63-Schläferstündchen

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Der Druck um meine Hand wird stärker, umso mehr wie uns dem Eingang des Hauses nähern, vor der die großgewachsene Person rum lauert, die wütenden Worte des Lockenkopfes über sich ergehen lässt.

Angespannt geht er neben mir her, straft die Schultern und zieht seine Augen zu Schlitzen, wodurch sich eine Falte auf seiner Stirn bildet. Schnaubend, aufgebracht zieht er mich etwas mit sich, doch achtet darauf, mir nicht weh zu tun oder zu schnell zu gehen, damit ich nicht falle.

"Du warst gestern doch erst da", keift Harry laut durch den prasselnden Regen, der auf uns fällt, mein Shirt durchnässt.

Ich friere, spüre mein Shirt an mir kleben, wie eine zweite Haut und muss ständig blinzeln, um die Regentropfen, die an meinen Wimpern hängen, aus meinem Bild zu vertreiben. Meine Wangen fühlen sich kalt an, meine Hände taub und meine Füße in den Stoffturnschuhen wie Eiszapfen.

Bibbernd bewege ich mich so dicht neben Harry, als wäre er eine Heizung von der so viel Wärme ausgeht. Und bei ihm fühle ich mich sicher, warm und geborgen.

"Es nervt langsam!"

"Nur weil ich dich bei deinem Schläferstündchen störe?", spottet der Mann, welchen ich nicht kenne, noch nie gesehen habe Doch ich kenne niemanden aus Harrys Umfeld, womit meine Überlegungen dumm sind. "Was ist mit diesem Mädchen, von dem du gestern so gesprochen hast? Ist sie schon abgeschrieben?"

Den Gedanken, dass der Mann mit den braunen Haaren über mich redet, werde ich nicht los, während er mich so skeptisch von oben bis unten durch die Regentropfen mustert, ich das Selbe tue, ihn jedoch kaum erkennen kann.

Die kurzen, braunen Haare bedecken seinen Kopf, der eine sehr starke ovale Form besitzt. Seine blauen Augen leuchten durch den Regen, strahlen mich mit viel Skepsis an, wodurch ich mich kleiner und wohler fühle, als ich es vorher tat. Die breiten Schultern tragen ein rotes Hemd, zu dem er eine schwarze Krawatte und eine schwarze Hose trägt, die mit einem Gürtel oben gehalten wird.

"Und ich dachte wirklich, du hast dich nach all den Jahren geändert", spricht er, bevor ich nach Harrys Arm schnappen muss, da dieser auf ihn zu laufen will.

"Zu deiner Information", faucht er, tippt mit seinem Finger bedrohlich auf dessen Brust, die sich anspannt. "Sie ist dieses Mädchen und du störst bei keinem Schläferstündchen!"

Mit stockendem Atem und großen, ängstlichen Augen ziehe ich Harry sanft an seinem angespannten Arm zurück, so dass er neben mir steht, lege meinen Arm beruhigend um seinen, spüre seine Puls.

Aus dem Gesichtsausdruck des Mannes kann ich mit einem Mal nichts mehr lesen. Keinen Zweifel mir gegenüber und auch keine Art von peinlicher Berührung oder einen Ansatz entschuldigender Worte.

"Du zitterst", kommt es plötzlich von den Mann mit den braunen, lockigen Haaren, die ihm alle wild im Gesicht kleben, als er sich zu mir dreht, seine nicht viel wärmeren Hände als meine, vorsichtig auf meine Wangen legt, dabei einen besorgten Blick trägt. "Wir sollten rein."

Stumm nicke ich, beiße mir auf die Unterlippe, damit er nicht auch noch das Klappern meiner Zähne mitbekommt.

Eilig wühlt er in seiner Hosentasche neben mir, wirft immer wieder einen aufmerksamen Blick zu mir oder dem Mann, der alles beobachtet. Dann, als der silberne Schlüssel aus seiner schwarzen Hosentasche gezogen wird, steckt er in klappernd ins Türschloss, worauf dieses mit einem Quietschen geöffnet wird.

Ohne ein Wort geht er rein. Doch ich kann nicht anders, bin mir sicher, dass es ihm nicht gefallen wird, jedoch wende ich mich mit einem freundlichen Lächeln an den Mann, der im Regen stehen bleibt. "Sie sind doch aus einem bestimmten Grund hier", spreche ich, leicht angeschlagen. "Und den haben Sie mit ihm-" Mein Kopf schwenkt zu Harry, der mürrisch guckend im Türrahmen steht. "-Noch nicht besprochen, oder?"

Little FreaksWhere stories live. Discover now