> Part 126

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Ich wusste nicht wieso, doch irgendwie hatte der Tag etwas Magisches an sich. Ich wachte in meinem Bett auf, neben mir mein noch aufgeklappter Laptop und irgendwo auf mir meine verrutschte Brille. Zudem war ich mir sicher, dass das getrocknete Etwas in meinen Mundwinkel Sabber war. Und obwohl ich nicht gerade gemütlich aufwachte, fühlte ich mich gut.

Die Sonne schien durch das Fenster, da ich es gestern nicht mehr geschafft hatte, die Jalousien herunterzuziehen und ich roch den dezenten Kaffeegeruch aus der Küche. Diese glückselige Stimmung erlitt einen kleinen Dämpfer als ich mich beinahe aus meinem eigenen Bett schmiss, weil ich mich in der Decke verheddert hatte. Ich konnte mich gerade noch so auffangen, schmiss dabei aber meinen Laptop auf den Boden. Ich presste meine Augen zusammen und traute mich gar nicht nachzuschauen, ob er noch ein Ganzes oder doch in tausend Einzelzeile gesprungen war. Vor meinem inneren Auge sah ich schon meinen wütenden Dad, der mir schon immer gesagt hatte, ich solle nicht mit teuren Sachen im Bett einschlafen... Doch Gott sei Dank war mein Laptop noch im ursprünglichen Zustand; zumindest äußerlich, denn ihn anzumachen traute ich mich noch nicht, weshalb ich ihn einfach zurück aufs Bett verfrachtete und ins Bad tippelte, um zu duschen. Als ich wieder herauskam, bemerkte ich, dass Damian bereits wach war; was einer Seltenheit glich, denn normalerweile schlief er am Wochenende bis mindestens zwölf und war nie vor mir wach, dabei war es gerade mal halb elf und seine Zimmertür stand schon offen.

,,Guten Morgen, Spätzchen", begrüßte Dad mich als ich in die Küche kam.

,,Hey", erwiderte ich und zupfte meine kurzen Schlafshorts zurecht, bevor ich mich zu dem Rest an den Tisch setzte und meine Müslischlüssel mit Crispy-Nuts füllte. Keiner sagte etwas und ziemlich schnell merkte ich, dass meine gute Laune nicht jeder teilte.

,,Was ist los?", fragte ich mit vollem Mund. Fast wäre ein Tropfen Milch auf Damians Haarschopf gespritzt, also hielt ich mir schnell meine Hand vor den Mund. Doch Damian schien meine Milchattacke gar nicht mitbekommen zu haben, denn sein Kopf lag so gut wie in seiner Müslischlüssel und sein braunes Haar, welches in seinen Augen hing, verbarg jegliche Sicht auf sein Gesicht. ,,Wieso bist du eigentlich schon wach?" Unter dem Tisch verpasste ich Damian einen leichten Tritt, doch er reagierte kaum.

Fragend schaute ich zu Dad. Sein Gesichtsausdruck hatte etwas ... Mitleidiges.

,,Was ist denn los?", wiederholte ich, diesmal energischer.

,,Es ist was passiert", sagte er. Das war's. Mehr sagte er nicht.

Verständnislos sah ich von Dad zu Sally, doch auch sie sagte nichts.

,,Ja und WAS ist passiert?!", platzte ich heraus.

Ich bildete mir bereits die schlimmsten Sachen aus. War etwas mit Opa? Oder mit Granny? War jemand gestorben?

,,Greta ist im Krankenhaus und es sieht nicht gut aus", sagte Dad schließlich. Damian rührte sich kein Stück.

,,Hatte sie einen Unfall?", fragte ich schockiert. Obwohl ich froh war, dass es meinen Großeltern gut ging, war ich natürlich geschockt. Die coole, durchgeknallte und verständnisvolle Greta sollte im Krankenhaus? Wie konnte das passieren? Wie ging es ihr?

,,Nein", erwiderte Sally nun und entfaltete ihre Hände, die sie zuvor noch fest zusammengepresst hatte. Sie waren nun tiefrot angelaufen. ,,Greta leidet an Multiple Sklerose. Das ist eine zentrale Nervenkrankheit, die nicht vollständig heilbar ist."

Mein Kopf ratterte. Wieso wusste ich das nicht? Hat Damian das gewusst? Oder Dad?

Ich hatte schon mal von der Krankheit gehört, doch ich konnte beim besten Willen nicht sagen, wie diese sich äußert. Doch ich wollte auch nicht weiter nachhaken, nicht jetzt.

Our Little SecretWhere stories live. Discover now