> Part 69

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,,Dad, bitte!"

,,Nein."

,,Bitte!" Ich stand fertig angezogen vor ihm am Frühstückstisch und verschrenkte gerade die Arme. ,,Wie soll ich halbblind denn in die Schule gehen?"

,,Indem du deine Brille aufsetzt", erwiderte er und gab mir eine Flasche Wasser, damit ich sie in meine Tasche packen konnte. ,,Dann würdest du auch sehen, dass du dein Shirt falsch herum angezogen hast."

Damian, der noch am Frühstücken war grinste vor sich hin. Am liebsten würde ich ihm sein dummes Brötchen ins Gesicht klatschen.

,,Was ist denn los mit dir? Es ist doch nur ein Tag! Vor was hast du Angst?"

Ich schaute Dad an, antwortete jedoch nicht und ging dann ohne ein weiteres Wort in den Flur, um mir meine Schuhe anzuziehen und mein Shirt umzudrehen. Ich würde sogar schwänzen, doch Dad bestand darauf uns zur Schule zu bringen. Wahrscheinlich hätte ich bessere Chance gehabt auf krank zu machen, wenn ich gestern Abend nicht so ein Theater veranstaltet hätte. Und jetzt ist es zu spät.

,,Kommst du, Spätzchen?", rief Dad eine Weile später von draußen. Ich schulterte meine Tasche, drängte mich immer noch sauer an Damian vorbei und setzte mich neben Dad auf den Beifahrersitz.

,,Freust du dich schon auf deine Tante, Damian?", fragte Dad, während er an einer Ampel anhielt und schaute Damian im Rückspiegel an. Dieser murmelte nur irgendwas vor sich hin, ohne von seinem Handy aufzuschauen.

Genervt schaute ich durch die Scheiben, obwohl ich nicht besonders weit sehen konnte und ärgerte mich darüber, dass Dad so stur war. Ich meine - er ließ mich doch aus Prinzip zur Schule gehen und nicht weil er so verantwortungsbewusst war.

Als wir an der Schule angekommen waren, stieg ich mit einem steifen ,,Tschüß" aus und ging nervös auf das Schulgebäude zu, die Augen angestrengt nach vorne gerichtet. Ich hoffte einfach nur, mir würde nichts Peinliches passieren.

,,Vorsicht, Stufe", trällerte mir Damian gutgelaunt hinterher und packte mich gerade noch rechtzeitig am Ellbogen. So viel zum Thema Missgeschicke, dachte ich.

,,Danke", murmelte ich und stieg die Treppen hoch. Gerade fiel mir ein, dass ich Sport hatte, was noch ein weiterer Grund war, schlechte Laune zu haben.

,,Okaaay, du bist also noch sauer", bemerkte er. Ich öffnete die Tür und sofort rempelte ich einen Schüler aus der Unterstufe an.

,,Sorry", murmelte ich und ging weiter. Es war der Horror. Mit dieser Sicht fühlte ich mich schrecklich. Ich konnte nicht mal die Uhr am Ende des Ganges genau erkennen.

,,Wo sind deine Freunde?", fragte ich Damian und musste genau hinsehen, um meinen Spind erkennen zu können. Damian lehnte sich gegen den danebenliegenden Schrank und antwortete:

,,Keine Ahnung?"

,,Du solltest sie suchen gehen."

,,Wieso?"

,,Weil mir im Laufe der nächsten Minuten garantiert irgendwas Peinliches passieren wird und du dabei sicherlich nicht in meiner Nähe sein möchtest", sagte ich, packte zwei meiner Schulbücher in meine Tasche und schloss die Tür wieder, schaute Damian dabei abwartend an. Doch er zuckte nur mit den Schultern und grinste.

,,Wäre ja nicht das erste Mal."

Ich seufzte und machte mich auf den Weg zur Sporthalle. Damian folgte mir. Hatte er kein eigenen Unterricht?

Jedoch erwies es sich als äußerst günstig, dass er mich begleitete, da er mich zweimal davor bewahrte, andere Schüler umzulaufen und gegen einen Mülleimer zu stolpern.

Our Little SecretWhere stories live. Discover now