Kapitel 38

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Verträumt

Ge. 02- Kapitel 38

Der Frau, gegen die ich knallte, fielen die Tüten aus ihren Händen.

»Tut mir Leid«, brachte ich kurz hervor und half ihr die Tüten aufzuheben. Als sie die Tüten wieder in der Hand hatte, lächelte sie mich leicht an. Ihre Augen waren braun und ihr braunes Haar war brustlang und gewellt.

»Danke«, murmelte sie kurz. Dann ging sie lächelnd an mir vorbei. Ich sah ihr noch kurz nach. Aus irgendeinem Grund hatte ich das Gefühl, dass ich diese Frau immer wieder sehen würde und sie mir bald schon ans Herz wachsen würde.

Warum wohl?

Naja, ich ging weiter.

[Sicht von Ece]

»Sag schon!«, bat ich, doch Tunç zeigte immer noch auf seine Wange. Uff, was hat er gehört?

Ich kam ihm näher, tat so als ob ich ihn küssen wollte, klatschte ihm dann aber eine rein. Er sah mich geschockt an.

»Was?«, fragte ich.

»Wieso hast du mir jetzt eine geklatscht?«

»Denk noch einmal darüber nach«, meinte ich nur und ging aus dem Raum. Gerade da kam Gamze auf mich zu. »Ist etwas?«, fragte sie.

Ich schüttelte den Kopf. »Geh du schon Mal wieder in den Raum. Ich komme gleich sofort nach.«

Sie nickte und ging brav in den Raum, wo Tunç war.

Ich ging einfach etwas herum und stieß mit Dilek zusammen, die mich schon angrinste. »Ich bin gerade hergekommen, in diesen Stock, um dich zu sehen, Ece.«

»Was willst du?«, fragte ich kalt. Das alles ging mir schon mehr als genug auf die Nerven. Ich wollte endlich, dass diese Probleme aufhörten.

Erst war da Bekir, dann gibt es im Moment meine Lehrerin, die mich am liebsten heulend sehen will, Gamze, die ich unbedingt glücklich mache muss, Dilek, die mich mit einem Foto bedroht und Tunç, den ich am liebsten in die Arme... Ich meine, der die ganze Sache nicht verstehen will.

»Ece, pass auf, wie du mit mir redest!«, drohte mir Dilek. Toll, fängt ja gut an.

»Sag doch einfach, was du willst.«

»Na, ich bin immer noch nicht mit Cihan zusammen!«

»Ich hab gerade besseres zu tun.«

»Ece, ich warne dich!«

»WAS?«, ich schrie es fast schon. In letzter Zeit war mir einiges schon zu hoch gestiegen. »Mach doch, was du willst! Was glaubst du, hä? Serkan abi glaubt eh, dass ich eine unschuldige Prinzessin bin! Wenn schon würde er die ganze Schuld auf Tunç schieben und die würden sich prügeln! Was bringt dir das? Hä? Außerdem würde er als erstes zu MIR gehen und ich würde ihm alles erzählen, warum Tunç an dem Tag bei mir war! Und dann wäre er eher stolz auf seinen Freund! Du Schlampe weißt doch gar nicht, was passiert ist! Ich würde sagen, dass du mich bedroht und das Foto ins Internet oder wer weiß wohin gesteckt hast. Dann wärst du die Gearschte! «

Dilek blinzelte. Sie drehte sich um und ging sofort weg. Ob ich sie überzeugt hatte? Keine Ahnung. Was in ihrem kleinen Schädel vor sich ging, konnte ich schwer erraten.

Ich setzte mich einfach am Rand auf den Boden und legte meinen Kopf an meine Knie. Fest presste ich meine Zähne aneinander. Der Stress und alles Drum und Dran, den ich die ganze Zeit vergeblich hatte versucht runter zu schlucken, kam alles auf mich zu.

Der einzige Gedanke, den ich im Moment hatte war: nicht weinen.

Ich machte ein Geräusch mit meinen Mund, was sich wie eine Mischung aus Quieken und Weinen anhörte. Es hatte heute nur nichts Tröstendes an sich. So saß ich herum und spürte wie die Kraft von mir glitt. Das "nicht weinen" raubte mir alle Kraft, die ich hatte.

VerträumtWhere stories live. Discover now