> Part 110

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Einen Moment später kam er aus seinem Zimmer und ich tat schnell so, als würde ich auch gerade aus dem Bad kommen.

,,Oh, hi", sagte er und blieb vor seiner Tür stehen. ,,Sind die endlich weg?"

,,Ja", sagte ich. ,,Wenn Sally sich mal dazu überwunden hat, sie gehen zu lassen." Ich grinste schwach.

,,Ich muss los", sagte er, grinste und war schon die Treppe runtergegangen. Ich war ein bisschen verwirrt; sein wann hatte er denn wieder was mit Leah zu tun? Und wieso hatte sie mir davon nichts erzählt?

Ich ging in mein Zimmer und schmiss das nasse Handtuch aufs Bett. Am Besten, ich machte mir darüber überhaupt keine Gedanken. Und das konnte ich am Besten, wenn ich was zu tun hatte. Ich zog mir also eine  vernüftig aussehende Sporthose und ein T-Shirt über und beschloss joggen zu gehen - auch wenn die Dusche vorhin somit völlig unnötig war.

Ich war mit Lily jedes Wochenende joggen gegangen und ich musste zugeben, dass es anfangs sehr schwer war, sich an das ganze Laufen zu gewöhnen, doch mit der Zeit wurde es immer vertrauter und irgendwann machte es mir tatsächlich Spaß. Ich hätte schon viel früher damit anfangen sollen, denn es war auf jeden Fall wirkungsvoller als den ganzen Scheiß, den ich vor Deutschland gemacht hatte. Naja ... es war ja nicht so als wäre mir das auch damals nicht bewusst gewesen. Ich wusste, dass Sport wahrscheinlich helfen würde, doch ich wollte schnell und aufeinmal abnehmen, und nicht erst in zwei, drei Jahren meine Traumfigur bekommen, denn so lange konnte ich es nicht aushalten. Doch mir wurde erst in letzter Zeit bewusst, dass man für das, was man haben will, arbeiten und sich anstrengen muss.

Also ging ich joggen. Das Wetter war schön, die Sonne schien, auch wenn ein leicht kühler Wind durch die Luft zog. Jedoch wurde mir schnell warm und ein paar Schweißperlen befanden sich auf meiner Stirn. Ich überlegte bald wieder Kickboxen zu gehen; es hatte mir wirklich Spaß gemacht. Aber das musste ich mir nochmal überlegen. Ich lief eine Runde um den Block und beschloss, dass es dann genug Sport für heute war. Wieder zuhause angekommen, hörte ich Sallys laute Stimme schon an der Haustür.

,,Toby, wir müssen das zusammen entscheiden! Du musst mich doch nicht gleich so anschreien!"

,,Wer schreit hier? Ich habe normal mit dir geredet", hörte ich Dads deutlich ruhigere Stimme. Ich stellte mich in die Tür zum Wohnzimmer, doch sie schienen mich zu sehen.

,,Weil du immer alles entscheiden willst", sagte sie.

,,Wie bitte? Ich habe dich alles planen lassen, wie du es willst, aber ich hab wohl auch noch 'n Wörtchen mitzureden", protestierte Dad und warf die Hände in die Luft. ,,Du verhältst dich wie 'ne Zicke, Sally."

Sally machte den Eindruck als würde sie die Diskussion aufgeben, denn sie sank ein wenig in sich zusammen, stürzte jedoch einige Sekunden später wütend aus dem Raum, an mir vorbei.

,,Sie wirkt echt gestresst", sagte ich und Dad schaute mich zum ersten Mal an, seufzte dabei.

,,Oh ja."

,,Worum ging's?", fragte ich ihn, doch er wank nur mit der Hand ab.

,,Ach, das war nur was bezüglich der Ringe", sagte er. ,,Sie wird sich schon wieder einkriegen. Du bist ja ganz rot im Gesicht, hast du Fieber?" Mit gerunzelter Stirn schaute er mich an.

,,Nee, ich war 'ne Runde laufen", sagte ich.

,,Seit wann gehst du Laufen?"

,,Seit einiger Zeit", gestand ich. ,,Ich hab auch überlegt wieder Boxen zu gehen."

Nun schaute er mich wirklich besorgt an, und ich konnte in seinen hellen Augen sehen, was er dachte. ,,Dad", sagte ich schnell. ,,Guck mich nicht so an. Mir geht es gut. Sport ist doch immerhin viel besser als Hungern, richtig? Und ich esse normal, wie du siehst."

Our Little SecretWhere stories live. Discover now