Gamze grinste nun auch. »Okay!«

Eigentlich war mir die Sache ja egal. Mir würde es nicht schaden, aber was ist mit Ece und ihrer Lehrerin. Ungewollt riskierte ich einen Blick auf sie. Oha, die schläft wirklich.

Gamze vertiefte sich zum ersten Mal wirklich in ihre Aufgaben.

[Sicht von Alev]

»Wir müssen das lernen!«, protestierte ich. Wie es aussah, hatte Yasin kein Interesse an Englisch. Er schüttelte den Kopf. »Nein!«

»Komm schon Yasin!«

»Warum sollte ich?«, fragte er und verschränkte die Arme. »Ich hab das Geld, den Style und das Aussehen.«

Ich blinzelte.

»Außerdem habe ich ein geiles Mädchen«, behauptete er und legte eine Hand auf meine Schulter.

Nicht ausrasten, Alev!

Ich hob eine Braue und er sah mich grinsend an. »Komm schon! Mach kein Naz! Ich hab alles was wir brauchen! Jetzt brauchen wir nur noch 'ne Hochzeit, Baby!«

Ohne auf seine Aussage einzugehen zeigte ich auf eine Englischaufgabe. »Sieh mal, hier steht-«

»- ist doch egal! Jetzt sag mal, wo verbringen wir unsere Flitterwochen?«

»In deinen Träumen.«

Er lachte. »Ich weiß, dass du auf mich stehst, kiz (Mädchen)«

»Aha«, sagte ich bloß und zeigte wieder auf die Aufgabe. »Ich heirate niemandem, der kein Abitur hat.«

Damit würde er ein paar Jahre beschäftigt werden.

Er lachte. »Wie du willst, zukünftige, aber vergiss nicht, ich habe mehr als dreißig Modellautos zu Hause und mein Vater kauft mir mehr!«

Ist das normal, dass man mit elf noch so kindisch ist? Ich war damals viel erwachsener!

[Sicht von Tunç]

Wir übten noch eine Weile und Gamze ging dann aufs Klo. Sie hatte eine einzige Aufgabe richtig lösen können.

Ich sah mir ihre Aufgaben an. Im Moment hatte ich nichts Besseres zu tun und am liebsten hätte ich geschlafen. Warum darf Ece eigentlich pennen?

Ich stand auf und rüttelte an ihr. Sie soll auch etwas machen.

»Lass mich schlafen!«, bat sie, ohne die Augen zu öffnen. Ich rüttelte einfach weiter an ihr. »Wach auf!«

Ece schmollte. »Du bist so scheiße zu mir.«

»Aha«, erwiderte ich. »Du darfst aber scheiße zu mir sein oder wie?«

»Ich bin nicht scheiße zu dir!«

»Dann bin ich auch nicht scheiße zu dir«

»Uff, Tunç! Verlegen wir das Gespräch auf später...«

Sie wollte wieder schlafen, aber ich rüttelte noch an ihr.

Ece machte endlich ihre Augen auf und seufzte. Ihre grünen schönen Augen waren wieder zu sehen. »Was starrst du?«, fragte sie und rieb sich mit der Hand an ihrem Auge.

Ich zuckte mit der Schulter. Sie seufzte wieder. »Ich wollte nur nicht, dass diese Dilek uns so nah sieht und so, weißt du?«, gestand sie und schlug sich auf ihren Oberschenkel. »Eigentlich wollte ich dir das nicht sagen.«

»Aha«, sagte ich. »Du hättest es mir sagen sollen.«

Sie zuckte schweigend mit der Schulter.

»Aber ich wusste eh, was du denkst.«

»Und woher?«, fragte sie. Ihre Augen funkelten und ihre Lippen formten ein einzigartiges Lächeln. Wie ich dieses Lächeln liebte.

»Du hast im Schlaf gemurmelt«, erklärte ich. Das hatte sie wirklich getan, nur dass sie unverständliches Zeug gemurmelt hatte.

Eses Augen wurden groß. »Nicht schon wieder...«

Ich musste grinsen. »Tjah«

»Was hab ich gesagt?«, fragte sie und man merkte ihr an, dass sie sich sorgen machte, etwas schlechtes gesagt zu haben.

»Brauchst du nicht wissen«, entgegnete ich und lachte. Sie sah mich böse an. Naja, sie versuchte es. Böse konnte man das nicht nennen.

»Was ist das denn für ein Blick?«

Sie legte ihren Kopf auf den Tisch. »Was habt ihr alle gegen meinen Blick?«

Ich grinste weiter und stand auf. Ece stand ebenfalls auf. »Jetzt sag es!«, rief sie. Ich schüttelte den Kopf. »Zuerst ein Kuss«, meinte ich und deutete auf meine Wange.

[Sicht von Cihan]

Wir waren nun eine Vierergruppe. Zu mir und Dilek waren ein Mädchen und ein Junge dazu gekommen, die auch auf das Kind aufpassen sollten. Wenn ihr mich fragt, sind das viel zu viele.

Ich ging gerade im Schulhof umher, denn ich hatte leichte Kopfschmerzen bekommen. Die frische Luft tat gut.

Es regte mich irgendwie zum Denken an. Die Anderen waren oben und kümmerten sich zu dritt um das Kind. War es normal, dass man so viel Aufmerksamkeit bekam, auch wenn man reich ist?

Ich ging etwas herum und entschloss mich dann, nach Hause zu gehen. Eine kurze einfache Nachricht sendete ich meiner Gruppe, damit sie Bescheid wussten. Dann stieg ich hoch, um mich im Sekretariat abzumelden.

Danach ging ich endlich raus aus der Schule. Mir ging es zwar nicht so sehr schlecht, aber irgendwie hatten mich die drei wahnsinnig gemacht. Naja, Dilek weniger. Sie war ein sehr nettes Mädchen, aber mir kamen da immer noch die Worte von Alev, dass Dilek eigentlich "hinterhältig" sei, in die Gedanken.

Ich dachte weiter nach und stieß damit einer erwachsenen Frau zusammen.

VerträumtOnde histórias criam vida. Descubra agora