40. Kapitel

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Marleenes Sicht:

Genervt drehte ich mich erneut von der einen Seite auf die andere und zog mir meine weiche Decke wieder bis ans Kinn. Es war zwar Sommer und somit ziemlich warm in meinem Zimmer, auch wenn das Schloss ganz schön dicke Wände haben musste. Außerdem war mir nur zu gut bewusst wie kindlich dieser Gedanke sein musste, aber schon immer hatte es mir Sicherheit vermittelt, von der Decke quasi geschützt zu werden.

Früher hatte es mir nach einem Albtraum oft geholfen wieder einzuschlafen, ein Trick den ich auch Milo und Marie anvertraut hatte, obwohl sie meistens sowieso immer zu mir ins Bett gekommen waren, wenn sie schlecht geträumt hatten.

Aber jetzt versuchte ich schon Stunden lang endlich in einen meiner Träume zu versinken, allerdings erfolglos.

Ich wusste nicht ob es richtig war, sich in seine Traumwelt zu flüchten, aber alles, einfach alles schien mir im Moment besser zu sein als meine Realität, die ein einziger Albtraum war.

Ein trauriges Lächeln schlich sich bei diesen Gedanken auf meine Lippen, denn es stimmte nicht nur, auch mein Dad hatte es früher geliebt solche, zugegebener Maßen mehr oder weniger passenden Vergleiche zu ziehen.

Doch im Moment musste ich mir ja eigentlich noch nicht mal Gedanken darüber machen, ob mein Flüchten vor der Wahrheit moralisch richtig war, denn soweit kam ich ja gar nicht.

Seufzend strich ich mir die Haare aus dem Gesicht um mich gleich darauf noch enger in die viel zu warme Decke zu kuscheln.

Weil ich sie jedes Mal vor mir sah, wenn ich die Augen schloss, ihr Auto, all die Menschen von denen keiner versuchte zu helfen und dann die Flammen... und allein der Gedanke daran, ohne all diese Bilder schnürte mir die Kehle zu.

Erst als es leise an der Tür klopfte gelang es mir meine Gedanken wenigstens für ein paar Sekunden zu verdrängen.

Ich wusste zwar nicht wie spät es war, denn es schien zwar alles mögliche in diesem Zimmer zu geben, aber eine Uhr fehlte, doch es musste schon weit nach Mitternacht sein.

Zuerst war ich mir nicht sicher ob ich mich nicht doch getäuscht hatte und wollte schon liegenbleiben, als es erneut ertönte.

Nicht laut, fast als wollte die Person die unweigerlich hinter meiner Tür stehen musste mich nicht wecken wollen, falls ich tatsächlich schlafen sollte, aber dennoch laut genug um meine Aufmerksamkeit zu erlangen, falls ich eben nicht tat.

Ohne weiter nachzudenken setzte ich mich auf, und zog die Decke beiseite, denn mir viel nur eine Person ein die mich so gut kannte, dass sie wusste, das ich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht schlafen würde.

Und anders als vor ein paar Wochen schaffte ich es nicht mehr, sie immer wieder abzuweisen um sie ja nicht zu nahe kommen zu lassen.

Schnell zog ich mir meine Socken an und nahm die rosafarbene Strickjacke von einem der sonst leeren Stühle, die Carla mir gestern mit ein paar anderen Sachen vorbeigebracht hatte, sodass ich nicht mehr auf Aldrins angewiesen war.

Auf denjenigen, den ich nicht mehr abweisen konnte, weil er mir bereits viel zu nahe gekommen war. Weil er etwas in mir auslöste, das ich noch niemals zuvor gespürt hatte und mir die Sicherheit vermittelte, die ich nur kannte, weil ich sonst immer versucht hatte sie an meine Familie zu vermitteln.

Ich wusste, das er vor meiner Tür stehen würde, aber trotzdem öffnete ich diese nur zögerlich, während ich die Jacke vor meiner Brust enger zog, weil mir die Wärme von meinem Bett mit einem Mal doch fehlte.

Zögerlich und so langsam das er schon dabei war sich umzudrehen, bis ihn das Knarren der alten Dielen unter dem Teppich wieder herumfahren ließ, als ich den Flur betrat.

Weil ich durch dich leben lernteWhere stories live. Discover now