> Part 100

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,,Bitte sag doch was", sagte ich, denn es war ruhig geworden. Damian starrte mich an, er wirkte sehr ruhig, doch als er dann den Mund öffnete, kamen seine Worte sehr heftig raus. ,,Ist das dein Ernst?"

,,Ja", sagte ich. ,,Ich werde dann bei Lily wohnen können. Und da zur Schule gehen."

,,Du wirst nach Deutschland ziehen?"

Ich nickte unsicher.

,,Einfach so?"

,,Was heißt ihr einfach so? Die Entscheidung zu treffen war nicht gerade das Einfachste", versuchte ich mich zu verteidigen, denn er ließ das Ganze als ein Fehler darstellen. Vielleicht war es das aus seiner Sicht ja auch, aber aus meiner war es das einzig Richtige.

,,Aber wieso? Ich meine - warum?" Man sah ihm an, dass er nicht die richtigen Worte fand.

,,Weil ich nicht mehr kann. Hier geht alles nur noch schief und ich weiß nicht, was passieren würde, wenn ich noch länger hier bleibe."

,,Aber das - wenn du einfach weggehst und dann wiederkommst - denkst du, das bringt was?" Ich wusste, dass er das nicht böse meinte. Irgendwie schien er einfach überrumpelt zu sein, das redete ich mir jedenfalls ein.

Ich überlegte, was ich jetzt sagen sollte. ,,Du hattest Recht. Du warst der Grund, warum es mir eine Zeit lang besser ging. Ich hab mich bei dir normal und irgendwie geliebt gefühlt. Aber dann kam Sophie und ich - keine Ahnung, ich will dir dafür nicht die Schuld geben. Du bist wie gesagt nicht für mich verantwortlich. Aber ich will euch beide nicht die ganze Zeit sehen und mich fragen müssen, warum sie und nicht ich, verstehst du?" Es fiel mir echt nicht leicht, so ehrlich zu sein. ,,Dazu kommt noch Mike. Gerade er nutzt die Situation so aus, wie er nur kann. Und ja - dann bin ich eben feige und laufe davor weg, aber dann ist das halt so."

,,Und das soll ich einfach so akzeptieren?", fragte er fassungslos.

,,Dir bleibt nichts anderes übrig."

Er schloss kurz die Augen, öffnete sie dann wieder und irgendwas hatte sich verändert. Er war wütend. Er konnte meine Entscheidung nicht verstehen.

Ich glaube, ich hätte an seiner Stelle auch so reagiert. Aber er wusste nicht, was in mir vorging.

,,Ich - ich werde jetzt gehen", sagte er und stand schnell auf. Kurz darauf hatte er mein Zimmer verlassen.

***

Dad nahm es nicht weniger fassungslos auf. Doch weitaus entgegenkommender. Er versuchte wenigstens mich zu verstehen, auch wenn er an meiner Idee zweifelte. Ich musste ihm sehr viel erklären.

,,Mike? Damians Freund?"

,,Sie sind keine Freunde mehr", sagte ich. Es kostete mich sehr viel Überwindung ihm von Mike zu erzählen. Ich fühlte mich bloßgestellt und schwach, als ich es ihm sagte, doch es musste sein, damit er verstand, warum ich von hier wegwollte. Jedoch erzählte ich ihm nicht, dass Damian auch ein Grund war.

,,Ich kann es nicht fassen." Dad raufte sich die Haare. ,,Ich könnte ihn umbringen." Er sah gleichzeitig sehr traurig und wütend aus.

,,Ich weiß, was du meinst", murmelte ich.

,,Wieso hast du mir denn nichts erzählt? Ich meine, wir hätten doch etwas tun können. Mit den Lehrer oder mit dem Direktor sprechen."

,,Dad", sagte ich. ,,Dad ... das ist nicht so einfach. Mike ist kein Junge, der sich von anderen Leuten etwas sagen lässt. Und er hat Freunde, die zu ihm halten. Wenn ich oder irgendwer anders etwas gegen ihn sagen würde, dann würde er doppelt so hart zurückschlagen. Ich weiß, wovon ich rede."

Our Little SecretWhere stories live. Discover now