Kapitel 30

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Verträumt

Ge. 02- Kapitel 30

[Sicht von Ece]

Die Nacht schlief ich schlecht ein. Die kleinen Kinder, die diese Woche zu Besuch in unsere Schule kommen sollten, kamen mir immer wieder in die Gedanken. Vor allem, wegen der Drohung meiner Englischlehrerin. Uff, musste die Frau alles erschweren.

Am Morgen wachte ich schwer auf und ging ins Badezimmer. Immerhin war ich heute schneller als Serkan abi. Ich wusch mein Gesicht, machte mich fertig und zog mich dann in meinem Zimmer um. Danach ging es mir auch schon viel besser.

Ich frühstückte noch schnell und ging dann zur Bushaltestelle, wo Alev schon wartete. Sie sah gut gelaunt aus.

»Freust du dich auf die Kinder oder wie?«, fragte ich und sie wusste schon sofort, was ich damit meinte.

»Total«, sagte sie sarkastisch und verdrehte die Augen. »Vor allem, weil ich wahrscheinlich alles selber machen muss. Wer weiß, ob dieser Henrik Busch überhaupt diese Woche in der Schule erscheint. Der schwänzt eh immer und sein Freund hat mir erzählt, dass er nicht vorhabe, zu kommen, um auf diese Kinder aufzupassen.«

Sie stöhnte.

»Sei doch glücklich! Immerhin bist du nicht mit einem von diesen Penners zusammen!«

Sie zuckte mit der Schulter und grinste. »Ich würde auch gerne mit meinem Märchenprinzen zusammen arbeiten, wie du mit deinem Tunç.«

Ich schlug ihr leicht gegen den Arm und sie lachte. Dann hob ich eine Braue und grinste hinterhältig. »Dein Märchenprinz also? Wer ist das denn? Kenne ich ihn?«

Sie schüttelte den Kopf. »Ich hab keinen Märchenprinzen!«

»Doch, du hast es gerade zugegeben!«

Sie schüttelte wieder den Kopf.

Ich grinste. »Du brauchst dich nicht schämen! Sag es doch. Wir sind schließlich Freunde. Wie sieht er aus.«

Alev musste plötzlich lächeln und legte ihre Hand an ihre Wange. Sie hatte so einen verträumten Blick angenommen. Ich rüttelte an ihr. »Alev, träumst du? Hat dein Prinz dich etwa ab die Wange geküsst?«

Oha, sie wurde rot! Stimmte das?

Alev schüttelte den Kopf. »Man Ece, du spinnst.«

Unser Bus kam da auch schon und wir gingen zusammen rein. Ich nervte sie nicht mehr. Gab es wirklich einen Märchenprinzen für sie? Wenn ja, wieso erzählt sie mir nichts davon?

In der Schule gingen wir alle als erstes in den Raum, indem wir eigentlich zu der Stunde Unterricht hätten. Ich setzte mich wie gewohnt zu Alev, die schon gespannt war.

Der Lehrer hielt wieder eine Rede, von wegen, wir sollten unsere Schule nicht blamieren, bla bla. Wie oft wollen die das noch sagen?

Zu guter Letzt, fing er an, aufzusagen, welches Kind, zu wem gehörte und verteilte weiße T-Shirts, worauf nur der Name dieses Kindes stand. Auf meinem Stand also "Gamze" und auf Alevs "Yasin".

Ich fand's cool, dass wir türkische Kinder abgekriegt hatten.

»Hoffentlich sind die nicht frech«, meinte Alev und schmollte. Ich war ihrer Meinung. Aus tiefsten Herzen wünschte ich mir jemand artigem. Es wurde dann klargestellt, wer was als erstes tun soll. Auf der Internetseite der Schule soll auch stehen, welche Gruppe was machen soll. Wenn ihr mich fragt, ist das viel zu viel Aufwand, für diese kleinen Internat-Kinder. Egal, wie reich die sind.

Dann wurden wir zu den Kindern geführt. Gamze war ein süßes Mädchen mit braunem Haar und braunen Augen. Sie sah sehr nett aus und lächelte mich und Tunç liebevoll an. »Ich bin Gamze und ihr?«

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