Meine Mutter runzelte die Stirn und sah mich verwirrt an. »Was willst du denn damit sagen?«

»Ich will damit sagen, dass das Mädchen, welches du hier beschützen willst eine falsche Schlampe ist!«

»Du benutzt dieses Wort nie wieder!«

»Ach, Dilek darf es sein, aber ich darf es nicht einmal benutzen?«

Meine Mutter sah mich geschockt an. Sie sah traurig, verwirrt, entsetzt, geschockt, wütend und besorgt auf einmal aus.

»Ich weiß nicht, was Dilek gemacht hat, Cihan, aber glaub mir, sie ist kein schlimmes Mädchen! Sie ist verliebt in dich und Liebe macht blind!«, behauptete meine Mutter. Ihre Augen sahen voller Trauer und Hoffnung zu mir. Ja, sie hatte Dilek sehr gemocht.

»Wenn Liebe sie so blind macht, kann sie es gleich vergessen! Außerdem war sie auch früher so!«

»Ach und woher weißt du das?«

»Das hat mir jemand gesagt, dem ich sehr viel vertraue, denn diese Person hat mir gezeigt, wie falsch Dilek ist, obwohl Dilek sie bedroht hat.«

Meiner Mutter klappte der Mund auf. Währenddessen ging ich auf mein Zimmer. Auf weitere Diskussionen über Dilek hatte ich einfach keine Lust.

[Sicht von Tunç]

Nachdem Ece gegangen war, machte ich mich auf den Weg nach Hause. Meine Mutter wartete schon auf mich und ihr Gesichtsausdruck war mehr als nur streng. »Was ist?«, fragte ich sie locker und ihr Ausdruck wurde ernst. »Hatte ich dir nicht gesagt, dass du dich von dieser Schlampe fern halten sollst?«

»Nenn sie nicht schlampe!«

»Ach, jetzt beschützt du sie auch noch vor mir?«

Was geht denn hier ab? Ich konnte es nicht fassen. Meine Mutter kannte Ece schließlich nicht, sonst würde sie so etwas nie im Leben sagen, aber warum war das alles dann? Sie hatte auch etwas dagegen gehabt, dass ich mit Serkan befreundet war. Nur warum?

»Tunç, antworte mir gefälligst!«

»Was hast du gegen Ece oder Serkan?«

»Nimm deren dreckige Namen nicht in den Mund!«

»Es sind doch ganz normale Namen!«

Diese ganzen Fragen. Es brachte sowieso nichts. Meine Mutter ging den Fragen aus dem Weg, doch heute wollte ich die Antworten!

»Sag mir doch warum, sonst kannst du nicht verlangen, dass ich ihr aus dem Weg gehe!«

Meine Mutter seufzte und ihr ernster wütender Gesichtsausdruck hatte sich sofort in ein trauriges verwandelt.

Sie setzte sich auf einen Stuhl und sah zu Boden. Dieser Anblick machte mich fertig.

Ich hockte auf den Boden und sah ihr in die Augen. »Ne oldu Anne? (Was ist, Mama?)«, fragte ich in einem ruhigen zarten Ton.

Meine Mutter schüttelte den Kopf. »Es ist dir doch eh gleichgültig, was ich denke, was ich fühle. Die Hauptsache-«

»-Mir ist nicht gleichgültig, was mit dir los ist!«

Kaum hatte sich meine Mutter an den Stuhl angelehnt, fing sie schon an zu erzählen, zumindest halb. »Es ist kompliziert. Es ist wie ein kaputter Stuhl, verstehst du?«

»Wie?«

»Wenn du einem Stuhl das eine Bein brichst, kannst du dich nicht mehr darauf setzen. Es ist wie die Freundschaft. Ist es einmal gebrochen und zerstochen, kann man es kaum wieder zusammen flicken.«

»Kaum. Das heißt, es gibt Hoffnung?«

»Die Hoffnung wächst im Glauben und ich glaube nicht daran.«

Es herrschte Stille. Ich verstand nur Bahnhof. Auf jeden Fall war etwas kaputt... oder es war gebrochen. Vielleicht sogar zerstochen. Auf jeden Fall hatte es meine Mutter traurig gmacht und das konnte ich nicht mit ansehen. Dennoch musste ich es wissen. Hier und jetzt.

Würde ich das Thema irgendwann anders wieder öffnen, würde sie derselbe Schmerz aufsuchen, oder?

»Mama, sag doch, was los ist?«

»Ich sagte doch, dass es kompliziert ist. Es sind verschiedene Welten, verschiedene Menschen, verschiedene Psychologie.«

Okay, jetzt macht sie mir Angst.

Gerade da hörte ich, wie jemand die Tür aufmachte und mein Vater kam herein.

»Merve?«, fragte er und hockte sich sofort neben mich. »Ist alles okay?«, murmelte er und sah meiner Mutter tief in die Augen. Dabei hielt er ihre Hand. Meine Mutter schüttelte ihren Kopf. »Onur, es fühlt sich schrecklich an.«

Mein Vater half meiner Mutter aufzustehen und begleitete sie in ihr Zimmer. Ich war noch am selben Fleck und war in de Hocke. Langsam stand ich auf. Ich war nicht schlauer geworden, aber ich würde nicht aufgeben.

Kurze Zeit später kam mein Vater aus dem Schlafzimmer und kam auf mich zu. »Ist etwas passiert?«, fragte er und die Sorge war in seinen Augen abzulesen.

»Sie hat mir verboten mit jemandem befreundet zu sein«, erklärte ich und das verwirrte meinen Vater noch mehr. »Warum das?«

»Das will sie mir nicht sagen.«

»Hm...«

»Baba(Vater), weißt du etwas über Ece Kırık?«, fragte ich und die Augen meines Vaters wurden groß. »Meinst du etwa die Tochter von Aliye?«

VerträumtOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz