19. Kapitel

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Aldrins Sicht:

„Carla, bitte!", fast schon flehend sah ich das Mädchen das etwa mein Alter hatte an und beobachtete wie sie sich nachdenklich ihre blonden, mittlerweile hüftlangen Haare aus dem Gesicht strich.

„Ich kriege richtig ärger, wenn das auffliegt.", flüsterte sie und ich musste daran denken, wie sie dies zum ersten mal zu mir gesagt hatte.

Damals hatten wir vor der riesigen Vorratskammer des Schlosses in der noch größeren Küche gestanden, in der ihre Mutter gearbeitet hatte und hatten uns überlegt, welche der vielen Kekssorten wohl am leckersten schmeckte.

Sie war schon immer ziemlich reif für ihr Alter gewesen und hatte meinem zehn Jahre jüngerem Ich von Anfang an gesagt, dass es eine total dämliche Idee wäre von allen Packungen zu kosten.

Dabei hatte sie mich jedoch nicht nur vor den wirklich fiesen Bachschmerzen warnen wollen, die mich danach die ganze Nacht geplagt hatten, sondern auch davor, dass es auffallen würde, wenn alles aufgerissen sein würde.

Jedoch hatte auch ich ihr am Ende dieses Abends auch noch etwas gezeigt, nämlich, dass sie, auch wenn sie sonst mit allen Dingen richtig gelegen hatte, eine Sache dennoch falsch abgeschätzt hatte, wir bekamen keinen Ärger. Denn als unsere Plünderung der Vorratskammer am nächsten Morgen überraschender Weise tatsächlich aufgefallen war, hatte ich einfach behauptet es wären die Ratten gewesen.

An diesem Tag hatte ich ihr geschworen, dass sie niemals Ärger für ihre Streiche kriegen würde, zumindest nicht alleine, solange ich an ihrer Seite war und wir waren die dicksten Freunde geworden.

Zwar arbeitete sie mittlerweile hier und auch ich musste meinen Pflichten nachgehen, doch trotzdem verstanden wir uns noch immer so gut wie damals.

Nur konnte ich ihr dieses Mal nicht versprechen, dass sie keine Probleme bekommen würde, denn wir beide wussten nur zu gut, dass Aaron mich erst erwartete, wenn ich eingesehen hatte, das es ein leichtes sein würde König zu sein.

Das war jedoch auch genau der springende Punkt, von dem ich sie bereits seit fünf Minuten in einer Mauernische vor dem Schloss, damit auch ja niemand etwas mitbekam zu überzeugen versuchte: Aaron wusste nicht, dass ich kommen würde und im Nachhinein sollte er, genauso wenig wie irgendjemand anderes wissen das ich jemals da gewesen war.

„Aldrin, du weißt das ich viel für dich mache, aber meinen Job riskieren? Ich habe schließlich nichts anderes."

„Ich weiß, ich weiß. Aber ich verspreche, ich bin auch vorsichtig, okay?", versuchte ich sie zu beschwichtigen, denn für mich gab es keinen Weg mehr zurück.

Dies war meine einzige Möglichkeit mehr über Marleene herauszufinden und das musste ich, wenn ich die Chance haben wollte, wenigstens hinter einen Teil ihrer Fassaden blicken zu können.

Noch immer sah Carla nicht ganz überzeugt aus, deshalb setzte ich erneut an: „Bitte, ich verspreche dir es wird mich niemand sehen und wenn, was natürlich nicht passieren wird, wird es niemand mit dir in Verbindung bringen."

„Ach ja?", sie sah mich fast schon belustigt an und ich wusste nur zu gut, dass sie auf mein nicht vorhandenes Talent zu Lügen anspielte.

„Es ist wirklich wichtig..."

Carla musterte mich noch einmal und nickte schließlich wiederwillig, wobei sie zeitgleich ihre eine Augenbraue mahnend hochzog, was ich schon als Kind immer bewundert hatte. Wenn es eine Eigenschaft an ihr gab, die ich besonders mochte, dann war es die, dass sie es in den wichtigen Momenten verstand keine Fragen zu stellen und das sie jederzeit alles für ihre Freunde opfern würde.

„Du hast auch was gut bei mir."

Statt einer Antwort lachte sie nur leise und gab mir somit zu verstehen, dass ich das immer sagte, wenn ich ihre Hilfe brauchte, sie mir aber nie die Chance zum revanchieren gab.

Weil ich durch dich leben lernteWhere stories live. Discover now