Er war halt ein super-macho!

»Es war falsch«, murmelte ich. Die Stille war unangenehm gewesen und außerdem sollte er es auch endlich zugeben!

Serkan schüttelte den Kopf. »Meine Schwester! Er hat sich in meine Schwester verliebt! Was glaubt er, wer er ist?!«

»Was soll das? Man kann doch nicht wählen, in wen man sich verliebt!«

Serkan sah mich scharf an. »Aber Ece ist zu jung! In ihrem Alter tun das doch nur Schlampen!«

Ich blinzelte. Was hatte er gesagt?!

Sofort schmiss ich das Tuch aus der Hand und wurde wütend. »ICH BIN ALSO EINE SCHLAMPE?!«, rief ich und Serkans Gesichtsausdruck änderte sich sofort. Er hatte bemerkt, dass er das total falsch gesagt hatte, doch das war zu spät.

Ich drehte mich ruckartig um und rannte weg.

»Alev!«, rief Serkan, doch ich ignorierte es. Schlampe also. In welchem Thema war ich bitte eine Schlampe?

Meine Augen füllten sich mit Tränen und ich hörte, wie er mir nachrannte.

Ich versuchte schneller zu werden, doch er holte mich ein und zog mich am Arm. »Alev warte!«

Ich versuchte mich vergebens loszureißen und dabei fielen die Tränen nach und nach hinunter.

»LASS MICH LOS!«

»Alev, das war nicht so gemeint!«

»Lass los!«

Endlich riss ich mich los und rannte nach Hause. Er folgte mir zum Glück nicht mehr. Als ich das Haus betrat, hörte ich die glückliche Stimme meiner Mutter. »Alev, bist du das?«

Ich wischte die Tränen weg und versuchte normal zu klingen. »Ja«

Danach ging ich ins Badezimmer und schloss ab. Ich ließ mich auf den Boden sinken. Sofort griff ich nach meinem Handy und wollte Ece anrufen. Etwas schmerzte in meinem Inneren. Was wäre, wenn ich mit jemand anderem zusammen wäre und nicht mit ihm? Wäre ich dann eine Schlampe für ihn? Wo ist der Sinn?

Bevor ich auf Ece tippte, schloss ich die Augen, ließ den Tränen freien Lauf und entschied mich, sie doch nicht anzurufen. Sie hatte im Moment genug Probleme. Außerdem verarztete sie gerade wahrscheinlich noch Tunç...

Ich ging also meine Kontakte runter und tippte auf Olcay.

»Alev?«

»Olcay!«, schluchzte ich und fing an, ihr alles zu erzählen und heulte mich bei ihr aus. Kurz nachdem ich auflegte, klingelte es an der Tür. Ich wusch schnell mein Gesicht und rannte dann aus dem Badezimmer, als ich an die Tür ankam, hatte sie meine Mutter schon geöffnet und meine Tante stand vor der Tür.

Meine Mutter bekam große Augen und ein strahlendes Lächeln. Meine Tante Lächelte auch und umarmte meine Mutter so, als hätten sie sich mehrere Jahre nicht gesehen. Olcay stand hinter meine Tante und grinste mich an. In ihrer Hand trug sie einen Kuchen. Es war Olcays Spezialkuchen. Ich liebte den Kuchen und im Moment war es genau das, was ich brauchte.

»Özlem!«, rief meine Mutter und alle gingen hinein. Schnell setzen sich meine Mutter und meine Tante an den Küchentisch und ich nahm währenddessen Olcay den Küche ab.

Gerade da kam Harun angerannt. Olcay nahm ihn in die Arme und hob ihn hoch. »Harun!«, rief sie und küsste Harun auf die Wange. Harun umarmte Olcay ganz fest und küsste sie dann ebenfalls auf die Wange.

Das war es, was mich am wütendsten machte. Harun hasste es, wenn jemand ihn umarmte oder küsste. Er machte immer dann einen Aufstand, aber bei Olcay war es okay. Da wollte er das sogar!

»Ich hab dich voll vermisst!«, meinte Olcay und Harun umarmte sie noch fester. Dann kam auch Sevda angerannt und umarmte Olcay an den Beinen. »Olcay abla! (olcay schwester!)

»Ihr seid meine Lieblingscousine und mein Lieblingscousin!«, sagte Olcay und ich sah sie streng an. »Was bin ich dann? Müllfrau von nebenan?«

»Joah, so ungefähr trifft das die Sache.«

Ich schlug ihr gegen die Schulter und bekam dann sofort eine von Harun auf meinen Kopf geschlagen und Sevda griff mich an meinem Bauch an.

Oha und das sind meine Geschwister!

[Sicht von Ece]

Als ich vor meinem Haus war schloss ich die Tür leise auf. Da hörte ich, wie meine Mutter und mein Bruder in der Küche redeten. Leise nahm ich meine Schuhe und tat sie ins Haus, schloss die Tür und machte einen Schritt zur Küche, blieb jedoch vor der Küche stehen.

»Ich habe gehört, du hast diesen Aksoy richtig verprügelt? Die Lehrer haben mich sogar zur Schule gerufen«, hörte ich meine Mutter sagen.

»Ja«, erwiderte mein Bruder mit einer kräftigen Stimme. Eigentlich hatte ich erwartet, dass sie eher beschämt sein sollte. Meine Mutter lachte. Sie lachte eiskalt! »Gut, du hast endlich gemerkt, dass dieser Typ kein Freund für dich sein kann!«

Oha!

»Ja, Anne (Mutter). Du hattest Recht. Ich hätte mich nie mit so einem Menschen anfreunden sollen.«

Die Worte trafen mich wie Messerstiche. Als ob sie nicht Tunç, sondern mich beleidigten. Es tat abartig weh.

»Ich hätte auch nichts dagegen, wenn du ihn getötet hättest«, scherzte meine Mutter. »Auch wenn ich den Grund für den Streit gar nicht kenne.«

»Der Grund?«, fragte Serkan.

Sag es schon! Sag doch! Sag, dass du dieses verdammte Foto gesehen hast! Sag es, obwohl du mich noch nicht einmal gefragt hast, was es sein sollte und ob es wahr ist. Sag es doch!

Ich presste die Zähne fest zusammen.

»Was glaubst du, Anne (Mutter). Es ist doch Problem genug, dass es lebt«, behauptete mein Bruder. Das war genug. Das war eindeutig genug. Ich betrat die Küche und sah beide voller Zorn an. »Verdammt, hört auf so etwas über Tunç zu sagen!«

Die beiden sahen mich verständnislos und voller Entsetzen an. Ich riss weiter die Augen auf. »Ich liebe ihn!«, kam plötzlich aus mir heraus und ich tat sofort meine Hand vor mein Mund. Das machte die Sache aber nicht besser. Was gesagt wurde, wurde gesagt.

VerträumtWhere stories live. Discover now