Kapitel 50

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Ichwerde durch ein lautes Scheppern geweckt. Alarmiert reiße ich dieAugen auf. Das erste, das ich sehe, ist die Decke. Verziert mitOrnamenten im Putz und von ihr hängt ein Kronleuchter. Und danachbemerke ich etwas neben mir. Etwas Lebendes.

Sofortschweben Bilder vor meinem inneren Auge. Vom Balkon, vom Gesprächund vom Kuss. Ich kneife meine Augen zusammen, doch leider verändertsich die Gegenwart dadurch auch nicht. Außerdem stört mich einStottern. „Äh...ähm...sorry...ich..."

Frustrierthebe ich wieder die Lider und blicke nun zur Quelle der Geräusche.Es ist eine kleine, kurvige Frau in Uniform, die in der Tür stehtmit einem Tablett mit Essen in der Hand. Wahrscheinlich irgendeine Bedienstete, die nicht ganz versteht, was sie gerade sieht. Verdammt, ich verstehe es selbst noch nicht einmal ganz.

„Ichsollte wohl lieber gehen.", murmelt sie mit großen Augen und dreht sich um. Dabeiläuft sie in einen großen Mann. Und mit groß meine ich riesig, wohl einer der größten Männer, die ich in meinem ganzen Leben gesehen habe.

„Ichnehme Ihnen das mal ab.", erwidert er, nimmt das Tablett und drängtsie dann mehr oder weniger weg.

Verlegenziehe ich die Decke, die bisher meine Brüste nur dürftig bedeckthat, bis zu meinem Kinn. Dabei gerät Ethan in mein Blickfeld.Neckisch und verschlafen grinst er mich an. „Morgen."

„Mist.",entgegne ich. Also ist es wirklich wahr. Am liebsten würde ich jetztim Boden versinken.

„Wiegeht's dir?", fragt er, noch immer mit einem breiten Grinsen imGesicht.

„Scheiße."Mir wird gerade erst richtig bewusst, was das Ganze hier bedeutet.Und dabei hat mir sein Großvater gestern noch gedroht.

„Fuck,fuck, fuck, fuck, fuck.", jammere ich. Gleichzeitig suche ich nachmeiner Kleidung. Denn der fremde Kerl steht noch immer im Zimmer undstellt gerade das Tablett auf einer Kommode ab. Da finde ich sie dann auch. Direkt vor dieserKommode liegt mein Kleid.

„Achkomm schon, die Nacht war doch ganz gut.", flüstert mir Ethanplötzlich ins Ohr. Er ist näher an mich heran gerutscht und als ichihn gleichzeitig erschrocken weg stoße und selbst weg rutsche, lachter nur wieder.

„Dasist nicht lustig.", zische ich wütend.

„Docheigentlich schon. Komm schon, gib doch wenigstens zu, dass du die Nacht auchtoll fandest." Er hat dasselbe Lächeln im Gesicht, wie die gesamteletzte Nacht. Nur was ich gestern noch bestechend süß und attraktivfand, macht mich jetzt so aggressiv, dass ich es ihm am liebsten vomGesicht wischen würde. Diese ganze Situation hier ist alles andere als witzig.

Ichgehe nicht auf seine Aufforderung ein und frage stattdessen: „Werist das?" Und deute mit meinem Kopf auf den Riesen.

„Olef.Ich bin sein Leibwächter.", antwortet mir der Kerl selbst. SeinHaar ist blond, beinahe weiß und sein Kinn wird von einemDreitagebart bedeckt. „Ich nehme an, du bist Fae."

Ichnicke bloß, während ich überlege, wie ich wohl am unauffälligstenan mein Kleid komme. Doch dann fällt mein Blick auf eine Uhr.

„Ohverdammter Dreck.", fluche ich. „Ich muss in mein Zimmer, sonstbemerken die, dass ich nicht da war. Wenn das nicht schon längst passiert ist."

Hektischspringe ich auf und wickele dabei die Decke um meinen Körper. AufEthan nehme ich dabei keine Acht, was dazu führt, dass er beinahenackt dort liegt. Ich höre Olef loslachen.

Ichgreife nach dem Kleid und streife es über, als ich es bemerke. Esgeht nicht zu.

„Hastdu mein Kleid kaputt gemacht?!", frage ich Ethan fassungslos.

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