> Part 17

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Als die Polizistin Dad und Sally anriefen, kamen sie wenige Minuten später zur Polizei. Man klärte sie über die Situation auf und Dad war natürlich geschockt. Was auch sonst? Sally war es zwar auch, aber ich merkte, dass sie nicht genau wusste, ob sie stolz auf ihren Sohn sein sollte, weil er mich verteidigt oder ob sie wütend sein sollte, weil er einen Lehrer zusammengeschlagen hatte. Damian selbst starrte nur vor sich hin und sagte kein Wort.

Die Polizistin erklärte auch, dass er nicht angezeigt wird, da seine Handlung ja gewissermaßen Notwehr war. Aber er habe ja noch ein Verfahren vor sich, wegen Körperverletzung in einem anderen Fall und solle sich lieber nichts mehr zu Schulden kommen lassen, warnte sie. Das erinnerte mich an den Brief, den er gestern morgen von der Polizei bekommen hatte. Am liebsten hätte ich gefragt, was es denn für ein Fall war, aber ich traute mich nicht.

Gegen Mr Glint jedoch wird ermittelt; er sitzt in Untersuchungshaft. Das Handyvideo von Damian schien für die Polizei eindeutig und als ich ihnen dann auch noch meine Arme mit den dunklen Blutergüssen zeigte, waren sie vollends überzeugt. Sie glauben uns, schoss es mir erleichtert durch den Kopf. Die schwarzhaarige Polizistin war sich sicher, dass Mr Glint in nächster Zeit ein Geständnis ablegen würde, was ich zwar bezweifelte, aber solange er nicht mehr in meiner Nähe war, konnte er ruhig in Untersuchungshaft sitzen bleiben - solange bis er Wurzeln schlug.

Als Dad, Sally, Damian und ich eine Stunde später das Polizeirevier verließen, sagte keiner etwas. Auch auf dem Weg nachhause war es still. Damian schaute immer noch griesgrämig vor sich hin, wie ich mit einen Blick bemerkte.

Zuhause angekommen streifte ich mir die Schuhe von den Füßen, hing meine dünne Jacke auf und schmiss meine Schultasche in die Ecke. Dad stand immer noch an der Haustür und schien nicht zu wissen, was er sagen sollte.

"Dad?", fragte ich zögerlich und da ich mich soweit ein wenig beruhigt hatte, hörte meine Stimme sich nicht mehr so jämmerlich an wie zuvor.

"Ich bin so froh, dass dir nichts passiert ist, Spätzchen", sagte er schließlich und kam ein Schritt auf mich zu.

"Ich weiß", erwiderte ich und nahm ihn in den Arm. Dad drückte mich fest an sich und bettete sein Kinn auf meinem Kopf. Er stellte keine Fragen, wie ich zuerst erwartete, weil er wusste, dass ich nicht darüber reden wollte. Wieder kullerte mir eine Tränen über die Wange. Vor ein paar Tagen, als er verkündete, dass wir umziehen würden, hatte er mich nach langer Zeit auch wieder so in den Arm genommen und das hat mich getröstet. Genau wie jetzt; ich fühlte mich viel besser. Gott, ich habe das so vermisst. Nach Mums Tod, hatte er mich nur noch selten in den Arm genommen; er war genauso verzweifelt wie ich gewesen, aber wir konnten uns nicht gegenseitig trösten. Mum. Wenn sie doch bloß hier wäre, dachte ich. Was würde sie zu alldem sagen?

***

Am späten Nachtmittag kam Leah vorbei. Sie meinte zwar, dass sie mich besuchen wollte, aber ich wusste ganz genau, dass sie auch da war, um Damian zu sehen.

"Er ist nicht da", sagte ich, als sie mal wieder ihren Kopf aus meiner Zimmertür steckte. Damian war nach dem Mittagsessen aus dem Haus gestürmt und war bis jetzt nicht wieder gekommen.

Sie schaute mich überrascht an, grinste dann aber. "Ich merk schon."

Ich zuckte bloß mit den Schultern. Ich war schlecht gelaunt.

"Hättest du eigentlich etwas dagegen, wenn aus mir und Damian etwas werden würde?", fragte sie dann. Ehrlich gesagt, überraschte mich diese Frage. Sie fragte mich nie, ob ich was gegen ihre Beziehungen hätte; das sah Leah überhaupt nicht ähnlich. Sie machte doch sonst auch immer was sie wollte. Aber vielleicht verdeutlichtete das nur, dass es ihr ernst mit Damian war. Ich überlegte kurz, ob ich ihr das mit Mira erzählen sollte, ließ es dann aber bleiben. Geht mich ja nichts an.

Our Little SecretWhere stories live. Discover now