Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter, doch ich hatte Angst hoch zu sehen. Wer war es, der mich in so einer schlechten Lage sah?

Ich drückte meine Zähne so fest zusammen, dass mein Kiefer wehtat.

»Ece«, murmelte die Person, die an seine Hand auf meine Schulter getan hatte und ich erkannte sofort, dass es Tunç war.

Ich bewegte meinen Kopf etwas zu ihm, hatte aber Angst hoch zu sehen. Würde ich anfangen zu schluchzen? War ich stark genug, alles runter zu schlucken? Ich wusste es nicht. Ehrlich gesagt, fühlte ich mich in letzter Zeit so schwach wie noch nie.

Wo war die starke Ece?

»Geht es dir gut?«, fragte Tunç und ich nickte heftig. Er legte seine Hände an meine Arme und half mir hoch. Am liebsten wäre ich noch sitzen geblieben, aber ich wollte mir Mal wieder selbst beweisen, dass ich stark genug war.

Als ich auf den Beinen war, hielt mich Tunç immer noch fest. »Willst du zum Krankenzimmer?«

Ich schüttelte mit dem Kopf.

»Willst du nach Hause?«

Wieder schüttelte ich den Kopf und dieses Mal sah ich in die Richtung des Raumes, indem gerade Gamze sein musste.

Tunç verstand sofort. Meine Beine gaben nach und er hielt mich noch fester. Ich fühlte mich unwohl- schwach und hilflos.

»Ich bin da«, murmelte er in mein Ohr. Sein Gesicht war mir sehr nah. Er hielt mich fest und wir bewegten uns zu dem Raum. Ich fühlte mich so, als hätte ich mich selbst einem Feind ausgehändigt. Als hätte ich laut in der Schule rumgeschrien, was meine Schwachstellen waren. Oh ja, meine schlimmster Alptraum war es, wenn jemand wusste, wie gebrechlich ich war.

»Ich bin da«, flüsterte er leise in mein Ohr. »Ich lasse dich nie mehr allein.«

Das war ein Schnitt. Genau auf Brusthöhe. Es fühlte sich so an, als ob ich keine Luft mehr bekommen würde. Wie mehrere Messerstiche, direkt in mein Herz.

Alles drehte und wendete sich plötzlich. Das "Unwohl fühlen" verschwand. Statt dass ich mich nun schlecht fühlte, fühlte ich mich geborgen und schämte mich dafür, dass ich es schlimm fand, dass er einen schwachen Augenblick von mir gesehen hatte.

Ich hätte ihm immer vertrauen können. Immer.

Die Schnitte in meinem Herzen wurden von der Geborgenheit verarztet. Das Gefühl von Wärme, Sicherheit und Wohlbefinden umhüllte mich.

Nun war ich sicher. Ich war in guten Händen.

[Sicht von Alev]

Ich redete wieder über Englisch und er löste plötzlich alle Aufgaben korrekt.

»Du bist gut«, sagte ich erstaunt und er nickte stolz. »Für dich tu ich alles, Baby.«

Danach holte er einen Katalog aus seiner Tasche. Er blätterte einige Seiten. »Findest du den Kühlschrank besser für unsere Küche oder den?«

Ich starrte Yasin nur verständnislos und geschockt an. »Wir heiraten nicht«

»Wir müssen heiraten!«, protestierte er. »Wir haben so viel durch gemacht!«

»Was denn zum Bespiel?«, fragte ich.

Er zuckte mit den Schultern. Die Wahrheit war eben, dass wir gar nichts durch gemacht hatten. Wir kannten uns doch erst seit gestern!

»Was willst du noch?«, fragte mich Yasin und sah mir dabei tief in die Augen. »Ich habe alles und noch mehr! Außerdem hab ich auch Kataloge mit Hochzeitskleidern!«

Ich ließ meinen Kopf auf den Tisch sinken. Yasin legte seine Hand auf meine Schulter. »Ich bin auch nervös.«

Der Typ war ein Scherz.

»Ich heirate dich nicht«, versuchte ich ihm noch einmal zu erklären, doch er grinste nur. »Das sagen sie alle und dann sind sie schwanger.«

»Was hat das mit Heirat zu tun?«

Er zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung... aber wir sollten so bald wie möglich heiraten.«

[Sicht von Serkan]

»Serkan!«, rief Tanja. Sie kam wieder nicht mit dem Kind klar. Wie auch? Diese Mandy war die Frechheit in Person.

Scheiße, dass wir nicht noch mehr Personen dazu bekommen hatten. Wir waren immer noch zu zweit.

»Bitte, Mandy!«, bat Tanja und sah dann hilflos zu mir. Mandy nahm ihr Heft und riss es durch. »Ich mach das nicht!«, kreischte sie.

Tanja nahm meine Hand. »Serkan tu doch etwas!«

Und was?

Ich setzte mich zu den beiden hin. Gestern hatte ich verstanden, dass Mandy irgendwelche Probleme hatte. Wie konnte man sonst so abartig frech sein? Dazu konnte man die nicht bändigen.

»Mandy, was ist dein Problem?«, fragte ich. Den ganzen Tag schrie sie herum und warf mit Sachen um sich. Sie hatte das Fenster kaputt gemacht und ich war einfach fertig. Sie war unaufhaltsam. Eine Katastrophe.

»ICH WILL DICH NICHT SEHEN!«, rief sie.

Tanja versuchte Mandy zu beruhigen, die wieder angefangen hatte, zu schreien. Ich legte meinen Kopf auf den Tisch und schloss die Augen.

»Komm, wir übern etwas Geometrie«, schlug Tanja vor und in dem Moment schrie sie plötzlich auf. Ich sah sofort zu ihr und merkte, dass Mandy ihr Geodreieck in die Hand von Tanja gerammt hatte.

Tanja rannte aus dem Raum. Ich warf Mandy einen zornigen Blick. Sie verstand, dass sie zu weit gegangen war und sah zu Boden. Ich rannte sofort Tanja nach.

VerträumtWhere stories live. Discover now