Kapitel 91

1.9K 153 1
                                    

Verträumt
Ge. 02- Kapitel 91

Es gab ein großes Durcheinander. Der Krankenwagen fuhr los und ein Polizeiauto war erschienen. Sie nahmen den Autofahrer mit. Er musste wahrscheinlich schildern, was passiert war.

Ich ging auf Mine zu und half ihr hoch. Ihre Handflächen waren auf geratscht, sowie ihre Jeans zerrissen worden war.

»Ist das ihre Schwester?«, fragte mich eine Frau und ich nickte.
»Da hat sie aber großes Glück gehabt«, fügte wie hinzu. Was?
»Ich versteh nicht, was sie meinen?«
»Das Auto!«, rief die Frau und zeigte auf den Wagen, der das Mädchen überfahren hatte. »Es hätte ihre Schwester beinahe überfahren, wäre dieses Mädchen nicht aus dem Nichts aufgetaucht und sie gerettet.«
»Was?«, fragte ich wieder, weil ich das ganze nicht ganz realisieren konnte.

»Sie hatten großes Glück«, wiederholte die Frau und ich sag geschockt zu Mine. Ihre Augen waren immer noch weit aufgerissen. Ich nahm sie zu mir und drückte sie ganz fest an mich. Dabei bedrückte mich eine tiefe Stille. Um mich herum waren immer noch tausende Leute. Ihre Stimmen nahm ich nur verschwommen ein. Die ganze Zeit verfolgte mich die Stimme von Özlem. Wie sie geschrieen hatte. Es war ihre Tochter. Ihre Tochter hatte meine Mine gerettet.

»Wissen sie, in welchem Krankenhaus sie gefahren sind?«, fragte ich, ohne die Frau anzusehen.
»Ich glaube XXX-Krankenhaus.«
»Danke.«

Ich stand auf, trug Mine in meinen Armen und brachte sie nach Hause. Meine Mutter stand sofort in Aufregung. Sie wollte wissen, was passiert war.
»Mine- Mine ist vor ein Auto gesprungen und ein Mädchen hat Mine weggeschubst und ist dafür selber-«, weiter brachte ich es nicht, doch meine Mutter verstand alles sofort.
Ich wusch Mines Hände und suchte ihr eine Jogginghose aus. Danach sah wendete ich mich zu meiner Mutter, die vor Schock nicht wusste, was sie tun sollte. »Ich will dorthin.«
»Wir müssen«, brachte meine Mutter heraus und nickte. Sie hatte schon Tränen im Gesicht. Ich umarmte sie und sie fing an zu schluchzen.
»Ist okay«, nuschelte ich und wir fuhren dann schon zum Krankenhaus.

Da ich nicht wusste, wie das Mädchen hieß, mussten wir suchen. Die Suche dauerte nicht lange. Der Geschrei und das Geschluchze von Özlem hallte von den leeren Wänden. Sie saß zusammengekrümmt auf dem Boden, angelehnt an der Wand. Ihre Hände waren gegen ihre Ohren gepresst und ihr Gesicht war Trauerverzerrt. Die Tränen verpassten Hiebe. Ihr Anblick tat weh. Sie sah so schwach aus.

Meine Mutter hielt sich an der Wand fest. Der Anblick tat ihr mehr weh, als mir. Auch wenn sie weder das Kind noch Özlem kannte, wusste sie genau, wie schmerzvoll Qualen einer Mutter waren. Ich stütze meine Mutter und half ihr, sich auf einen der Stühle zu setzen.

Dann wollte ich zu Özlem, die immer wieder »Siebzehn, noch siebzehn«, weinte. Plötzlich kam eine Frau, die ich zuerst nicht erkannte, auf Özlem und kniete sich zu ihr. »Özlem, was ist passiert?«, fragte sie und sah sie besorgt an. An der Stimme erkannte ich- es war Frau Özkan, doch was machte sie hier?

»Ona bakamadim. Onu koruyamadim (Ich konnte nicht auf sie aufpassen. Ich konnte sie nicht beschützen)«, flüsterte Özlem und schlug sich gegen den Kopf. Frau Özkan nahm ihr Gesicht in die Hände, damit sie sich beruhigte, doch Özlem weinte nur noch mehr.

»Was bin ich für eine Mutter, Gülay? Was bin ich nur für eine Mutter?«
»Pst, es wird alles gut, Özlem, es wird alles gut!«
»Wie Gülay, wie!? Sie war doch mein Baby! Mein alles! Sie ist noch siebzehn! Siebzehn! Sie ist siebzehn und gleitet aus meinen Händen. Sie ist siebzehn, Gülay, noch siebzehn!«
»Özlem, mach dich nicht so fertig, sie schafft das. Du kennst sie doch besser als ich, du weißt, wie stark sie ist!«

Özlem nickte. In mir stieg Trauer hoch und etwas rammte mir einige Messer in den Hals. Özlem nickte noch heftiger, wobei ihr noch mehr Tränen runter glitten. »Ich weiß, wie stark sie ist, aber ich weiß auch, wie schwach sie ist, so zerbrechlich wie nichts. Sie ist die Jenige, die immer so tut, als sei alles okay, als sei alles gut, aber Nachts, wenn sie denkt, dass alle schlafen, dann weint sie, dann schreit sie, dann zeigt sie, was wirklich in ihr vorgeht! Sie ist das Mädchen, dass sich immer unter der Treooe versteckt hatte, damit keiner denkt, dass sie schwach ist! Das Mädchen, dass immer dachte- dass immer dachte, das ihre Mutter das nicht merkt! Das Mädchen, das immer lacht, weil sie ihre Mutter nicht verletzen will. Sie ist zerbrechlich, klein und sie braucht mich! Sie brauchte mich! Ich war nicht bei ihr! Gülay! Olcay ist noch ein Kind!«

Meine Welt drehte sich, die Luft zum Atmen wurde immer weniger, meine Lunge brannte, alles wurde schwarz, tausend Hiebe durchdrangen meinen Körper. Ich schluckte. Konnte es wirklich sein? War es wirklich Olcay?

VerträumtTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang