29-Urgroßmutter Frowe

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Grandma klappert in der Küche rum, ehe sie um die Ecke geschossen kommt, mit einem Topf in der Hand und ihn quasi auf den Tisch knallt, danach winkt sie mich hektisch zu sich. "Ich habe es endlich geschafft", ruft sie begeistert aus, schaut begeistert auf das Zeug in ihrem Topf.

Fragend gehe ich zu ihr, ziehe etwas an dem Bund des Pullis, den ich weiterhin trage. Irgendwie fühlt es sich gleich viel kälter an meinem Hintern an, als ich mich von der Heizung drücke, jedoch interessiert es mich brennend, warum meine Oma in so eine Hysterie ausbricht.

"Endlich", schnauft sie, stemmt stolz die Hände in die Hüfte.

Misstrauisch beäuge ich das rot-braune Glibberzeug in dem Topf, lehne mich etwas über den Rand des silbernen Gefäßes um eine Geruchsprobe zu nehmen. Es riecht grauenhaft, zieht in der Nase und ich frage mich ganz stark, ob sie gleich von mir verlangen wird, dass ich das esse.

"Grandma?", beginne ich vorsichtig, sehe zwischen der strahlenden, alten Dame und dem roten Zeug hin und her. "Was soll das sein?"

Entgeistert sieht sie mich an, als wäre ich einfach nur dumm und würde hinterm Mond leben. Aber das tue ich auch quasi, wenn es um die weiten Universen der Kochwelt geht -vor allem der meiner Großmutter.

"Das meine Liebe-", legt sie sofort los, weshalb ich mich schon auf eine lange Rede von ihr einstelle, da ich weiß, wie sie dahinschwinden kann, wenn es um das Kochen geht und besonders um ihre eigenen Kreationen. Einiges schmeckt auch wirklich köstlich, großartig, jedoch gibt es wiederum Sachen, die ziemlich in die Hose gegangen sind.

Vielleicht haben mein Vater und ich uns auch manchmal einen Spaß daraus gemacht unauffällig Chili oder so hinzu zu gegeben, als sie gerade weg sah.

"Also, das ist ein uraltes Rezept deiner Ur-Ur-Urgroßmutter Frowe, welches ich nie wirklich hinbekommen habe", erklärt sie mir, rührt nochmal aufgeregt in dem Topf. "Und ich glaube, dass ich es jetzt endlich -nach Jahrzehnten- hinbekommen habe."

Ich wusste zwar nie, dass es ein wirkliches Familienrezept gibt, aber so wenig wie ich davon wusste, wusste ich auch von meiner Ur-Ur-Urgroßmutter Frowe.

"Harry!", ruft meine Grandma laut, eilt dann zu einem Schrank, aus dem sie zwei Löffel holt, mir einen in die Hand drückt und den anderen Harry gibt, der mit einem genervten Ausdruck und etwas Wasser auf seinem Shirt zu uns kommt. "Probiere das!"

"Deshalb habe ich mit den wunderbaren Wischen aufgehört?", fragt er spottend, verdreht die Augen. "Die Waschmaschine können wir vergessen."

"Ja, ja", motzt die alte Dame. "Klär das mit meinem Mann. Probiert endlich beide."

Ebenso wie ich, beäugt Harry das rote zeug skeptisch, beugt sich rüber und nimmt eine Nase, ehe er angewidert den Kopf schüttelt und immer 'Nein, nein, nein', murmelt. Er sieht ebenso begeistert wie ich aus, denn dieses Zeug riecht wirklich grauenhaft, jedoch sieht es gar nicht so schlecht aus.

"Können Sie vergessen", blockt Harry dann auch noch und legt den Löffel auf den Tisch, worauf meine Grandma mit einem Mal so traurig aussieht, was mir leid tut.

Ich will sie glücklich machen, aber ob ich dafür eine Vergiftung in kauf nehmen möchte, denn so richt das Zeug, weiß ich nicht. Doch sie schaut so niedergeschlagen auf den Boden, dass ich tief Luft hole und seufzend meinen Löffel in die feste Masse tunke, etwas heraushole und misstrauisch auf meinem Löffel beim Wackeln zusehe.

Es sieht aus wie Wackelpudding, aber riechen tut es dies kein bisschen.

"Nur so als Frage", murmele ich, nehme meinen Blick nicht von dem Löffel, der sich direkt vor meinen Augen befindet. "Was ist da alles drin?"

Little FreaksWhere stories live. Discover now