Kapitel 31

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Augenblicklich spannt sich mein ganzer Körper an. „Was?“, keuche ich zwischen meinen zusammengepressten Zähnen hervor.

„Ob deine Mutter wirklich verrückt war. Also das sind jedenfalls die Gerüchte. Und auch das sie absichtlich getötet wurde, weil ihnen eine verrückte Prinzessin gereicht hat. Schließlich wussten sie noch nicht, wie verrückt du wirklich bist.“, sagt Anastasia.

Wow, ich müsste mich wohl vor der Taktlosigkeit und Direktheit dieses Mädchens verbeugen. Aber da fällt mir auch etwas besseres ein. Meine Augen werden ein wenig schmaler und ich runzle leicht die Stirn. Und während ich sie mit einem durchdringenden Blick anstarre, sage ich kalt und überheblich: „Ich denke, du besitzt keine Position,  in der berechtigt bist, Prinzessin und Thronfolgerin Adelia Phastiktion, welche verstorben ist und ihren Mann verloren hat, als verrückt zu bezeichnen. Oder irre ich mich?“

Mit aufgerissenen Augen schüttelt sie den Kopf. Das muss das erste Mal sein, dass sie die Chance reden zu können verstreichen lässt.

„Oder willst du damit die Urteilsfähigkeit der Königsfamilie anzweifeln?“, bohre ich weiter.

Diesmal schüttelt sie noch heftiger den Kopf, ihre Haare fliegen nur so.

„Gut, denn das würde schon an Hochverrat grenzen.“, sage ich mit einem kleinen Lächeln, doch selbst Anastasia müsste die Drohung heraushören können.

Als ich mich wieder meiner Skizze zuwende, wendet sie sofort den Blick ab, als könne sie es bis dahin nicht. Es ist klar, ich habe sie gerade schrecklich eingeschüchtert. Doch sie muss lernen, wann und mit wem sie über was reden kann und da sie es bisher noch nicht kann, muss sie es eben auf die harte Tour lernen. Ich habe jedenfalls kein Bedürfnis, die versäumte Erziehung bei ihr nachzuholen.

Ich spüre einen Blick auf mir und sehe zur Seite. Dort starrt mich unser Lieblingsprinz (und der einzige den ich bisher kenne) Ethan an. Als er meinem Blick begegnet, wirkt er nicht im geringsten ertappt oder beschämt, wie es wohl jeder andere täte. Leicht hebe ich meine eine Augenbraue und schaue ihn fragend an.

Seine Antwort gibt er mir, indem er auch eine Augenbraue, seine rechte, hebt und kurz einen Blick auf Anastasia wirft. Diese sitzt tief über ihr Blatt gebeugt und nutzt ihre langen Haare als Vorhänge um sich hinter ihnen zu verbergen.

Mein Blick wird sofort 10° kälter, anscheinend hat Ethan das Gespräch mitverfolgt. Böse schaue ich ihm in die Augen, bis er schließlich den Blick abwendet.

„Was geht denn da bei euch beiden ab?“, wundert sich Jack. Er hat sich zu mir gebeugt.

Anstatt einer Antwort frage ich: „Was baut ihr?“

Sofort Feuer und Flamme beugt sich Jack nach vorne und kramt in seinem Block herum. Er zieht mehrere Blätter hervor und fängt an irgendetwas zu ihnen zu erklären.Währenddessen steht Ethan auf und als er an meinem Tisch vorbei geht, flüstert er mit einem spöttischen Lächeln: „Man sollte bei dem bleiben, was man kann. Die Prinzessin raushängen zu lassen passt nicht zu dir, Fae.“

Fassungslos starre ich ihn an. Das kann nicht sein, das ist unfair! Rätselhafte und nervende Kommentare zu geben sollte mein Part sein, der war es immer! Und was bitte meint er damit? 'Man soll bei dem bleiben, was man kann' Warte, heißt das, er weiß von meiner Vergangenheit? War er deswegen in der Gasse?

Als Ethan wieder kommt, er hat einen Bleistift angespitzt, warte ich nur darauf, dass er nah genug an meinen Tisch kommt.

Sobald es soweit ist sage ich: „Diesen Tipp kann ich nur zurückgeben. Den Schüler raushängen zu lassen passt nicht zu dir Ethan. Ups, ich meine natürlich Matthew.“

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