Wir stoppten irgendwann und atmeten erst einmal in Ruhe. Boah, war das Kind schnell. Sie stand nun ein paar Schritte von mir entfernt, klammerte sich an dem Treppengelände und atmete. Ich grinste und rannte zu ihr hin. Wenn ich etwas Dummes machte, wurde ich immer durchgekitzelt von Serkan abi und das wollte ich schon immer mal ausprobieren.

Ich fing an zu kitzeln und Gamze kicherte in einem so niedlichen Ton.

»Hör auf! Hör bitte auf!«

Ich hätte sie zwar am liebsten weiter gekitzelt, aber sie war einfach zu süß dafür.

Also ließ ich sie los und sie atmete erst einmal in Ruhe. Tunç war in der Zeit auch hoch gekommen. Wir zeigten ihr den Rest der Schule. Dann klingelte es zur Mittagspause. Das hieß, dass die Kinder zur Aula sollen und kurz darauf, nachdem sie eine Meinung abgegeben haben, nach Hause können.

Für uns hieß es, erst einmal in der Mensa etwas zu essen und dann eine lange Rede, die sich eh keiner anhört, außer vielleicht Alev, von den Lehrern anzuhören.

Ich ging mit Tunç zur Mensa. Er setzte sich zu Serkan abi und so.

Ich holte mir etwas zu essen und setzte mich neben meiner wunderschönen Freundin, Alev.

»Wie war?«, fragte ich sie und lächelte dabei. Sie zuckte mit den Schultern. »Ganz okay«

»Sieht aber nicht nach "ganz okay" aus.«

Sie stöhnte und stocherte mit ihrer Gabel in ihren Nudeln herum. Dann wog sie ihren Kopf zur einen und zur anderen Seite. »Yasin redet die ganze Zeit davon, dass er mich heiraten will.«

Ich sah sie zuerst mit großen Augen an. Danach konnte ich mich nicht halten und fing an laut zu lachen. Es kam einfach si. Das war doch lustig. Ein elf Jähriger mit Alev! Die Vorstellung wie die beiden heiraten war einfach witzig.

Da kam mir der Film "Shrek" in die Gedanken. Da wollte die Fiona ja auch einen Typen heiraten, der kleine war als sie. Naja, wenigstens war der Typ genauso alt wie sie.

Ich musste noch mehr lachen, als ich mir vorstellte, dass sie sich einen Hochzeitstorte machen lassen, beidem die beiden gleichgroß sind und Alev Yasins Figur mehr in die Torte steckt, damit er kleiner wurde.

Alev boxte mir auf die Schulter. »Hör auf!«

Schnell drückte ich meine Lippen aneinander. Alev verschränkte die Arme vor ihrer Brust.

»Tut mir ja Leid«, entschuldigte ich mich, aber sie machte bloß einen beleidigten Gesichtsausdruck.

»Aber du musst zugeben, das ist nicht lustig, Alev. Haha, und ich dachte Gamze wäre schlimm.«

Schnell wurde sie neugierig. »Was ist denn mit ihr?«

»Aber nicht lachen!«

»Ich kann's dir nicht versprechen.«

»Uff, okay. Sie will mich und Tunç zusammenbringen.«

Alev sah mich grinsend an. »Das Mädchen gefällt mir immer mehr. Sag mal, ist sie auch gut dabei?«

Dieses Mal boxte ich Alev gegen die Schultern und sie lachte.

»Alev hör auf!«

»Vielleicht sollte ich mich mal mit der kleinen treffen, damit wir einen Plan schmieden können...«

»Alev!«

»Ich höre ja schon auf!«

»Gut so, sonst fange ich nämlich mit Yasin an.«

Wir aßen eine Weile und sagten nichts. Ich hasste Stille. Es kam mir fast so vor, als ob sie zu einem Unsichtbaren Dingsbums wurde und mich erwürgen wollte.

»Manche Jungs kriegen eben nie eine Freundin«, behauptete ich. Keine Ahnung, wozu der Satz gut sein sollte. Ich wollte nur keine Stille.

»wie meinst du das?«, fragte Alev.

»Na, einige Jungs sind so bescheuert, dass die nie im Leben geliebt werden können!«

»Ach ja?«

»Ja! Da müsste man blind und taub und dazu noch so ein riesiges Herz haben! Und da nicht alle Menschen so sind, kriegen die kein Mädchen ab.«

»Hm. Da hast du Recht«, stimmte Alev endlich zu und schien nachdenklich geworden zu sein. Sie nahm sich gerade eine Nudel in den Mund und kaute, als ich fortfuhr.

»Zum Beispiel Serkan abi. Welches bescheuerte Mädchen würde den lieben?«

Als ich das sagte, fing Alev an, stark zu husten. Ihr Gesicht wurde dabei rot. Ich wusste gar nicht, was ich machen sollte. Sie hustete und wollte nicht aufhören. Ihre Augen wurden auch schon rot.

»Alev?«, fragte ich und drückte ihr schnell ein Glas Wasser in die Hand.

Bevor sie das Wasser trank, hustete sie noch etwas.

»Alev geht es dir gut?«

Ich wurde extrem besorgt.

Sie nickte. »Ja perfekt. Hab mich wohl nur verschluckt.«

Sie schaute zu dem Tisch, wo Tunç, Serkan abi und noch paar andere saßen.

Kurz darauf trank sie noch etwas.

»Alev, dir geht es aber echt gut, oder?«

Alev sah mich ernst an. »Du willst das jetzt aber nicht die ganze Zeit fragen, oder? Wie letztes Mal. Alev, geht's dir gut? Alev, geht's dir gut? Geht's dir gut, Alev? Bist du sicher, Alev? Bist du okay, Alev?«

»So extrem war ich nicht!«, meinte ich und schmollte.

»Ach?«, erwiderte Alev und hob eine Braue. »Aber, dass du so in der Art warst gibst du also zu?«

Ich zuckte mit der Schulter. »Bei dir darf man sich nicht einmal Sorgen machen!«

Meinen Blick richtete ich auf den Tisch, wo Serkan abi mit seinen Freunden saß und dieser Schlampe Tanja, mit dem er zusammen auf eins der Kinder aufpassen muss. Die Schlampe regte mich so auf. Sollte sie sich nicht so an meinem Bruder ran machen.

Was ich gerade zu Alev gesagt hatte, meinte ich eh nicht ernst. Das wusste Alev auch. Ich machte das eh immer, aber ich und Alev wussten, dass er der beste große Bruder der Welt war und der beste kleine Bruder de Welt war Alevs kleiner Bruder Harun.

Hm. War Alev verliebt? Saß der Typ, den sie mochte vielleicht an Serkan abis Tisch. War er ein Freund von ihm?

VerträumtWhere stories live. Discover now