> Part 101

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Kurz nachdem Sophie gegangen war, hörte ich die Tür unten laut zufallen. Ich war gerade dabei DAS Pflaster auf meiner Stirn abzumachen und sah, dass die Wunde langsam anfing zu heilen. Jedenfalls war nichts mehr offen, also ließ ich das Pflaster weg.

In sechs Tagen war Weihnachten. Und in sieben Tagen würde ich schon unterwegs nach Deutschland sein. Noch immer konnte ich das nicht wirklich realisieren, weshalb ich hoffte, dass die Aufregung und vor allem die Vorfreude darauf, Lily wiederzusehen, mich noch einholen würde - denn im Moment blieb sie nämlich aus.
Trotzdem hatte ich ein wenig Angst. Schließlich würde ich in ein fremdes Land ziehen ohne die Sprache - bis auf ein paar einzelne Worte - zu beherrschen.

,,Das sieht doch gar nicht mehr so schlimm aus", hörte ich plötzlich jemanden hinter mir reden und ich fuhr erschrocken zusammen. Ich hatte ihn gar nicht kommen hören, wie immer.

,,Ja", sagte ich und räusperte mich. ,,Es heilt."

Damian schaute mich lange an, bevor er seufzte und sich durch die Haare fuhr. Er trug einen grauen Hoodie, dessen Ärmel er bis über die Hände gezogen hatte und nun festhielt.

,,Ich hab mich wie 'n Arsch verhalten", sagte er. ,,Wie so oft."

,,Kann schon sein", gab ich zurück und drehte mich nun ganz von dem Spiegel weg.

,,Ich war auch gar nicht sauer auf dich ... eher auf die ganze Situation. Und auf mich", redete er weiter. ,,Ich hab die ganzen Tage über darüber nachgedacht. Ich will dich nicht verlieren, Aria."

Mein Herz schlug ein paar Takte schneller. ,,Damian ... wie oft sollen wir das Gespräch noch führen?"

Er kam ein Schritt auf mich zu, nahm meine beiden Hände in seine und führte mich zu meinem Bett, wo wir uns nebeneinander hinsetzten. ,,Ich weiß, ich weiß. Ich muss ich entscheiden. Aber das ist nicht so leicht. Ich mache mir nur noch Gedanken darüber, was ich will. Ich ... ich mag Sophie. Aber dich mag ich auch. Es ist so schwer, okay? Aber ich weiß ganz genau, was ich nicht will: Dich verlieren."

Ich starrte auf meine Hände, die in seinen lagen und mir wurde wieder mal bewusst, dass ich ihn brauchte. Er tat mir gut. Doch trotzdem musste ich einmal an mich denken. Das hatte ich mir fest vorgenommen, denn ich wollte, dass mein Leben besser wurde.

,,Du wirst mich nicht verlieren", sagte ich sanft und entzog dabei meine Hände. ,,Wir werden schließlich immer sowas wie eine Familie bleiben. Aber - aber ich weiß nicht, ob ich so weitermachen könnte, wie zuvor, wenn du dich entscheiden würdest. Für mich, meine ich. Würdest du mich wirklich wollen, dann hättest du doch gar keine Zweifel, oder? Doch die hast du und für mich bedeutet das irgendwie, dass ich nicht ... die Richtige bin. Zumindest nicht im Moment. Du weißt, wie viel du mir bedeutest, Damian, und es tut mir so, so weh in dieser Situation zu sein und am liebsten würde ich dieses Gespräch gar nicht mit dir führen wollen, aber es ist nun mal so gekommen und daran ist auch nichts mehr zu ändern."

Als er daraufhin nichts antwortete, setzte ich hinterher: ,,Irgendwas ist kaputt gegangen zwischen uns."

Er atmete tief aus und öffnete den Mund, schloss ihn aber gleich wieder.
Diesmal nahm ich seine Hand in meine und drückte sie kurz. Ich sah, wie er darauf schaute und anscheinend nach Worten suchte. Vielleicht gab es aber auch einfach nichts mehr zu sagen.

,,Ich kann dich aber nicht einfach gehen lassen, Aria", sagte er schließlich. ,,Ich will es auch nicht."

,,Was möchtest du denn machen? Mich ans Bett fesseln?"

Seine Kiefer pressten sich aufeinander und er schaute mich an. ,,Nein."

,,Wie gesagt - dir wird nichts anderes übrig bleiben. Es ist mir egal, ob du das willst oder nicht, denn ich werde gehen. Dann bist du halt enttäuscht und wütend auf mich, aber ... naja, ich bin dann ja nicht mehr da, um das mitzubekommen."

Our Little SecretOnde as histórias ganham vida. Descobre agora