt es eigentlich nur einen kleinen Kühlschrank mit Blut und eine Mikrowelle, doch vorhin erst hat Miss Stanson, die Sekretärin, etwas andere Nahrung rein gestellt, vermutlich für mich. Dann gibt es noch ein kleines Geschirrfach, dass über der Spüle hängt und einen Esstisch. Der Raum ist offen zum Wohnzimmer. An der einen Wand hängt eine Uhr, der äußere Kreis ist abwechselnd aus rot und leuchtend blauen Strichen, sie sieht irgendwie seltsam aus. Sonst gibt es nicht irgendeine Art von Deko.

Dafür steht überall dreckiges Geschirr herum, Kleidung und was es sonst noch so alles gibt. In unserem Alter essen Vampire auch normale Nahrung, aber es hängt immer von der Erziehung ab und eigentlich brauchen sie es nicht. Es ist eher so, dass sie Fast Food und andere nicht unbedingt gesunde Sachen und ihren etwas anderen Geschmack, nämlich nicht der von Blut, lieben.

Das Bad ist genauso unordentlich, dabei besteht es nur aus einer Dusche, Toilette, einem Waschbecken und einem Regal mit Handtüchern und anderen für das Bad benötigte Utensilien. Wieso direkt neben der Seife aber eine benutzte Cornflakes-Schüssel steht, weiß ich auch nicht.

Flynns und mein Zimmer besteht aus zwei Betten, zwei Kommoden, zwei Regalen und zwei Nachttischchen. Die Wände sind weiß und auf dem Boden liegt Parkett.

Momentan ist Flynn dabei Gegenstände in das Regal zu räumen, ich packe dagegen die Kleidung in die Kommode. Ich habe bisher unter der ganzen Kleidung genau eine Jeans gesehen. Allerdings muss ich während des Unterrichts eh eine Schuluniform tragen. Sie besteht aus dunkelblauen Röcken oder Hosen, Krawatten, in rot oder blau man hat die Wahl und aus weißen Blusen auf denen das Schulwappen und gleichzeitig auch das Wappen des Königshauses gestickt ist. Der Hintergrund ist dunkelblau, wie der Himmel bei Nacht und umrahmt von einem Silber wie der Mond. In der Mitte steht der Name „Phastiktion“ in goldenen Buchstaben und es sieht aus, als würde ein Tropfen Blut vom n tropfen.

Es ist mittlerweile mitten in der Nacht, also sind alle im Unterricht. Ich bin jedoch todmüde, schließlich habe ich einen etwas anderen Tagesrhythmus. Morgen ist eh Samstag, also werde ich ausschlafen können. Doch bevor ich schlafen gehe, sollte ich vielleicht meinen 'Bruder' etwas besser kennenlernen, schließlich muss ich mir jetzt ein Zimmer mit ihm teilen. Eigentlich habe ich nur zwei Fragen, die ich mir schon länger stelle. Ich höre auf mit dem Auspacken, setze mich auf das Bett und wende mich ihm zu.

„Wieso machst du das?“, frage ich.

Überrascht schaut er mich an. „Was?“

„Du warst vermutlich ein Soldat und plötzlich kam das Angebot zur Palastwache zu wechseln, da du außergewöhnlich gut warst und ein Platz frei geworden ist. Soweit so gut. Auch, dass du dann zum Personenschutz gewechselt bist, oder jedenfalls die Ausbildung gemacht hast. Ich meine, die meisten Vampire sind dem Königshaus eh absolut ergeben und loyal. Aber wieso beschützt du mich? Du hättest ablehnen können. Du weißt schließlich was ich getan habe.“, nachdenklich schaue ich ihn an.

Er überlegt einen Moment und setzt sich auf sein Bett. „Ich weiß nicht, wieso ich eingewilligt habe. Es hatten mehrere die Prüfung für den Personenschutz, ein paar waren an sich auch qualifizierter, hatten mehr Erfahrung. Zu mir meinten sie aber, sie brauchten junge Leute, die etwas anders sind und sich nicht immer unbedingt an die Regeln halten.“

Ich kann mir ein Lächeln nicht unterdrücken. „Da hatten sie wohl recht. Wie alt bist du eigentlich? Du musst ziemlich schnell die Karriereleiter hinauf geklettert sein.“

„21. Mit 17 hatte ich meinen Abschluss und als Soldat war ich nur ein paar Wochen tätig.“

„Wow, das nenne ich mal beachtlich.“

„Und trotzdem bist du noch immer sehr viel besser ausgebildet als ich.“, grinst er. Anerkennend lächle ich zurück. Es ist selten, dass sich Leute, vor allem Männer, so etwas eingestehen.

„Du bist aber auch nicht unbedingt schlecht.“

Verwirrt sagt er: „Aber du hast mich doch noch nie kämpfen sehen.“

„Ja, aber ich habe deinen Gang gesehen. Und du wirst ja wohl nicht ohne Grund so schnell befördert worden sein.“

Damit ist das Thema für mich erledigt, ich nehme einen seidenen Pyjama, den Waschbeutel und gehe ins Bad. Der Schlafanzug besteht aus einer lockeren kurzen Hose, die mir noch nicht einmal bis zur Mitte des Oberschenkels reicht und einem hochgeschlossenem T-Shirt. Beides ist altrosa.  

Nachdem ich alles nötige erledigt habe, blicke ich in den Spiegel. Ich sehe noch immer aus wie vorher. Dieselbe Haarfarbe, die gleichen Augen und derselbe Hautton. Doch ich fühle mich anders. Als sei ich plötzlich in ein völlig neues Leben hinein geworfen worden. Alles hat sich verändert. Früher bin ich ja selten überhaupt Leuten begegnet. Manchmal habe ich wochenlang nur Mum gesehen und...schnell beiße ich mir auf die Lippe und gehe wieder in mein Zimmer. Aber als ich dann in meinem Bett liege, in die weiße Bettdecke gekuschelt, kann ich die Tränen, die kommen, trotzdem nicht vermeiden.

Tonlos drehe ich mich mit dem Gesicht zur Wand, während die Tränen nur so über meine Wangen laufen und das gesamte Kissen feucht werden lassen.

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