94-Olivia

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Olivia schon halb schlafend auf meiner Schulter, öffne ich mit meiner freien Hand, die den schlappen Körper nicht fest umklammert, die Tür. Den ganzen Weg über hatte ich eine Heidenangst hinzufallen, wodurch sie sich verletzen könnte. Doch wir haben den Weg beide recht gut überstanden.

"Mom", rufe ich durchs Haus, höre aber schon, wie die Frau fröhlich aus der Küche, ihre Schürze um die Hüften gebunden, zu mir in den Flur gelaufen kommt. "Wir haben besuch."

Mit einem 'O' auf den Lippen mustert sie das Mädchen auf meiner Schulter, das ich nun absetze und beim Schuhe ausziehen helfe, wobei die Frau sie grübelnd ansieht. Meine Mutter denkt bestimmt schon drüber nach, wie lange Olivia bleibt, wo sie schlafen kann, ob sie mehr kochen muss und, und, und.

Müde, mit einem total verschlafenen Blick reibt sich der kleine Mensch neben mir die Augen, gähnt einmal laut, bevor sie sich in dem hellen Flur umsieht, dabei ängstlich an meine Beine presst, während ich versuche meine Schuhe auszuziehen.

Sie hat Angst, was ich genau sehe und mich gut an unsere erste Begegnung erinnere, wo sie sich sehr schüchtern und zurückhaltend verhielt, kaum Blickkontakt hielt. Genau so, schaut sie nun zu meiner Mom hoch, die sich mit einem freundlichen Lächeln bückt, ihre Hand ausstreckt.

"Ich bin Meredith und wer bist du?", fragt sie, mit ihrer sanften, liebevollen Stimme, bei der Olivia augenscheinlich ruhiger wird, kurz die große Hand schüttelt und leise antwortet: "Olivia."

"Sie bleibt heute Nacht", erkläre ich meiner Mutter schnell, erhalte ein 'Ah', wozu sie die Augenbrauen hochzieht. "Wieso erzähl ich dir später, Mom."

Einverstanden nickt die Frau in der grauen Leggings, zu dem sie ein langes Hemd von meinem Dad trägt, was ich noch nie zuvor an ihr gesehen habe. Manchmal zieht sie sich ein etwas älteres Shirt an und dazu eine Jogginghose, jedoch trug sie noch nie so ein Hemd von meinem Vater.

Wir werden in die Küche geführt, in der Olivia sich mit großen, müden, blauen Augen umsieht, bei dem Topf, der auf dem Herd steht, hängen bleibt, aus dem auch ein köstlicher Geruch in unsere Nasen dringt, ich nach meinem Eis, schon wieder Hunger bekomme. Und auch Olivia scheint etwas essen zu möchten, da ihr Magen einmal laut knurrt, Mom darüber ein wenig schmunzelt.

"Möchtest du mir beim Kochen helfen?", bietet sie dem kleinen Mädchen vorsichtig an, hält ihr einen Kochlöffel hin, worauf sie ein schüchternes, unsicheres Nicken erhält, ihr der Löffel abgenommen wird.

Vorsichtig hebt sie Olivia unter den Armen hoch, sagt, dass sie einmal umrühren muss, bevor wir essen können, was die Blondine dann auch mit einem Strahlen erledigt, sich über die Nudeln scheinbar freut und dann, nachdem sie wieder auf den Boden gelassen wird, zu mir auf den Stuhl klettert, auf welchem ich sie mehr an den für sie etwas zu großen Tisch ran schiebe.

Extra Teller, Tasse und Besteck bringt Mom mit, ruft dann nach meinem Vater, der paar Minuten später in der Küche steht, erstaunt das Mädchen ansieht. "Na Hallo, Besuch?", begrüßt er sie, setzt spielerisch einen erschrockenen Blick auf, der eher lustig wirkt, weshalb die Kleine belustigt kichert, dabei nickt.

"Das ist Olivia, Dad", stelle ich sie ihm vor, während er ihr seine Hand über den Tisch reicht.

"Olivia bleibt heute Nacht", fügt meine Mutter hinzu und stellt den heißen Topf auf den Tisch. "Und sie ist eine grandiose Köchen, so wie sie umgerührt hat."

Das Mädchen läuft bei diesen Worten ganz rot an, hält sich wieder schüchtern die Hände vor den Mund, nuschelt nur kurz ein 'Ja' auf die Frage meiner Mom, ob ihr das Essen auf ihrem Teller reicht.

Etwas habe ich Angst, dass sie den Teller mit einem kleinen aus dem Kindergarten verwechselt, zu viel auf ihren Teller sich füllen lassen hat, jedoch fängt sie schon hungrig an zu essen, was mich beruhigt.

Little FreaksWhere stories live. Discover now