15-Willst du hören, dass ich mich erinnere?

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Lachend sitze ich mit Isla und Olivia auf den Schaukeln, stehe ab und zu mal kurz auf, um eine der beiden leicht an zu schupsen, ehe ich mich wieder auf meine setze und selber leicht vor und zurück schaukele.

Isla schaut zwar immer sehr ängstlich auf den Boden, als könne sie gleich von der Schaukel fallen, doch wenn Olivia höher an geschubst werden möchte, fragt das Mädchen mit den schwarzen Haaren mich leise: "Kannst du mich auch noch höher an schubsen?", worauf ich immer mit einem Lächeln nicke.

Die beiden kleinen Mädchen strahlen richtig und manchmal tuen sie kurz so, als wären sie Feen, die hoch in die Luft fliegen, um mich vor dem bösen Drachen zu retten, der jedoch nur in ihrem Kopf existiert. Schmunzelnd spiele ich dann immer die Erleichterung, wenn die beiden sagen, dass ich in Sicherheit bin und sie mich gerettet haben, bedanke mich freundlich.

Danach muss ich beide nur wieder auf ihre Schaukel hieven, sie an schubsen, ehe das lustige, zugleich süße Schauspiel von vorne beginnt.

Die anderen drei Mädchen, Ava, Freya und Maria spielen nicht weit von uns entfernt im Sand, wo sie eine Sandburg bauen, die aber aufgrund des sehr weichen, pudrigen Sandes immer wieder zusammenfällt. Doch davon lassen die drei sich nicht abbringen.

Auch jetzt, wo alles wieder in sich zusammenfällt, schüttelt Ava nur den Kopf, ehe sie zu Freya sagt: "Hol einen anderen Eimer, dann klappt es bestimmt. Ich bin mir sicher." Und das Mädchen läuft entschlossen los zu dem Spielzeughaus, wobei die braunen Haare leicht im Wind wehen.

Kurz darauf kommt sie mit einem größeren Eimer zurück, indem sie dann auch schon zielstrebig -eine neue, große, stehen Burg zu bauen- den Sand füllt, während Ava und Maria den Haufen kaputt machen, sich abermals um einen flachen Untergrund für ihre Burg kümmern.

Ich verfolge dies, erinnere mich gut an unsere Burgen im Kindergarten, die wir oftmals auch mit Schlamm bauten. Wenn es geregnet hatte freuten wir uns immer am meisten, zogen Gummistiefel und Matschhosen an, ehe wir raus liefen, Schaufeln und Eimer schnappten, mit denen wir richtig schöne Burgen, Straßen, Brücken und Häuser bauten. Unsere eigene kleine Stadt.

Man kann es gar nicht vergessen, wie wir alle mit Matsch bis zu unserem Gesicht hoch zurück in die Gruppe kamen.

"Honor?", holt mich jemand aus meinen Erinnerungen zurück in die Gegenwart, worauf ich nach unten schau, wo eine kleine Hand an meinem Shirt zog. Mit seinem kastanienbraunen Haar sieht Freddie schüchtern zu mir nach oben, wobei er sich verlegen auf die Füße tritt. "Was gibt es, Freddie?", frage ich sanft. Beruhigend über seinen Kopf zu streicheln traue ich mich noch nicht, weiß nicht, ob er es überhaupt möchte, weshalb ich mich nur lächelnd zu ihm nach vorne beuge.

"Kannst du-", beginnt der kleine Junge. "Kannst du mit mir Fußball spielen?"

Ich und Fußball?

"Wollen die anderen nicht mit dir spielen?", versuche ich es vorsichtig, sehe mich nach Gale oder Willy um, die ich aber nicht finde.

Traurig schüttelt der kleine Junge seinen Kopf, erklärt mir: "Gale spielt mit den anderen Jungs, die mich nicht mögen und Willy wurde schon von seiner Mama abgeholt."

Schnell sehe ich zu der Uhr, die draußen hängt und schon fünf nach vier anzeigt. Es wird langsam Abend und die meisten Kinder wurden schon abgeholt, da schließlich immer noch Ferien sind. Egal ob sie arbeiten müssen oder nicht. Nur einige Kinder sind noch da.

Immer noch sieht Freddie mich mit seinen großen Augen an, worauf ich ergeben seufzend nicke und aufstehe.

"Wo gehst du hin?"

Olivia schaut mich traurig an. "Ich gehe mit Freddie Fußball spielen. Du kannst doch mit Isla weiter schaukeln und wenn es weniger wird, schaukelt ihr euch gegenseitig an. Schließlich seid ihr beide doch schon groß." Sofort nicken beide, obwohl ich weiß, dass Olivia die Jüngste in der Gruppe ist.

Little FreaksWhere stories live. Discover now