Kapitel 83

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Verträumt
Ge. 02- Kapitel 83

[Sicht von Ece]

In der ersten Stunde hatte ich total das Gefühl, dass dieser neue Herr Bulut auf Frau Özkan stand. Er sah sie die ganze Zeit verträumt an, aber Frau Özkan blockte ihn still ab. Ihre Blicke waren so- so genial.

Nach der Stunde ging ich mit Alev runter, die schon schwärmte. Wir freuten uns total auf die Party von Nisan. Yakup abi hatte extra für sie einen Platz reserviert. Es musste doch perfekt sein. Danach würde Nisan wieder in die Klinik gehen für eine Untersuchung und sie würden ihr versuchen vorsichtig beizubringen, was wirklich mit ihr geschah. Das müsste sehr schwer werden.

In der Pause kam dann Tunç nervös auf mich zu.
»Ich muss Mal kurz weg«, meinte Alev da total UNAUFFÄLLIG und ging.
»Hey, Ece.«
»Hey«, erwiderte ich knapp.
»Kommst du kurz hoch?«, fragte er und ich nickte. Er fasste mich am Ellbogen und ging mit mir die Treppen hoch. Mein Herz fing an, schneller zu schlagen und ich hatte das Gefühl, gleich umzukippen. Ich stolperte und Tunç hielt mich schnell fest. Uff, ich war einfach zu tollpatschig. »Tut mir Leid«, nuschelte ich.
Er lächelte kurz. »Dafür brauchst du dich nicht entschuldigen.«

Wir kamen an einen verlassenen Gang an und ich fing an, mit dem Saum meines Oberteiles zu spielen. Dabei fühlte ich mich komisch. In mir tobte etwas, was ich kaum beschreiben konnte. Am liebsten würde ich für immer hier bleiben oder gleich wegrennen. Seltsam.

»Die ganzen Sachen mit unserer Familie hat doch nichts mit uns zu tun?«, wollte er es aus meinem Mund hören.
»Äh ja...«
Er fasste mich an Kinn und hob meinen Kopf so, dass ich ihm in seine Augen sehen musste. »Warum siehst du mich dann nicht an?«
Mein Herz raste. Was war nur los? Ich fühlte mich hilflos und wie gelähmt, aber gleichzeitig auch geborgen, als sei ich in den sichersten Händen der Welt.

»I-ich«, stammelte ich, als er mir wieder ein warmes Lächeln schenkte und ich mich wie Pudding fühlte. Schnell befreite ich mich von seinem Griff und ging mit meinen Pudding-beinen einige Schritte von ihm weg, drehte mich dann aber doch noch zu ihm um. »Ich denke, es ist nur, weil so viel auf einmal passiert ist«, behauptete ich. »Oder findest du das alltäglich?«
»Nein«, antwortete er knapp. »Mit dir finde ich es nie alltäglich.«
Mein Herz machte einen Satz. »Äh, klar, ich bin ja auch etwas besonderes.«
Er grinste und kam näher zu mir. Ich spürte seinen Atem. Sein Blick glitt auf mein Haar. Er strich mir eine Strähne vom Gesicht, während ich nach unten sah. »Ich weiß nicht, wie es weiter gehen soll«, plapperte ich.
»Das weiß man doch nie«, erwiderte er und ich sah wieder hoch. In dem Augenblick trafen sich nicht nur unsere Blicke, sondern auch unsere Lippen.

Es war als würden sich alle meine Träume erfüllen. Der Kuss wurde immer intensiver, bis jemand meinen Namen rief und wir uns voneinander lösten. Ich sah geschockt in die Augen meines Bruders, der eigentlich zu Hause sein sollte. Was suchte er hier? Er war doch krank! Vor allem, was tat ich hier mit Tunç!?

»Ece!«, hatte Serkan abi laut gerufen.
Ich starrte ihn nur an, während er näher zu und kam, mit einer düsteren Miene. Er sah zu Tunç, als wolle er ihn gleich umbringen. »Nie wieder!«, zischte er wütend. »Nie wieder vor meinen Augen!«
Vor meinen Augen!? Was sollte das denn bedeuten!?

Er sah dann zu mir, sein Blick wurde weich. Was war denn jetzt los, verdammt! Ich verstand gar nichts mehr!

»Wenn ihr etwas passiert, egal was, sie einen Kratzer hat oder so, dann weiß ich es von dir!«, rief er dann mit dem Blick auf Tunç. Tunç nickte und Serkan abi ging. Hä? Ich verstand die Welt nicht mehr!

[Sicht von Olcay]

Ich zerrte mich von Bekirs Blick und sah ihn wütend an. »Was glaubst du, wer du bist!?«
»Ich bin Bekir und will mit dir schla-«, konnte er nur sagen, da hatte ich ihm schon meine Faust ins Gesicht geschlagen. Er taumelte kurz zurück, fasste sich am Mund, wo er schon wie ein Baby zu bluten begonnen hatte und wurde wütend.
»Das wirst du bereuen«, behauptete er. Das glaubte ich kaum. Es fühlte sich nämlich einfach zu gut an.

Er kam auf mich zu und sein größter Fehler war es wahrscheinlich, dass er nicht wusste, wie man auswich und Kampftechniken abblockte. Wie armselig. Aber das war ich eben gewohnt. Die meisten Typen blockten nicht, sondern griffen nur an. Damit erreichten sie wirklich nichts, zumindest nicht bei mir. Ich wich geschickt seitlich aus und zog mein Bein an, sodass ich es gegen Bekirs Bauch schlug und er überrascht auf den Boden knallte.

»Glaubst du immer noch, dass ich es bereue?«, fragte ich in einem hinterhältigen Ton und grinste schief. Ich konnte ziemlich provokant sein.

Er sah hoch und die Wut war ihm im Gesicht geschrieben. »Ich schlag dich tot und zeig dich auch noch an. Ich hab Style und das Geld, okay?«
Ich lachte, es war einfach lustig. Meine Mutter war Anwältin und mein Vater hatte eine sehr sehr gute Firma. Was dachte er denn? Nur, weil ich nicht mit Klunkern zu Schule kam, hieß es nicht, dass ich arm war.

»Viel Spaß noch dabei!«, rief ich, als er sich aufrichtete und auf mich zukam. Ich wollte ihn wieder schlagen, doch er wich aus, sodass ich hinter ihm war. Wow. Lernen konnte er auch. Ich drehte meinen Körper um und traf heftig gegen seinen Rücken. Ich traf ihn auch, doch da packte er mich am Fußgelenk und warf mich zu Boden. Er stürzte sich mit seinem Fettleib, okay er war nicht fett, aber trotzdem tat es weh, als er sich auf mich stürzte.

Ich konnte es nicht fassen. Hallo? Wir waren nicht einmal vor einem Wald oder so und der Typ wollte mir die Hose runterziehen. Ich schlug ihm ins Gesicht, gegen den Bauch, trat ihn gegen die Eier und er rief. Sollte er doch sterben. Schnell stand ich auf und warf ihn zu Boden. Es war ganz einfach. Ich hatte ihm nur mit meinem Fuß treten und runter drücken müssen. Zuvor hatte ich ihn eh geschwächt. Ich tritt die ganze Zeit gegen seinen Bauch. Er rief wie verrückt, keine Menschenseele war in der Nähe. Komisch.

Es gab mir ein schlechtes Gefühl, nicht weil ich Bekir verprügelte, sondern, wenn er mich hätte vergewaltigen können, niemand da wäre, um ihn aufzuhalten.

Ich trat weiter auf ihn ein, bis er Blut spuckte. Danach rannte ich weg.

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