Kapitel 27

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Überall sind bewaffnete Vampire, sie kommen auf mich zu. Nein, nicht auf mich, auf uns. Meine Mum steht neben mir. Wir sind im Haus...im Saal, ich bin alleine.

Blut, überall Blut. Neben mir sackt ein Vampir blutüberströmt zusammen. Er verändert sich, wird meine Mutter, getroffen von mehreren Pfählen. Neben ihr noch eine Person. Flynn, auch er sackt zusammen.

Und hinter meine Mum noch dutzende, hunderte Mums, sie alle bluten heftig und kippen nacheinander um. Und daneben hunderte Flynns die tot umfallen. Rechts davon hunderte Aliisas, alle fallen.

Immer und immer mehr sterben. Überall um mich herum Tod. Hektisch wende ich mich von einer Person zur anderen. Es sind so viele und sie alle sterben still, blicken mich aus schmerzerfüllten und gequälten Augen an. Aus toten Augen.

Schneller und schneller drehe ich mich im Kreis, immer wieder rund herum.

Keuchend öffne ich die Augen und setze mich auf. Verwirrt betrachte ich das weiße Laken unter meinen Fingern und den schön eingerichteten Raum. Hohe Decke, ein Kamin in der Wand neben einem Schreibtisch, der wie die restlichen Möbel aus weißem Holz ist. Hier sind weder mörderische Vampire, noch blutüberströmte Leichen. Flynn sitzt sogar ziemlich lebendig neben mir auf einem Stuhl und sieht mich besorgt an.

Während sich meine Atmung wieder verlangsamt, richte ich mich ganz auf und rutsche ans Kopfende. Dabei bemerke ich deutlich den brennenden Schmerz in der Hüfte und am Bauch.

„Ich dachte schon, du wachst gar nicht mehr auf."

„So schnell wirst du mich jetzt auch nicht los. Wann bin ich denn bewusstlos geworden?"

„Gestern Nacht. Du hast anscheinend sehr viel Blut verloren." Automatisch fasse ich mir an die Wunden und spüre unter dem lockeren weißen Oberteil, das ich trage, dicke Verbände.

„Willst du etwas essen? Trinken?", fragt Flynn und deutet auf ein Tablett neben dem Bett.

Ich schüttele den Kopf. „Lieber würde ich wissen, was genau gestern passiert ist. Wer waren die Angreifer?" Missbilligend sieht er mich an.

„Ich bringe dich zur Königin. Sie wird dir die Fragen beantworten. Aber du solltest vermutlich wirklich erst etwas essen."

Ich verdrehe bloß die Augen und schwinge die Beine über die Bettkante. Als ich mich aufstelle, wird mir schwindelig und ich muss mich überrascht an Flynn festhalten. Langsam klärt sich mein Blick wieder.

„Fae, iss doch einfach etwas! Das wür-" Ich lasse Flynn gar nicht erst ausreden, sondern laufe einfach auf die Tür zu. Seufzend dreht er mich in die andere Richtung, zu einer Treppe, die ich bisher nicht bemerkt habe. Dann stützt er mich am Arm, da ich noch immer ziemlich wacklig auf den Füßen bin und hilft mir hinunter.

Unten angekommen, sehe ich eine Art Wohnzimmer. Auf dem weißen Sofa sitzen meine Tante Pearline und Jerry und auf dem zugehörigen Sessel daneben Aliisa. Als ich ins Zimmer komme, erhebt sich meine Großmutter und kommt lächelnd auf mich zu. Ich stehe völlig steif, als sie mich umarmt.

„Ich bin so froh, dass es dir tut geht. Du hast deinen Cousinen und mir das Leben gerettet und dabei dein eigenes aufs Spiel gesetzt!"

Mir ist absolut unwohl, selbst als sie mich wieder losgelassen hat. Sie stellt das alles so heldenhaft dar. „Wer waren die Angreifer?", frage ich deswegen. Das interessiert mich aber auch sehr. Ich will schließlich wissen, wer versucht hat, mich zu ermorden.

„Wir wissen es noch nicht so genau. Die Gefangenen reden einfach nicht. Aber wir fürchten, es haben sich Chëres und mächtige Familien von Rejalia zusammengetan. Das Problem ist nur, ein paar Angreifer waren Menschen. Und es ergibt keinen Sinn, wenn sich die, die gegen unsere Familie sind und die Menschen hassen, sich ausgerechnet mit Menschen zusammentun."

A new & "normal" lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt