> Part 89

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Auf dem ersten Blick konnte ich nur erkennen, dass sie hellblonde, glatte Haare hatte, die ihr bis auf die Schultern reichten. Außerdem war sie durchschnittlich groß und sehr, sehr dünn, fast sogar mager. Dann fing sie an zu sprechen und ich hörte auf sie zu mustern.

,,Hi", meinte sie. Sie klang nervös, was ich auch an ihren Händen sehen konnte, an denen sie herumspielte.

,,Hi", sagte ich und schaute sie fragend an. Ich versuchte mich zu erinnern, ob ich sie schon einmal gesehen hatte, doch da war überhaupt kein Wiedererkennen.

,,Ich weiß nicht, ob ich hier richtig bin, aber - wohnt Damian hier?"

Hätte mir eigentlich klar sein sollen, dass sie zu Damian wollte. Ein Stich der Eifersucht durchfuhr mich, doch ich lächelte trotzdem und wollte gerade etwas sagen, als er plötzlich hinter mir stand.

,,Sophie?"

Zuerst realisierte ich es gar nicht, doch dann sickerte es zu mir durch. Das war Sophie? Damians Sophie? Mein Mund stand ein wenig offen und ich schloss ihn hastig.

,,Damian." Sie lächelte und trat ein Stück weit ins Haus hinein, wobei sie mir einen schüchternen Blick zu warf. Sie wirkte nett. Den Gedanken verwarf ich aber wieder als Damian sie in den Arm nahm, zwar nur kurz, aber so unheimlich vertraut.

,,Was machst du hier?", fragte Damian sie, überrascht und verwirrt. Ich stand immer noch an der Haustür und nahm mir die Zeit, Sophie anzuschauen. Ihre blonden Haaren sahen durch den Wind ein wenig verwuschelt aus und sie strich sie sich eilig aus den Augen. Ihre Lippen waren sehr voll, was irgendwie komisch zu ihrer kleinen Nase aussah, doch ich konnte nicht leugnen, dass sie zusätzlich mit ihren hellgrünen Augen wirklich hübsch aussah. Sie trug ein schwarzes Kleid, welches fast ganz von ihrem hellbraunen Mantel überdeckt wurde und schwarze Strümpfe, über die sie schwarze Stiefel angezogen hatte. Und wie schon gesagt, war sie ziemlich dünn, aber so hatte ich sie mir auch vorgestellt, als Damian mir von ihr erzählte; dass sie wegen einer Esstörung in eine Klinik eingewiesen wurde. Außerdem war sie wirklich sehr blass im Gesicht, sodass ich gedacht hätte, sie wäre krank, wäre da nicht die natürliche Röte ihrer Wangen.

,,Ich hab Rico angerufen und er hat mir erzählt, dass du jetzt hier in London zur Schule gehst", erklärte sie mit ihrer zarten Stimme.

,,Wie - wie lange bist du schon draußen? Ich meine - "

Sie lächelte und warf mir einen kurzen Blick zu, bevor sie antwortete: ,,Seit drei Wochen."

Er nickte und fuhr sich durch seine verwuschelten Haare, es schien als würde er überlegen. ,,Willst du reinkommen? Ich meine, es ist kalt draußen." Er deutete auf die Haustür, die immer noch offen stand.

,,Klar, gerne", sagte Sophie und schloss die Haustür, überreichte mir dann ihre dünne, kalte Hand.

,,Hi, ich bin Sophie", sagte sie lächelnd, als ich sie entgegennahm. ,,Eine alte Freundin von Damian."

Ich lächelte auch. ,,Ich weiß", gab ich zurück. ,,Ich bin Aria. Seine Stiefschwester."

Sie machte große Augen und blickte zu Damian. ,,Stiefschwester? Du musst mir wirklich sehr viel erzählen." Dachte sie etwa, ich wäre seine Freundin? Ich wünschte fast, ich hätte sie in diesem Glauben gelassen. Keine Ahnung warum.

Damian lächelte und nahm ihr die Jacke ab, führte sie dann ins Wohnzimmer. Ich ging ihnen nicht hinterher und Damian warf mir über seinen Rücken erneut ein Lächeln zu. Ich lächelte zurück.

***

Damians POV:

Ich war noch immer total überrascht; ein anderes Wort fiel mir dabei ehrlich nicht ein. Zugegeben: Ich hätte nie gedacht, dass ich Sophie irgendwann mal wieder sehen werde. Und nun stand sie vor unserer Haustür - ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte, aber der größte Teil von mir freute sich natürlich.

Our Little SecretWhere stories live. Discover now