Ich und Ece saßen nun schweigsam vor dem Krankenzimmer meiner Mutter. Ece sah nur nach unten.

»Du hättest mir das mit Timo sagen müssen«, brachte ich mühsam hervor.

»Ach«, nuschelte Ece und starrte nur auf einen Fleck. Für sie war das alles sehr schwer geworden.

Ich nahm sie in meine Arme und strich über ihr Haar. »Es ist okay«, murmelte ich. »Ich stehe hinter dir.«

»Was ist okay?«

»Ece, es tut mir Leid. Auch wenn...«

Es wollte nicht über meine Lippen kommen. Mit einer sehr großen Mühe, brachte ich es dennoch hervor. »Er mit dir zusammen wäre, müsste... ich das respektieren«, zischte ich und sah nur noch auf den Boden.

»Du hast Recht«, stimmte meine kleine Prinzessin zu. »Ich bin schließlich kein kleines Kind und deine Freundin... ist genauso alt wie ich.«

»Off«, zischte ich dann. Ich hatte Alev total verletzt. Es war mir nur so rausgerutscht und für den Moment hatte ich einfach vergessen, dass sie in dem Alter meiner Schwester war.

Hart, seine Freundin eine Schlampe zu nennen.

»Ist etwas mit Alev?«, fragte sie, doch ich schüttelte den Kopf. Ein Grinsen überfuhr in Eces Gesicht. Es war ein schadenfrohes Grinsen. »Du hättest dich lieber nicht in meine beste Freundin verlieben sollen. Die erzählt mir nämlich eh alles!«

»Off, Ece!«

»Zu einer Prinzessin sagt man nicht off!«

Ich lachte und strich ihr wieder durch das Haar. Dabei nahm ich mir vor, dieses süße Grinsen meiner wundervollen Schwester nie mehr zu brechen. Ich war es, der sie beschützen sollte, nicht der sie traurig machen sollte.

Ich musste auch noch Alev glücklich machen. Wie konnte ich nur so dumm sein?

»Es geht mir gut«, sagte Ece. »Ruf du Alev an, wenn du Mist gebaut hast.«

Ich grinste sie an und stand dann auf.

Ich wählte Alevs Nummer und schon schlug mein Herz schneller.

[Sicht von Alev]

Wir setzten uns erst alle hin und aßen Kuchen. Sevda und Harun spielten die ganze Zeit mit Olcay. Die beiden stritten sich sogar, wer Olcay mehr liebte. Ich wurde total eifersüchtig. Bei mir waren sie nie so!

Das, was mich am meisten Schockierte war immer noch, dass Olcay gerne mit Kindern spielte. Ihr wurde nicht einmal langweilig.

Nach einiger Zeit nahm meine Mutter Olcay Sevda und Harun ab, damit ich mit ihr schnell in meinem Zimmer verschwinden konnte. Als ich die Zimmertür schloss, bedrückte es wieder mein Herz. Er hatte mich als Schlampe beleidigt. Wäre ich die Freundin irgendeines anderen Typs, wäre ich in seinen Augen eine Schlampe. Verdammt.

Ich setzte mich mit Olcay auf mein Bett und umarmte sie sofort. Dabei erzählte ich ihr wieder, was geschehen war. Am Handy war ich zu verheult gewesen, deshalb hatte ich es zusammengefasst.

Olcay tröstete mich und ich merkte wieder, was für eine süße Cousine ich doch hatte.

»Du solltest später auch Ece anrufen«, meinte Olcay. »Vielleicht sogar gar nicht. Ihre Probleme sind im Moment schlimmer als deine und da können wir ihr schwer helfen. Du weißt ja, es geht um ihre Familie.«

Ich nickte und sah ihr in ihre wunderschönen blauen Augen.

»Ağlama, çikolata-göz! (Wein nicht, Schokoladen-Auge!)«, flüsterte die und wischte mir die Tränen weg. Ich lächelte etwas und da klingelte mein Handy. Auf dem Display erschien sein Name: "Serkan".

Er dachte an mich und ich könnte wetten, ihm tat es leid. Serkan würde mich schließlich nie brechen wollen. Ich grinste und wollte mir mein Handy schnappen, da ergriff es sofort Olcay und hielt es weit weg von mir.

»Was soll das?!«, schrie ich sofort und Olcay schüttelte den Kopf. »Du kleines naives Biest wolltest ihm wetten sofort verzeihen?«

Ich blinzelte und Olcay drückte auf "Anruf ablehnen".

»Das geht nicht, Alev. Okay, es war vielleicht keine Absicht, aber er hat dich verletzt. Er soll leiden.«

»Olcay, du hast voll das kalte Herz!«

Olcay lachte. »Behauptest du! Setz doch Mal dein Hirn an! Wenn du ihm immer so schnell verzeihst, dann passt er auch nicht auf, dass er dich bricht!«

»Serkan würde mich nie mit Absicht verletzen! Nie!«

»Sagt die, die gerade von ihm als eine Schlampe beleidigt wurde.«

Ich schmollte und sah zu Olcays Hand. Mein Handy klingelte wieder und Olcay lehnte den Anruf von Serkan wieder ab. »Wehe, du verzeihst ihm so schnell!«

»Tamam! Tamam! (Okay! Okay!)«

VerträumtWhere stories live. Discover now