> Part 11

120K 4.8K 479
                                    

Nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, fing ich an zu weinen. Ich schluchzte oder schniefte nicht, mir liefen einfach stumm die Tränen über die Wange. Mir wurde einfach alles zu viel.

Ich setzte mich zurück auf den Klositz und ließ meinen Kopf in die Hände fallen. Warum ausgerechnet ich? Warum musste er sich an mir vergreifen? Und warum war Damian sauer auf mich? Und weswegen hatte er Mira beschuldigt? Alles Fragen auf die ich keine Antwort wusste.

Ich spürte, wie Mira heute zum zweiten Mal ihre kalten Hände auf meine Arme legte. "Ich bring dich nachhause, okay?"

Ich schaute auf. "Aber wir müssen doch in den Unterricht..", murmelte ich leise. Mira schüttelte den Kopf.

"Du musst nachhause und dich beruhigen, ausruhen. Ich werde einfach sagen, dass dir schlecht geworden ist", meinte sie. Ich bezweifelte, dass die Lehrer ihr das glauben würden. Schließlich wussten selbst sie ja, wie unser Verhältnis zueinander war, da würden sie nur schwer glauben können, dass Mira sich um mich kümmerte, nur weil mir ein wenig übel war.

Trotzdem ließ ich mich von ihr hochziehen.

***

Wir fuhren in ihrem schwarzen Volvo. Als ich mich in das weiche Leder des Auto sinken ließ, fühlte ich mich komischerweise etwas besser. Ausgerechnet in Miras Auto. Ich wusste nicht, wieso es so war, aber ich fühlte mich sicherer. Ich warf Mira einen Seitenblick zu, aber ihr Blick war stur auf die Straße gerichtet.

"Wieso tust du das alles?", fragte ich leise.

"Was?"

"Naja, du hast mir geholfen. Und mich verteidigt vor Damian. Wieso?"

Sie zögerte. "Das ist doch selbstverständlich."

"Aber du hasst mich, wolltest mich immer am Boden sehen", sagte ich. Ich war überrascht, dass ich mich traute diese harten Worte auszusprechen. "Und ich lag da wortwörtlich am Boden und du hast mich sozusagen gerettet." Ich wusste nicht warum, aber ich hätte nicht gedacht, dass Mira ausgerechnet mir helfen würde. Sie hatte mir sonst nie geholfen, im Gegenteil - sie war meistens die, vor der ich Hilfe brauchte. Aber wahrscheinlich würde jeder in so einer Situation versuchen zu helfen. Nur konnte ich mir das bei Mira irgendwie nicht vorstellen, bis jetzt.

"Damian hat dich gerettet, nicht ich", murmelte sie nun. In der Art wie sie nervös die Lippen zusammenpresste, wusste ich, dass irgendwas nicht stimmte.

"Du weißt, wie ich das gemeint habe", sagte ich und schaute nun auch aus der Windschutzscheibe. "Hat es - hat es was damit zu tun, was Damian gesagt hat?"

Mira verstand anscheinend, was ich damit meinte, denn ihr Gesicht verdunkelte sich ein bisschen. "Hör zu, ich - ich wollte nicht, dass es so kommt, okay? Ich wusste nicht, dass es so kommen würde." Sie schluckte und als sie nicht weiterredetete, fragte ich mit krächzender Stimme:

"Was wolltest du nicht?"

"Ich hab deine Klamotten in den Müll geschmissen", sie war tiefer in den Sitz gesunken. Es war merkwürdig, zu sehen, wie Mira - die tolle Mira - sich anscheinend schämte. "Nachdem du Mike gestern geschlagen hast, da haben die anderen - sie haben Mike ausgelacht. Naja, nicht ausgelacht, sondern sie haben eher Witze drüber gemacht. Und da dachten Mike und ich wir könnten es dir irgendwie heimzahlen. Aber es war falsch, das weiß ich. Und - und es tut mir leid." Ich merkte, wie schwer es ihr fiel, sich zu entschuldigen. Ich dachte über ihre Worte nach. Mir hätte es eigentlich klar sein sollen, dass Mira es war, die meine Klamotten wegklaut hatte. Und hätte sie das nicht getan, dann wäre es womöglich gar nicht so weit gekommen, wie es nunmal gekommen war, oder? Mr Glint hätte nie meine Sachen aus der Mülltonne gefischt und sie mir dann in der Umkleide gegeben und mich anschließend auch nicht fast vergewaltigt.

Our Little SecretWhere stories live. Discover now