Kapitel 87

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Verträumt
Ge. 02- Kapitel 87

»Du hast Nisan gerettet?«, fragte ich und konnte es kaum fassen. Was war das denn für ein Zufall. Er kratzte sich am Kopf und lächelte. »Ja, ist aber nichts besonderes. Ich hab ihr ja nur das Messer aus der Hand geschlagen. Hätte jeder machen können.«
Ich schüttelte bestimmend den Kopf und lachte dabei. »Eben nicht!«

Tufan lachte auch. Dabei sah er hinter mich, wo Nisan stand. Sein Blick änderte sich sofort. Warte! War er verliebt? In Nisan! In meine süße Nisan!?

Er sah wieder zu mir und schien etwas beschämt zu sein. Ich ließ mir nicht anmerken, dass ich ihn gerade erwischt und mir schon Zusammenhänge gemacht hatte und lachte weiter. Plötzlich stand da Tunç neben mir. Er legte seinen Arm um mich und sah Tufan prüfend, aber zugleich lächelnd an.
»Ihr kennt euch ja bereits, oder?«, fragte ich und beide Jungs nickten.
»Ich- ich geh dann Mal«, meinte Tufan und ging, bevor ich etwas sagen konnte.

»Du hast ihn verscheucht!«, meckerte ich Tunç an und schüttelte seinen Arm weg, obwohl es mir gefiel, dass er ihn um mich gelegt hatte. Egal.

»Wieso hab ich ihn bitte verscheucht?«, fragte Tunç und sah mich unschuldig an.
»Du hättest deinen Blick sehen müssen!«, rief ich.
»Ja, ist schon okay«, sagte Tunç und drehte den Kopf weg.

Ich lief einfach an ihm vorbei und hörte, wie er mich verfolgte. Sofort musste ich grinsen, was ich mir schnell verkniff. »Ich hasse dich!«
»Du liebst mich!«
Ich drehte mich zu ihm um und hob provokant eine Braue. »Wie kommt du denn auf so etwas?«
Tunç fing an, breit zu grinsen. »Du hat mich schon immer geliebt.«
»Ach?«
»Klar, weißt du nicht mehr, als dieses Patenkind Gamze aus dem reichen Kinderinternat gesagt hatte?«
»Was?«
»Dass du meinen Namen auf deinem Kollegeblock gezeichnet hast.«
Oh, scheiße. Das hatte ich ganz vergessen!

»Na, nichts mehr zu sagen?«
»Halts Maul. Stimmt doch gar nicht.«
»Klar, deshalb hast du sofort deinen Collegeblock versteckt!«
Ich boxte ihm gegen die Schulter und sah dann auch schon schnell weg.

Er umarmte mich von hinten und drückte mir einen Kuss auf den Kopf.

»Was, wenn uns mein Bruder sieht? Der flippt doch aus«, murmelte ich und Tunç lachte.
»Selbst meine Mutter könnte kommen und ausflippen.«

Ich drehte mich zu ihm um und grinste breit. Irgendwie bekam ich bei ihm ein komisches vertrautes Gefühl, das Gefühl von Sicherheit, Geborgenheit, etwas drehte sich in meinem Bauch, mein Herz schlug wie wild und ich konnte meine Augen nicht von seinen nehmen.

Er kam mir immer näher, sodass ich schon seinen Atem spürte, da schubste ih ihn schnell weg, denn Serkan abi und Alev kamen gerade zu uns.

»Hi«, nuschelte ich und sah runter. Boah, war das peinlich.
»Wir dachten, wir gehen vielleicht hier in der Nähe in ein Café oder so«, schlug Alev vor und lächelte. Ihre Augen glänzten.
»Okay«, erwiderte ich, denn die Party von Nisan war sowieso bald schon zu Ende. Ich sah mich kurz noch um und sah etwas überraschendes. Eylem stand in der Ecke bei Yakup abi und sie unterhielten sich lächelnd. Eylem sah die ganze Zeit nach unten und wurde rot. Oh man, was geht denn da da vor sich? Hahaha, die Liebe.

Wir gingen in ein Café und redeten. Hauptsächlich lachte wir und hatten Spaß wie lange nicht mehr. Tunç hielt meine Hand und mein Bruder sagte nichts dazu. Gut so. Ich war kein kleines Kind... und... und ich mochte Tunç halt... irgendwie... irgendwie doll.

Am nächsten Tag stand auf meinem Plan: lernen! Ich wiederholte den ganzen Stoff wieder und begriff, wie sehr ich dir Schule vernachlässigt hatte. Alles, was ich nicht konnte und nicht verstand, fragte ich Serkan abi, er war ziemlich gut in der Schule und half mir, so gut er konnte. Wir hatten nur leider nicht alle Fächer gleich belegt. Sonst hätte er mir viel mehr helfen können.

»Wieso lernst du denn nicht mit Alev?«, fragte er genervt, als ich ihm die ungefähr tausendste Frage stellte.
»Du glaubst doch wohl im Ernst nicht, dass Alev das kann.«
Er schlug mir sehr sehr leicht gegen die Schulter und grinste.

»Darf ich nicht Mal mehr meine beste Freundin beleidigen?«, lachte ich. Das war doch eh nicht ernst gemeint gewesen. Alev war sehr schlau... in manchen Themen und ich war schlau... in manchen Themen.

»Nicht in meiner Gegenwart«, ermahnte er mich und ich musste anfangen, laut los zu lachen. Wir lernten weiter und am Abendessen konnte ich irgendwie nicht in die Augen meiner Mutter sehen. Ich konnte sie auf eine Art verstehen. Der Grund, warum sie nicht wollte, dass ich etwas mit Tunçs Familie zutun hatte, war nicht klein. Aber er hatte weder etwas mit Tunçs Mutter, noch mit Tunç zutun.

Serkan abi sagte auch nichts zu dem Thema. Er war ja sowieso seit Jahrwn mit Tunç, auch wenn es geheim war, befreundet. Dass ich mit ihm, auf irgendeine Weise, zusammen war, machte ich wohl auch nichts mehr aus. Gut.

[Sicht von Alev]

Am Montag war wieder Schule. Ich hätte kotzen können. Das Wochenende war wie immer so schnell um. Ich hatte gar nichts richtiges machen können. Uff.

In der Pausenhalle, als ich in die Schule kam, erblickte ich als erstes Frau Özkan und neben ihr Herr Bulut, mit dem sie sprach. Scheint es zwischen den beiden wirklich zu funken?

Wenn man die beiden näher beobachtete, hatte Herr Bulut einen Ausdruck, als würde er Frau Özkan sehr schätzen und Frau Özkan sah verwirrt aus. »Ich habe ständig das Gefühl, dass wir uns irgendwo begegnet sind«, sagte sie Mal wieder. Herr Bulut lachte. »Vielleicht aus einem Traum?«

Ich wendete mich schnell weg. Was die beiden besprachen war schließlich privat. Was ich da sah, schockierte mich etwas. Was machte Olcay bei Cihan. Sie beredeten auf jeden Fall etwas und Cihan grinste die ganze Zeit, während Olcay nur mit großen Augen zu ihm sah.

»Alev!«, hörte ich Ece nah mir rufen. Ich begrüßte sie sofort mit einem Küsschen links und Küsschen rechts. Sie war wieder einmal putzmunter.

Es schellte schnell und dann stiegen wir auch schon die Treppen hoch.

[Sicht von Olcay]

Als ich zur Schule kam, kam mir sofort Cihan entgegen. Er hatte schon sein übliches Lächeln im Gesicht, obwohl es Montag war, ich wiederhole MONTAG!

Vielleicht gab es ja irgendetwas, was seinen Tag angenehm oder sogar schön machte. Vielleicht war es so schön, dass es ihm nicht einmal etwas ausmachte, zur Schule zu gehen. Ts, was denk ich. Das ist Cihan. Er ist halt nur komisch.

Er fragte mich, ob ich Zeit hätte und ob wir vielleicht heute etwas machen könnten. Meine Antwort war nicht ganz deutlich. »Keine Ahnung«, hatte ich gesagt. Ich hatte ehrlich keine Ahnung. Am liebsten wär ich einfach wieder zu Hause. Es schellte dann auch sofort, was mich aus dieser misslichen Lage befreite. Ich ging noch kurz zur Mädchentoilette, um mein Haar zu ordnen. Ich war zur Schule gerannt.

Als ich mein gelocktes Haar wieder richtete und raus wollte, versperrte mir ein Mädchen den Weg. Sie hatte ein gespielt freundliches Lächeln aufgesetzt und ihre Augen spuckteb Feuer.

»Wer bist du denn?«, fragte ich, obwohl ich wusste, dass dieses Mädchen Dilek hieß und gerne über andere Lästerte. Das hatte sich sogar schon bis zu mir gedrängt.

»Dilek«, sagte sie arrogant. »Dilek heiße ich und ich würde dir gerne Mal einen Rat geben.«
»Wow, da bin ich aber gespannt«, lachte ich und verdrehte die Augen. Innerlich kämpfte ich mit mir, ihr nicht gleich das Gesicht umzudrehen.

»Du solltest dich von Cihan fern halten!«
»Ach, sollte ich das?«
Sie lachte. »Du warst gestern mit ihm in einem Café? Weißt du auch warum? Es war seine Strafe. Er und Ece hatten abgemacht, dass wenn jemand einen Korb gegen ihn macht, dass er Ece, Alev und dieser Person etwas spendiert und das musstest ja gerade du sein. Obwohl er dich nicht mochte, hat er es getan. Du weißt doch, Männer halten ihre versprechen.«

Sie lachte und ging davon. Ich blieb wie angewurzelt stehen, doch dann rannte ich ihr hinterher und drehe sie zu mir um, sodass sie mich ansehen musste. Dieses Mal sah ich sie mit Feuer spuckenden Augen an.

VerträumtWhere stories live. Discover now