> Part 28

92.5K 4.2K 431
                                    

"Willst du Leah das auch so verklickern?", erwiderte ich und versuchte mir nichts anmerken zulassen. "Nachdem sie dir zu langweilig geworden ist?"

"Soll ich mir das auf die Stirn schreiben, damit du es endlich in dein Hirn bekommst: wir sind verdammt nochmal nicht zusammen! Was geht dich das eigentlich an?"

"Sie ist meine beste Freundin!"

"Seit wann macht man sich an den angeblichen Freund seiner besten Freundin ran?", fragte er nun gehässig und mir verschlug es die Sprache. Er hatte doch Recht, verdammt! Ich war nicht besser als er. Aber das würde ich ihm natürlich nicht sagen - ein wenig Stolz hatte selbst ich noch. Ohne ein weiteres Wort stand ich auf, bedacht möglichst gerade zu gehen und spürte seinen Blick im Rücken, als ich die Treppe raufging. Ich schlug mit all meiner Kraft gegen die Tür, doch sie ließ natürlich nicht nach. Auch das Klopfen half nichts, doch ich gab erst auf, als meine Fingerknöchel zu schmerzen begannen. Ich würde noch verrückt werden, wenn ich noch länger hier eingesperrt war! Damian hatte die ganze Zeit über nichts gesagt, sondern nur still und wütend vor sich hinstarrend auf dem Boden gegessen. Soll er doch.

Ich rutschte an der Tür runter auf den Boden, holte mein Handy heraus und kontrollierte sicherheitshalber nochmal den Empfang, aber nichts passierte. Das ist doch nicht zu fassen! Suchte uns denn wirklich keiner? Kam wirklich keiner auf die Idee, dass wir im Keller sein konnten? Wie es aussieht nicht. Während sich alle anderen schön amüsierten, tanzten und vermutlich unsere Möbel schrotteten, saßen Damian und ich hier, in einem dunklen, kalten Keller, knutschten erst rum und stritten dann. Ich glaube, irgendwie hatten wir beide uns den Abend anders vorgestellt. Wieso musste ich diesem betrunkenen, wildfremden Typen auch noch Getränke holen gehen? So dämlich konnte auch nur ich sein. Ich hätte einfach weggehen sollen.

Stattdessen wurden Damian und ich hier eingesperrt. Und wir hatten uns geküsst. Hatte er tatsächlich zu viel getrunken? Aber warum hatte ich ihn geküsst? Ich hab gar nicht mal so viel getrunken; konnte man von zwei Bieren betrunken werden? Andererseits war ich sowieso empfindlich was Alkohol anging. Aber das mir der Kuss gefallen hatte, konnte man doch nicht auf den Alkohol schieben. Und Damian fande mich "gut", was bedeutete das? Oder war das nur, weil er meine Gefühlte nicht verletzten wollte und ich war in Wahrheit grottenschlecht im Küssen?

Ich bemerkte, wie ich in all den Überlegungen langsam abdriftete und meine Gedanken verschwommen. Und irgendwann fielen meine Augen zu und ich schlief - den Körper an der harten Tür gelehnt - ein.

***

"Du willst mich", murmelt Damians Stimme in meinen Gedanken.

Plötzlich wird alles um mich herum hell und ich sehe zwei Personen in einem fremden Zimmer. Es ist ein Junge und ein Mädchen. Der Junge hat das Mädchen mit seinen Körper an die Wand gedrückt und schaut auf sie herab. Das Mädchen blinzelt heftig und scheint nicht zu wissen, was sie machen soll. Sie drückt ihre Hände an die Wand, scheinbar will sie den Jungen nicht berühren.

Erst jetzt erkenne ich, um wen es sich bei den Beiden handelt. Braune Wuschelhaare, große, schlanke, muskulöse Statur und diese blauen Augen ... der Junge ist definitiv Damian. Und das Mädchen bin ich. Geschockt betrachte ich mich selbst: Meine Haare sind immer noch blond, und meine Augen auch noch blau, aber es ist als hätte sich alles an mir verändert. Meine Haaren sehen dicker und voller und glänzender aus; das Blau in meinen Augen scheint heller geworden zu sein, fast glasklar. Und auch meine Gesichtszüge haben sich verändert. Sie sind eleganter irgendwie, nicht mehr so schüchtern. Und wie ich da an der Wand gelehnt stehe, wirke ich fast zerbrechlich und zart; nicht fett und stämmig, wie ich mich immer gesehen hatte. Mein Ich ist zwar nicht dünn oder schlank, aber sie war auch nicht so fett, wie ich es war, sie ist wirklich hübsch. Bin das wirklich ich?

Our Little SecretWhere stories live. Discover now