Kapitel 34

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Fluchend und ungeduldig sitze ich auf dem Bett.

Leise kichernd sagt Leira: „Ach komm schon, jetzt können wir doch los.“ Sie sitzt im Schneidersitz auf dem Bettende, in genau derselben Position sitzt auch Kayla auf ihrem Bett.

„Ja jetzt! Und wir sind alle hundemüde. Das ist doch absoluter Bullshit. Wieso gibt es diesen Tag-Nacht-Scheiß überhaupt? So schlimm ist die Sonne nun auch wieder nicht.“, sage ich. Denn als ich zu Leira gesagt habe, sie solle mich später treffen, habe ich erst mal schön vergessen, dass es mitten in der Nacht ist und alle Geschäfte um diese Uhrzeit geschlossen hatten. Also haben wir das ganze auf Samstag verschoben. Sonst würden wir ja sozusagen mitten in der Nacht shoppen gehen. Doch nun haben wir alle nur ein paar Stunden schlafen können.

„Dir macht die Sonne vielleicht nicht so viel aus, uns schon.“, sagt Kayla naserümpfend, während sie in ihrer Tasche kramt. „Gut, ich habe sie eingesteckt, wir können los.“, sagt sie, während sie eine schwarze Sonnenbrille hervorzieht.

„Dann lasst uns endlich gehen.“, sage ich, während ich aufspringe und mir meine eigene Tasche schnappe.

Aber sobald ich aus dem Zimmer meiner Cousinen trete sinkt meine Laune gleich wieder. Ich habe vergessen, dass wir die ganze Fraktion Leibwächter mitnehmen müssen. Und die Stimmung zwischen Flynn und mir ist noch immer recht kühl. Er ist wegen des Kampfes auf mich sauer und ich bin auf ihn sauer, weil er sauer auf mich ist. Das Training haben wir verschoben, ich hatte keine Lust etwas mit ihm zu machen. Zusätzlich kommen noch Jerry, Camille und ein paar Vampire mit, deren Name ich nicht kenne.

Camille ist die Leibwächterin von Leira und Kayla, mit dunkler Haut und kurzen Haaren. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob ich sie wirklich mag.

Dieser ganze Trupp bahnt sich dann den Weg durch das Gebäude. Bis hin zum Ausgang, begegnen wir keiner Menschen- oder Vampirseele.

Wir öffnen das Portal und treten blinzelnd hinaus in die Mittagssonne. Alle haben es eher eilig, zu den Autos zu gelangen und bereits drinnen ihre Sonnenbrillen aufgesetzt. Ich dagegen stehe ein paar Augenblicke nur da, strecke mein Gesicht der Sonne entgegen und genieße die Sonnenstrahlen, die mein Gesicht wärmen. Zu lange habe ich die Sonne schon nicht mehr gesehen, auf meiner Haut gespürt. Und diese milde Frühlingssonne, ist für mich noch nicht wirklich unangenehm.

Seufzend eile ich den anderen hinterher, die bereits im Schatten der Autos auf mich warten. Während ich neben Leira auf die Rückbank rutsche, murmele ich nur: „Ihr seid wirklich überempfindlich.“

„Das wärst du auch, wenn du kein Halbvampir wärst!“, giftet Kayla vom Vordersitz.

„Ich wüsste trotzdem die Schönheit zu schätzen und würde mich nicht in den nächsten Schatten flüchten, wie eine vermaledeite Fledermaus!“, zicke ich zurück.

„Hey Mädels, kein Grund-“, fängt Flynn an, doch Kayla und ich unterbrechen ihn: „Halt's Maul!“

Überrascht von der Heftigkeit, mit der wir gesprochen haben, starrt er uns an. Kayla und ich ignorieren ihn und gucken uns gegenseitig in die Augen. Und dann, gleichzeitig, beginnen wir zu lächeln.

„Man merkt, dass ihr verwandt seid.“, sagt Leira ungerührt von dem Vorfall gerade eben.

„Normalerweise versuche ich, diese Eigenschaften zu unterdrücken.“, sagt Kayla ein wenig bissig.

„Was? Die Impulsivität, das Temperament, die Unhöflichkeit und das schnelle Aufbrausen?“, frage ich. Sie nickt. „Schön, ich fördere diese Eigenschaften.“, erwidere ich grinsend. Oft versuche ich gar nicht erst, diese Gefühle zu unterdrücken und lebe sie einfach aus. Es stört mich nicht besonders, andere Leute zu verletzen. Deren Schuld, sie müssen ja nicht mit mir reden.

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