100-im Feuer verbrannt

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Etwas traurig laufe ich langsam die Treppen von meinem Zimmer, runter in den Flur, schaue mir all die Bilder an der Wand genau an, erinnere mich an die Momente, mit Menschen aus meiner Familie zurück und was sie in den restlichen zwei Wochen meiner Ferien erfahren haben, über mich und alles was geschehen war.

Meine Mom weinte, verstand mich am Anfang nicht, was mir so wehtat, da ich nie wollte, dass sie nur wegen mir, meinem Verhalten so traurig sein wird. Mein Dad brachte, nachdem ich ihm einiges erklärt hatte, keinen Ton mehr hervor und einen Tag lang, saß ich in meinem Zimmer, weinte und schluchze, weil ich dachte, ich habe sie verloren, meine Eltern.

Einen Tag lang, aß ich nichts, trank nichts, bewegte mich nicht, nachdem sie meine Geschichte gehört hatten, einen Tag lang sah ich nichts von ihnen, erfüllte mein Zimmer mit kränklichen Schluchzern, die durch meine gebrochene Stimme nicht besser klangen.

Einen Tag lang wartete ich, bis meine Eltern mein Zimmer öffneten, auf mich zukamen, um mich endlich, nach endlosen vierundzwanzig Stunden in den Arm zu nehmen, zu sagen, sie sein nicht wütend auf mich, würden hinter mir stehen und allem was ich tue. Mom meinte: "Vergangenheit, ist Vergangenheit!"

Und da erinnere ich mich gerne an einen Spruch, welchen ich irgendwo mal hörte oder mir selber ausdachte, in den letzten zwei Wochen, die ich oft im Bett, Krankenhaus oder draußen an dem See verbrachte.

Es ist nicht die Zeit, die dich verändert, sondern die Menschen, denen du begegnest.

Auch wenn ich mich in den vier Jahren verändert habe, tat ich dies nicht, wegen dem Lauf der Zeit, sondern wegen meinen beiden Freunden, die immer für mich da waren und es auch wieder, erneut in den letzten zwei Wochen waren, nachdem sie hörten, ich würde erneut im Krankenhaus liegen.

Der Brand!

Der gesamte Kindergarten wurde fast vollständig zerstört. Es steht nur noch ein kleiner Teil da, welchen man abreißen wird. Alles soll neu renoviert werden, wieder schön und ordentlich gemacht, mit dem Geld, welches Grandpa von der Versicherung bekommt und dem Strafgeld, welches Louis zahlen muss.

Auch wenn er kaum Geld besitzt, sehr schäbig und krank aussieht, muss er bis jetzt zahlen. Doch sein komischer Anwalt, der ihm zugewiesen wurde, möchte nun darauf klagen, dass Louis geistig nicht zurechnungsfähig ist, damit der Staat für ihn bezahlen wird.

Von mir aus. In meinen Augen ist er psychisch krank, so wie ich ihn damals vor dem brennenden Gebäude erlebte, ihm gegenüberstand. Wenn Grandpa sein Geld bekommt und man Louis wegsperrt, soll es mir egal sein, nur der Kindergarten soll wieder in neuer Pracht stehen.

Weiter gehe ich meinen Weg, schaue kurz ins Wohnzimmer und in die Küche, wo ich oft abends nun mit Mom und Dad saß, mich mit ihnen unterhielt, weil sie öfters noch Fragen hatten, die ich beantworten musste. Und wir saßen manchmal auch einfach da, lauschten dem Regen, der gegen unser Dach und die Fenster prasselte.

Es sind Erinnerungen, die ich nicht vergessen werde.

Mit Kraft hebe ich den letzten schweren Karton hoch, für meinen Umzug nach London, verlasse seufzend das Haus, um raus zu meinen Eltern und Großeltern zu kommen, die schon auf mich warten.

Die Sonne scheint heute hell, warm und angenehm, erhellt die gesamte Straße, welche in den vergangene Tagen immer so dunkel und düster auf mich wirkte, wenn ich aus dem Haus trat. Es gab nicht viel Sonnenschein, nur einigen.

Zum Beispiel Olivia, die mich öfters im Krankenhaus besuchen kam, nachdem sie schon längst raus gelassen wurde. Außer ein bisschen Atemnot trug sie keine Schäden davon, besuchte mich immer mit einem breiten, strahlenden Lächeln und meistens einer Blume, welche ganz unscheinbar in Moms großen Blumenstrauß wirkte.

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