Kapitel 25

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Verträumt

Ge. 02- Kapitel 25

Wir gingen hoch. Neben dem Sekretariat war das kleine Krankenzimmer. Ich hörte beim Vorbeigehen, wie Cihan und Tunç befragt wurden, was geschehen sei.

Serkan abi hatte die ganze Zeit kein Laut von sich gegeben. Scheiße, da fiel mir ein, dass ich mich gar nicht bei ihm bedankt hatte, dass er mich vor dem Verbluten gerettet hatte. Das war mir so verdammt peinlich. Aber dennoch spürte ich eine Geborgenheit und Sicherheit, wenn ich bei ihm war.

Als wir im Krankenzimmer waren, wischte ich Serkan abi das Blut von den Lippen. Er sah fertig aus... wegen mir. Er brachte immer noch keinen einzigen Laut hervor. Nur sah er mich mit seinen grünen Augen an, die mich irgendwie mitrissen. Schnell holte ich eine Kühlbeutel und legte es auf seine Lippe. »Ah!«, rief er und ich zuckte im selben Moment schon zurück.

»Tut mir Leid«, flüsterte ich.

»Ach was. Tut sowieso die ganze Zeit weh«, meinte er und stöhnte. Ja, es tut weh, wegen mir. Meine Hände zitterten schon. Ich hatte Angst, ihm weh zu tun. Langsam legte ich den Beutel wieder gegen seine Lippe.

»Danke«, nuschelte ich dabei. Seine Augen blickten mir tief in mein Gesicht. Ich konnte ein Fragezeichen ablesen.

»Danke, dass du so viel für mich getan hast. Ich weiß ehrlich nicht, wie ich das wieder gut machen soll. Du hast mir das Leben gerettet. Ich wäre verblutet...«

Er schien zu verstehen. Gut. Ich war eben nicht gut beim Sagen von so was. Das war echt schwer. Man kann das Gefühl nicht in Worte fassen.

»Und dann noch heute... du hast mir echt das Leben gerettet und... dich sogar verletzt.«

Er grinste und stöhnte dann sofort wieder. »Hab ich gern gemacht.«

Ich musste auch grinsen. Ich konnte einfach nicht anders. Die Lage war doch nicht zum Grinsen! Der Typ hat sich wegen mir verletzt und ich lache.

»Vielleicht sollte ich gehen...«, murmelte ich und Serkan abi nickte.

Ich lächelte kurz und ging dann aus dem Krankenzimmer. Als ich die Tür hinter mir schloss, nahm ich erst tief Luft und ging dann in meinen Unterricht. Ece sah mich schon mit großen Augen an, als ich geklopft hatte. Ich erklärte dem Lehrer kurz, weshalb ich weg war und setzte mich auf meinen Platz. Mein Herz schlug so verdammt schnell. Warum?

Ich konnte mich gar nicht mehr richtig konzentrieren. In der Fünf-Minutenpause schickte ich Eylem eine Nachricht, dass er Bekir die Ausrede mit dem Aids erzählen sollte. Ich hatte echt keine Ahnung, was ich sonst hätte, machen können. Aber ich hatte keine Angst mehr. Im Gegenteil, ich fühlte mich so stark wie noch nie.

[Sicht von Ece]

Nachdem Unterricht ging ich mit Alev runter in die Pausenhalle.

»Ich weiß nicht, wie ich deinem Bruder danken soll«, gestand sie. Ich lachte einfach nur. »Ist egal. Der überlebt das schon.«

Alev sah mich mit einem finsteren Blick an. »Das ist mehr als nicht okay von mir. Uff, er hat mir so geholfen.«

»Dann sei glücklich«, schlug ich ihr vor. Sie schien mit der Antwort dennoch nicht zufrieden zu sein und grübelte nach. Die ganze Pause war sie damit beschäftigt. Ich suchte mit meinen Augen nach Serkan abi, damit Alev endlich kurz "danke" sagen konnte und mit dem Grübeln aufhörte.

»Ich habe schon einmal danke gesagt!«, erklärte Alev, als hätte sie meine Gedanken gelesen.

»Was willst du noch?«

VerträumtWhere stories live. Discover now