Darüber hab ich noch gar nicht nachgedacht. Ich wusste ja, dass Boxen das Selbstbewusstsein stärken sollte, aber ob es bei mir auch klappte? Ich bezweifelte es.

,,Wie hast du es geschafft, eine Privatstunde zu bekommen?"

,,Lass das mal meine Sorge sein", grinste er. ,,Wenn du willst, kann ich auch draußen wart - "

,,Wehe, du lässt mich da allein!", unterbrach ich ihn, was mich überraschte. Sonst war es mir ja unangehm, wenn Leute mir beim Sport machen zuschauten, aber jetzt war es mir lieber, wenn jemand dabei war.

,,Okay, okay", lachte er. Der Mitarbeiter von eben kam zu uns und führte uns dann durch das riesige Gebäude, bis er gefunden hatte, wen er suchte. Er stellte uns einem Mann mittleren Alters vor.

,,Ihr könnt mich Ian nennen."

Auch wir stellten uns vor und ich bemerkte wie meine Hand ein wenig zitterte, als ich Ian meine Hand reichte. Was er natürlich bemerkte. Er schaute Damian an und dann wieder mich. ,,Ich nehme an ihr seit deinetwegen hier?"

Ich nickte vorsichtig, da ich nicht wusste was jetzt passierte. Damian dagegen wirkte locker und entspannt, so wie eigentlich fast immer. Jedoch hatte er recht. Es musste sich irgendwas in meinem Leben ändern und vielleicht war das ja der erste Schritt.

***

Die Probestunde dauerte nur 45 Minuten, jedoch waren es unglaublich anstrengende 45 Minuten. Wir mussten uns als erstes aufwärmen, was schon zehn Minuten dauerte. Dann zeigte Ian uns einfache Handgriffe, die jeder am Anfang lernen musste, wie er erklärte. Ich war steif wie ein Stock und verkrampfte mich andauernd, wenn Ian mir zeigte, wie ich mich zu bewegen hatte. Damian machte mit, und wie es sich herausstellte, war er ein hervorragender Boxer. Ich versuchte mich nicht mit ihm zu vergleichen (dabei wäre eh nichts Zufriedenstellendes herausgekommen), aber es war ein bisschen deprimierend mit anzusehen, dass ich die Einzige war, die diese Griffe nicht hinbekam. Trotzdem war ich froh, dass er mich hierhingeschleppt hatte. Als wir fertig waren und Damian und ich leicht verschwitzt aus dem Gebäude gingen, fühlte ich mich besser. Ich hatte endlich das Gefühl etwas getan zu haben, auch wenn es nur ein paar läppische Versuche waren.

Ian meinte, ich könnte nächste Woche wiederkommen und in der Gruppe mitüben. Ich sagte ihm, ich würde es mir überlegen.

Den Weg über nachhause erzählte Damian mir, dass er früher schon ein wenig geboxt hat, es dann aber hat seinlassen. Zuhause, als wir im Flur standen und unsere Schuhe auszogen (wir mussten übrigens in unseren Straßenklamotten mitmachen), drehte ich mich zu ihm und sagte:

,,Danke. Dass du diese Probestunde ausgemacht hast."

,,Mir gefällt die Vorstellung einfach, zu wissen, dass du dich wehren kannst", meinte er.

Ich schaute ihn an und lächelte. Mir gingen Mikes Worte durch den Kopf, dass Damian einfach zu nett zu mir war und hinter meinem Rücken über mich lästerte. Das wollte ich mir nicht vorstellen. Es machte mich traurig, wenn ich nur darüber nachdachte, deswegen verscheuchte ich diesen Gedanken.

,,Ich hätt jetzt gern 'ne Pizza", sagte ich und zwang mich dazu, fröhlich zu klingen. Ich sollte doch gute Laune haben - immerhin hatte ich heute etwas erreicht.

Damian sah etwas überrascht aus, ließ sich aber nichts anmerken und meinte: ,,Ehm."

,,Du hast sie aufgegessen, richtig?"

,,Du wolltest sie ja nicht", verteidigte er sich.

,,Ist ja okay, ich mach mir einfach.. irgendwas anderes." Pizza war sowieso keine gute Idee.

,,Ich kann nochmal bei dem Pizzatypen anrufen", bot Damian an. ,,Beim zehnten Anruf krieg ich bestimmt 'ne Pizza umsonst."

Also bestellte er seine Pizza und ich ging währendessen duschen. Als die Pizza kam (er musste doch bezahlen), setzte ich mich in einen Sessel im Wohnzimmer und schaltete den Fernseher an. Ich zappte durch die Kanäle und blieb bei irgendeinem Alte-Oma-Film hängen.

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