9-Vier Jahre

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Sand, der zwischen meinen Zehen kratzt, warm an meinen Fußsohlen reibt, welche ihn wegschieben, während mein Blick entspannt über den blauen, wolkenlosen Himmel gleitet und bei einer Palme hängen bleibt, die sanft im leichten Wind schwankt, der ebenso, wie durch die grünen Blätter, durch meine Haare weht und sie mir ins Gesicht bläst, weshalb ich sie zurück hinter mein Ohr schieben muss.

Seufzend stoppe ich, schaue gedankenverloren weiterhin auf das große Gewächs, welches man hier öfters antrifft. Alles ist so ruhig, friedlich und verlassen. Ich bin alleine.

Und dies ist gut so!

Erschöpft lasse ich mich in den Sand sinken, vergrabe meine Füße unter dem warmen Sand, der sich erneut zwischen meine Zehen schiebt und leicht reibt. Meine Hände buddeln, genau wie es kleine gelangweilte Kinder immer machen, den Sand von seiner ursprünglichen Stelle zu einer Neuen, die langsam zu einem kleinen Berg wird.

Wellen rauschen in meinem Ohr, tragen einen leichten Meergeruch in meine Nase, durch die ich tief ein und aus atme. Meine Muskeln sind entspannt und meine Gedanken frei.

Erleichterung und Zufriedenheit durchströmen meinen Körper, da ich alleine bin, fünf Minuten, seit ein paar Monaten, meine Ruhe habe und nichts mich stören kann.

Wenn ich nur für immer hier wäre...

Schnell schiebe ich den Gedanken bei Seite, richte meine Augen wieder auf das glasklare blaue Meer, in welchem ich gerne mal baden würde.

Wieso eigentlich nicht?

Schnell richte ich mich auf und klopfe den lästigen Sand von meinen Beinen, ziehe mein Shirt über den Kopf und schlüpfe aus der kurzen Shorts. Beide Teile lasse ich einfach liegen- ich bin ja alleine- und begebe mich auf das bestimmt erfrischende Nass zu.

Bis die ersten Wellen meine Füße berühren, trete ich langsam dichter an das Wasser heran. Kühl und erfrischend drängt es sich um meine Füße, schlägt bis zu meinen Knöchel hoch und fließt dann zurück. Immer wieder, wie es sich gehört, kommt es schnell auf mich zu, lässt mein Herz schneller schlagen, da etwas Unbekanntes mich erschrecken wird, trifft auf meine Haut, bevor es langsam zurück fließt und sich diese Prozedur wiederholt.

Leicht schmunzelnd, weil ich bestimmt fünf Minuten einfach so hier stehe, die frische Luft in mich aufnehme, durch meine Lunge schießen lasse und die klare Flüssigkeit mich erfrischt.

Dann hole ich einmal tief Luft, stoße diese wieder aus und lasse mich langsam weiter in das Wasser sinken. Immer weiter tragen mich meine Füße über den gatschigen Schlamm, weiter, bis das Wasser an meine Hüfte schlägt. Bereit auf das Nächste schließe ich meine Augen, atme ein und lasse mich fallen.

Wasser drückt in meine Ohren und Nässe umhüllt mich und lässt alles um mich herum verstummen. Keine Vögel aus den Bäumen, die leise vor sich her singen, dringen in meine Ohren, sondern nur die Geräusche der Wellen, welche gegen die Küste schlagen. Frei gleite ich durch das Wasser, werde getragen und kann kurz die Muskeln entspannen, bevor die Luft knapp wird und ich auftauche.

Auch, da ich meine Namen gehört habe!

"Honor Schatz! Wir sind da", dringt die sanfte, mir bekannte Stimme an mein Ohr. Müde öffne ich langsam meine Augen, worauf grelle Sonnenstrahlen in diese fallen, mich leicht blenden und zum Blinzeln bringen. Kurz strecke ich mich, bevor meine Finger zu dem Gurt gleiten und ich mich abschnalle.

"Kommst du?", ertönt erneut die Stimme von meiner Mutter, die erwartungsvoll zwischen der Autotür und mir steht. Wartend sieht sie mich an, wobei sie freundlich lächelt. Die braunen Augen leuchten mich, wie jeden Morgen an, da meine Mutter nie eine Uhrzeit stört, oder zumindest sehr selten.

Little FreaksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt