> Part 5

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Mich wunderte es nicht, dass keiner hochkam um nach mir zu gucken. Es war mittlerweile schon 22 Uhr und das Essen war schon längst angekommen, aber es niemand schien bemerkt zu haben, dass ich nicht dabei war. Vielleicht hatten sie genug mit Damian zu tun? Dad hat immer schon davon gesprochen, dass er früher gerne noch einen Sohn gehabt hätte, mit dem er 'Männersachen' machen konnte. Naja, jetzt hatte er ja Damian und mich hatte er vergessen.

Mir war natürlich klar, dass ich völlig überreagiert hatte und ich nicht vor Damian hätte weglaufen sollen. Ich konnte das schließlich nicht jedes mal machen und außerdem war er nicht wie Mike. Hoffte ich jedenfalls. Vielleicht war er ja sogar ganz nett.

Ich beschloß früh schlafen zu gehen; ich hatte es satt nachzudenken. Ich suchte mir eine Shorts (mich konnte darin schließlich keiner sehen) und ein Shirt aus einer der Umzugskisten und ging nach neben an ins Bad. Hastig zog ich mir die weite Jogginghose und den Schlabberpulli aus und warf sie auf den Klositz, da wir noch keinen Wäschekorb hier stehen hatten. Ich schnappte mir meine Zahnbürste aus der Kulturtasche, schmierte Zahnpasta auf die Borsten und fing an zu putzen, während ich mit der anderen Hand versuchte mir irgendwie - wild hüpfend - die Shorts anzuziehen, wobei ich jeden Blick auf mein grässliches Spiegelbild vermied.

Plötzlich ging die Tür auf und ich erstarrte. Damian stand an der Tür, die Klinke in der Hand und starrte an mir runter. Langsam begriff ich, dass ich ja nur mit Unterwäsche und an den Knien hängenden Shorts bedeckt war und löste mich aus der Starre. Die Zahnbürste landete auf dem Boden und ich schnappte mir schnell ein Handtuch und bedeckte damit meinen Bauch und meinen BH, aber er hatte natürlich alles gesehen.

"Raus hier!", rief ich, da er immer noch an der Tür stand, die Lippen zusammengepresst, wahrscheinlich um bei meinem Anblick nicht loszulachen. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich gerade nicht rot, sondern käseweiß war.

Doch anstatt zu gehen, trat er einen Schritt vor und ich zog mein Handtuch reflexartig enger um mich.

"Dann geh ich eben unten duschen", meinte Damian und griff neben mir nach einem Handtuch und verschwand dann endlich.

Erschrocken wegen dem, was gerade passiert war, ließ ich mich auf dem Klositz nieder. Oh Gott, Damian hatte mich beinahe nackt gesehen. Bitte, lass mich das nur geträumt haben..

Ich konnte ihm doch nie wieder unter die Augen treten. Bestimmt war er angewidert von mir und würde mich auslachen. Naja, ich kann's ihm nicht verübeln; wäre ich an seiner Stelle würde ich es genauso machen, angesichts meines speckigen Körpers.

Andererseits, was machte es schon? Ist ja nur einer mehr, der angewidert von mir wäre, also was soll's? Richtig, es konnte mir egal sein, was er von mir dachte.

Überzeugt sammelte ich meine Zahnbürste und -pasta zusammen, zog mich vollständig an und verließ das Bad. Von unten war nun leises Wasserlaufen zuhören und wie sich Sally und Dad unterhielten.

"Nacht", schrie ich und knallte die Zimmertür zu. Ich legte meine Brille auf die Kommode, schnappte mir stattdessen mein Handy und schmiss mich aufs Bett.

Leah war auf WhatsApp online und hatte mir eine Nachricht geschrieben. Da ich fast gar keine Kontakte hatte war sie damit auch meistens die Einzige.

Hey, alles klar bei dir? x, schrieb Leah.

Wieso hast du das gesagt?fragte ich stattdessen.

Musst schon genauer werden. Ich hab vieles gesagt, was ich nicht hätte sagen sollen. 

Dass ich das toll finden würde, wenn Damian einzieht, half ich ihr auf die Sprünge. Was nämlich nicht stimmt.

Our Little SecretWhere stories live. Discover now