Kapitel 75

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Verträumt
Ge. 02- Kapitel 75

[Sicht von Alev]

Ich wachte am Morgen unnormal früh auf. Eigentlich war ich ja eher ein verschlafener Typ, aber keine Ahnung, heute war es anders.

Auch wenn Bekir wieder hierher zurück gekommen war, wollte ich mich nicht unter Stress bringen. Der konnte sich gleich wieder verpissen. Außerdem hatte ich ganz viele Leute um mich herum, die auf mich aufpassten. Zum Beispiel Serkan. Bei dem Gedanken an ihn musste ich gleich grinsen. Oh man, wie kam es dazu, dass ich mich in ihn verliebt hatte? In den Bruder meiner besten Freundin!?

Ich machte mich schnell fertig und ging dann zur Küche, wo mich meine Mutter und meine Geschwister mit einem leckreren Frühstück erwarteten.
Bevor ich mich auf meinen Platz setzte, gab ich Harun und Sevda einen Kuss auf die Wange.

»Bah!«, protestierte Harun sofort und wischte sich mit der Hand die Wange. Ich musste daraufhin nur lachen und frühstückte.
»Du bist heute so glücklich«, bemerkte meine Mutter mit einem Strahlen. Ich nickte und sah dann auf die Uhr. »Muss los!«, rief ich und rannte aus dem Haus. An der Bushaltestelle erwartete mich meine süße Ece, wie immer.

»Hey!«, begrüßte ich sie voller Freude.
»Hey«, murmelte sie.
»Ist etwas?«
»Nö nö«, meinte sie und spielte mit ihrem Haar. Sie war nie gut beim Lügen.
»Sag es schon!«
»Was denn?«
»Komm schon!«, maulte ich und schmollte. Sie fing an zu lachen und nickte dann. »Ich hab mich nur gestern mit Tunç getroffen...«
»Ay!«, kreischte ich.
»Sus! (Sei leise!)«, zischte Ece sofort, bekam große Augen und sah um sich herum, damit sie sich sicher sein konnte, dass niemand meinen Glücksschrei gehört hatte.

»Du musst immer alles falsch verstehen!«, meckerte sie und sah dabei wie Zucker aus. Ihre grünen Augen blickten mich gespielt böse an. Noch etwas an ihr, was ich liebe. Sie konnte nie richtig sauer auf mich sein. Zumindest nicht, wenn es nichts ernstes ist.

»Tunç ist ein sehr sehr guter Freund von mir, das ist alles!«
»Ach so und was macht dich daran so motzig?«
»Es gibt kein Wort, das "motzig" heißt!«
»Du weißt eh, was ich meine, also rück raus! Rück raus!«
»Ach nichts. Ich hab nur nachgedacht, ob das Problem mit meiner Mutter und Tunçs Familie nicht doch größer ist, als sie es scheint.«
»Uff, Ece, das macht mich so fertig. "Liebe mit Hindernissen"«, meinte ich und schwenkte dabei meinen Arm zur einen Seite. Ece schlug mir sofort gegen die Schulter. »Was soll ich nur mit dir tun?«

Da kam auch schon unser Bus und wir stiegen ein. In der Schule kam Olcay zu uns und sah ziemlich genervt aus.
»Ist etwas?«, fragte ich sie, doch sie schüttelte nur den Kopf. Als wir den Raum betraten und die Stühle von den Tischen auf den Boden taten, sah ich einen Zettel an meinem Platz. Ich nahm ihn in die Hand und öffnete ihn. Er war an mich:

"Alev, warte nach der Schule vor der Turnhalle auf mich. Serkan."

Ich musste grinsen und drückte den Zettel näher an mich.
»Was ist denn?«, fragte Ece.
»Nichts nichts«, murmelte ich und steckte den Zettel in meine Mappe.

[Sicht von Olcay]

In der Pause ging ich kurz aus die Schule, um mir vom Bäcker in der Nähe etwas zu Essen zu holen.

»Ein Schokobrötchen«, bat ich und schenkte der Angestelltin ein gespieltes Lächeln. Sie lächelte zurück, doch an ihren Augen bemerkte man, wie genervt sie war.

Ich bezahlte das Brötchen schnell und ging sofort raus. Da bekam ich überraschenden Besuch. Bekir stand nämlich da mit zwölf weiteren Typen und sah mich wütend an. Na toll. Der hatte mir gerade noch gefehlt.
»Was?«, fragte ich kalt und verdrehte meine Augen. Vor seinen "Sklaven" und ihm hatte ich einfach keine Angst.

»Du hast meinen Ruf zerstört!«, rief Bekir voller Wut und die Typen hinter ihm machten Angriffsstellungen.
»Und deine äh Freunde sollen ihn also wiederherstellen?«, lachte ich. Ich konnte ziemlich provokant sein.

»Was hast du für ein Problem!?«, rief er. Bah, er hatte Mundgeruch.
»Mein Problem bist du.«
»Ach, was macht dich so locker!? Hä!? Ich schlag dich tot!«
»Du oder deine ach so geilen Freude?«

Er sah mich zornig an. »Du mischst dich nie mehr in meine Angelegenheiten ein! Das ist deine letzte Chance!«
Ich verdrehte absichtlich die Augen und sah mich in der Umgebung um. Ich könnte Bekir einen Tritt geben und dann in die Bäckerei rennen, aber dafür war ich zu stolz.

»Ein Weib wie du sollte sich nicht so dumm anstellen. Du könntest sogar ziemlich sexy sein«, meinte Bekir und nahm eine von meinen Locken in die Hand. Ich wich sofort zurück und er lachte. »Wie viel?«, fragte er. Hä?
»Wie viel ist der Preis-«, er beendete den Satz nicht, aber seine Freunde lachten dreckig. Er musterte mich von oben bis unten und mir wurde schlecht. »Seh ich aus wie eine Nutte oder was?«
»Wieso zierst du dich?«, fragte er und einige lachten dreckig. Er packte mich plötzlich an den Haaren und zog mich runter. Das bedeutete Krieg.

Ich schlug mit meiner Faust in sein Bauch und befreite mich von seinem Griff. Danach hob ich mein Bein und schlug ihm mit meinem Fuß in seine Fresse. Es waren nur Sekunden vergangen und seine Freunde griffen mich an. Verdammt. Ich war nicht stark genug für so viele.

Bekir blutete an der Nase. »Macht sie fertig und bringt sie dann zu mir in den Wald«, zischte er und wischte sich das Blut mit dem Handgelenk weg. Seine Augen spuckten Feuer. »Ich will heute noch Spaß haben.«

Vier gegen ein Mädchen! Hatten die denn überhaupt keinen Stolz!?

Bekir ging. Wahrscheinlich zum Wald.

Ich wehrte mich bis zum geht nicht mehr und fragte mich, ob das meine Mutter hingekriegt hätte. Sie war nicht nur gut in allen Techniken wie ich, sie hatte auch noch eine Stärke, wie Godzilla. Ich hingegen war nicht so stark wie sie, aber auch nicht schwach. Ich wusste lediglich nur, wo ich treffen musste.

Ich presste die Zähne fest aneinander, als mich ein Typ an den Haaren hielt. Den einen hatte ich schon zu Boden gerungen, aber der rappelte sich so langsam auch schon wieder auf. Den Typen, der mich an den Haaren zog, drückte ich runter und rammte ihm mein Knie in den Bauch. Er stöhnte und fiel zu Boden.

Irgendjemand schlug mir gegen die Nase und sie fing augenblicklich an zu bluten. Blut. Es roch so stark nach Blut. Ich schlug auf noch einige ein, aber spürte, dass ich irgendwie alle Kraft verloren hatte. Los, Olcay! Das ist nur ein bisschen Blut!

Ich sackte auf den Boden und hörte, wie sich einige Prügelten. Wieso Prügelten die sich!?

Als ich hocherblickte musste ich staunen. Mit einem Ruck kam Cihan zu mir und half mir hoch. Bekir war weg und seine Freunde auch.

»Oh Fuck, du blutest«, murmelte er, obwohl er nicht besser aussah- gar nicht besser. Seine Lippe war aufgeplatzt und aus seiner Nase quoll auch schon Blut. Seit wann war er hier?

Über seiner Augenbraue hatte er auch eine Wunde. Tat es ihm denn gar nicht weh? Also ich hatte qualvolle Schmerzen! Cihan sah so aus, als ob er nur daran dachte, dass ich blutete.

»Mir geht's gut«, murmelte ich und starrte ihn an. Ich fasste es nicht. Er hatte doch nicht für mich gekämpft!? Nein! Nein!

Er gab mir ein Taschentuch, welches ich gegen meine Nase drückte. Es blutete nicht mehr viel- im Gegensatz zu seinen Wunden.

Mir wurde schlecht. Ich konnte diesen Geruch nicht haben.

»Wisch das ab!«, meckerte ich.
»Was?«, fragte er, als fühle er nichts.
Ich nahm das Taschentuch und drücke ihm gegen die Wunde und das nicht gerade sehr sanft.

»Ah!«, zischte er und verzog sein Gesicht. »Du bist wie ein Biest.«
Ich sah zu Boden. Irgendwie realisierte ich alles kaum. Es war so plötzlich passiert.

Die Angestelltin bei der Bäckerei kam sofort raus. Gerade bei der Prügelei war ihr nicht zum helfen zumute, aber jetzt auf einmal musste sie ja kommen. Sie kam mit einem Tuch mit Desinfizier-mittel drauf und sah Cihan besorgt an. Irgendwie kotzte mich das an.

»Warte, ich helf' dir!«, rief sie und hockte sich zu uns.
Ich riss ihr, auch wenn ich nicht genau wusste warum, das Tuch aus der Hand und sah sie hasserfüllt an. »Ich mach das schon!«, rief ich. Am liebsten würde ich dieser Tussi die Arme wegreißen oder die Beine oder den Kopf. Sie sollte sich schnell verpissen, wenn sie nicht sterben wollte.

VerträumtWhere stories live. Discover now