Kapitel 97

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Verträumt
Ge. 02- Kapitel 97

Ich sah ihn verwirrt an. Meine Augen wurden groß.
»Olcay!«, wiederholte er und kam auf mich zu.
»Jetzt bin ich plötzlich wichtig?«, fragte ich aufgewühlt. »Nur weil ich deine Schwester gerettet habe?«

Er schüttelte den Kopf und kam näher zu mir. »Du warst immer wichtig. Immer. Du warst nie eine Wette. Du warst nie unwichtig. Als ich gesagt hatte, dass ich bei dir sein wollte, hab ich es ernst gemeint. Weißt du noch, als ich zu dir in die Therapie wollte-«
»Ich geh da eh nicht mehr hin. Bin wohl genesen«, zischte ich.
Er lachte schwach. »Du warst nie krank, Olcay. Du weißt doch, dass ich nicht gekommen bin?«
Ich nickte.

»Ich war dort und ich hab dich gesehen«, meinte er. »Du hast sogar geweint. Wenn du mir nicht wichtig wärest, wäre ich nicht gekommen. Dann wäre ich nicht fast gestorben, als du geweint hast.«

Ich starrte ihn verblüfft an, während er mich am Arm packte und sogar noch näher kam.

»Lass mich los!«, flüsterte ich, obwohl ich es eigentlich nicht wollte. Es war einfach ein Reflex geworden, Leute von mir fern zu halten, auch wenn sie mir wertvoll und wichtig waren. Er schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht. Ich hab mir selbst versprochen, das wenn ich ein Mädchen liebe, sie nie wieder loslasse.«

Unsere Blicke waren wie ineinander verschmolzen. Ich Atmung beschleunigte sich. Er umarmte mich fest, als würde er mich nicht mehr loslassen wollen.

»Ich liebe dich, Olcay. Ich liebe dich.«
Ich umarmte ihn fest. »Ich dich auch.«
Er sah mir in meine Augen, als wir uns lösten und ich verspürte eine Sicherheit, die unbeschreiblich war. Als ob aus diesem Augenblick das Glück entstand.

Ich musste lächeln. Meine Antwort war ein Kuss auf seine Wange. Cihans Grinsen wurde breit und er legte die Hand auf die Stelle.

Ich hatte mich verliebt.

Er nahm meine Hand und wir gingen in den Garten. Irgendwie war es keine Kitsch-party mehr für mich.

»Hast du Gülay gesehen?«, fragte mich Savas und ich schüttelte den Kopf.
»Als letztes war sie bei dir.«
Er nickte und ging weiter. Danach drehte ich mich um und sah meinen Vater. MEINEN VATER!

Ich rannte auf ihn zu und umarmte ihn ganz fest. Er erwiderte meine Umarmung und es war wirklich der glücklichste Tag in meinem Leben.

Leben, Liebe, Familie.

»Wann bist du gekommen?«, fragte ich, als wir uns voneinander lösten.
»Gerade erst und Olcay, weißt du was? Ich hab die Firma weiter gegeben.«
»Was!?«, fragte ich grinsend.
»Ich hab die letzten sechs Jahre Architektur studiert und die Firma geleitet. Jetzt bin ich Architekt.«
Ich umarmte meinen Vater wieder und dieses Mal viel fester.
»Olcay, bitte bring mich nicht um!«

Die ganzen Leute hatten sich um uns versammelt. Ich blickte in die Runde. Vor allem Cihan sah mich verwirrt an.

»Äh, Baba (Papa), soll ich dich den Leuten vorstellen?«, fragte ich und er nickte. Gesagt getan. Ich stellte ihn jedem vor und manche waren ziemlich überrascht. Metin Bener war schließlich niemand, der unbekannt war.

»Wo ist deine Mutter?«, fragte mein Vater.
»Sie ist noch zu Hause«, gab ich Bescheid und er nickte. Danach ging ich kurz mit Cihan weg. Wir setzten uns eine Straße weiter von Eces Haus.

»Ich- ich bin sichtlich schockiert«, meinte er. Ich nickte. »Ist normal, aber ich hab es ja auch niemandem gesagt. Nicht einmal Ece und so.«
»Ähm, sind deine Eltern getrennt?«
»Nein«
»Warum ist dann dein Nachname nicht Bener?«
»Ich wurde Mal entführt als ich klein war. Es waren zwei Männer in schwarzen Anzügen. Metin Bener ist reich, also würde er doch viel für seine Tochter geben, oder? Das war deren Plan. Aber das reichte ihnen nicht einmal. Sie wollten, dass mein Vater sich umbrachte Zweimillionen Euro davor zu einem bestimmten Ort brachte, damit man mich freiließ. Das ist doch brutal? Ich war viel zu feste gefesselt, ich bekam kaum Luft. Als ob ich mit diesem Alter von dort entkommen konnte. Meine Mutter hat mich gerettet. Sie ist aber nie auf die Schliche gekommen, wer es war. Das Einzige, was sie getan hatte, war damals einen Chip, getarnt als Schleife in mein Haar zu tun. Na ja, meine Mutter hatte damals schon Angst wegen einem Selim, der uns Mal bedroht hatte. Ich hatte ziemlich viele von diesen mit einem Chip versehenen Schleifen. Fast in allen Farben. Egal. Auf jeden Fall hätte es schlimm enden können. Sie hätten mir es wegnehmen können, keine Ahnung. Eine Schleife ist leicht raus zu nehmen.«
Cihan umarmte mich. »Wenn sie kommen, dann töte ich sie.«
Ich musste lachen und er stimmte mit ein.

Danach gingen wir Hand in Hand zurück.

Als wir im Garten waren, suchte Sava immer noch nach Gülay. »Sie geht nicht an ihr Handy ran«, meinte er und kratzte sich am Kopf.
»Keine Ahnung.«
Vielleicht hat sie die Nase voll von dir.

Er holte eine kleine Schachtel für einen Ring heraus. Oha! Wollte er sie fragen, ob sie ihn heiraten will!? »Glaubst du sie hat es bemerkt und sich umentschieden?«, fragte er, als hätte er meine Gedanken gelesen. Ich schüttelte den Kopf. »Bestimmt nicht.«
»Dann mach ich mir noch mehr Sorgen. Wo kann sie denn bloß sein!?«, fragte Savas. »Ich gehe sie suchen!«
Ich und Cihan nickten und gingen mit ihm auf die Suche.

VerträumtWhere stories live. Discover now