69-Träum weiter, Honor!

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Ich sehe die Frau musternd an, bewundere ihre schönen, blonden Haare, das rote Kleid, das eng an ihrem Körper liegt, ihr Gesicht, das so schön aussieht und mich zum Zweifeln bringt.

Doch ich weiß nicht mal mehr genau, an was ich zweifle.

Ohne Worte sieht Harry sieh an, schüttelt immer wieder seinen Kopf, was einen Flehen in den blauen Augen verursacht. Sie holt tief Luft, schiebt ihre schulterlangen Haare hinter ihre Schultern, so dass man die Träger des Kleides sieht und faltet die Hände vor ihrer Brust.

"Harry bitte!", bringt sie es gequält hervor.

"Nein!", antwortet er sofort. "Nicht hier und ich habe- Besuch."

Mit einem Mal fällt ihr Blick zu mir, die blauen Augen liegen auf mir, wie ich unwissend mitten im Flur stehe, dem Gespräch der beiden zuhöre und mir Gedanken darüber mache, was sie so unbedingt von ihm will.

Mir fallen nur verrückte, jedoch verletzende Sachen ein, wie zum Beispiel, dass der Mann mit ihr zusammen war und sie jetzt zu ihm zurück möchte. Doch mein Gedanke klingt so dumm, dass ich versuche ihn bei Seite zu schieben.

"Bitte, sonst hast du es auch immer getan, bettelt sie weiter.

Langsam traue ich mich dichter zu gehen, doch trete nicht neben Harry, sondern bleibe einige Meter von ihm entfernt, um die Unterhaltung nicht zu stören.

Wieder schaut die Frau an mir herunter, wie ich in dem großen Shirt und meiner Jeans hier stehe, die lockigen Haare ganz wirr, nicht so ordentlich wie ihre es sind. Mein Gesicht muss müde aussehen, im Gegensatz zu ihrem auf dem ich das Puder leicht glänzen sehe. Sie sieht einfach tausendmal besser aus und ich bin mir nicht sicher, ob die Eifersucht oder Angst aus mir spricht.

"Harry, ich flehe dich an."

"Nein, es geht nicht", gibt er wieder wie aus der Pistole geschossen zurück. "Sie mag es nicht und..."

Meine Hand lege ich vorsichtig auf seine Schulter, da ich mir sicher bin, er redet nun von mir. Er dreht sich um, sieht mir in die Augen und will einen Satz hervorbringen, schweigt aber. Verzweifelt rauft er sich die Haare, bis ich leise frage, worum es geht.

"Honor", seufzt er. "Dies-" Seine Hand gleitet zu der Frau. "-Ist Olivias Mutter."

Schnell reicht die Frau aus Höflichkeit ihre Hand, die ich ergreife und kurz schüttele.

"Sie will, dass ich wieder auf Olivia aufpasse", erklärt er weiter, scheint nicht begeistert von ihrem Auftreten zu sein. Seine Augen sind zu dunkel und seine Wangen rot, er steht mit gestraften Schultern und einer gereizten Atmung neben mir.

"Bitte", kommt es von der Frau, die wieder ihre Hände zu der flehenden Geste macht. "Mein Chef wirft mich raus und es ist nur diese Nacht."

Ich verstehe sie nicht ganz, versuche daran zurück zu denken, was Harry mir vor ein paar Wochen sagte, als ich ihn und das kleine Mädchen alleine im Kindergarten fand, wo er mir alles so gut es ging erzählt hat.

"Honor?"

Von unten ertönt von einer lieblichen, bekannten Stimme mein Name, worauf wir alle drei nach unten blicken, wo die süße Blondine hinter den langen Beinen ihrer Mutter hervorschaut, die blauen Augen mich mit Freude ansehen, sie jedoch auch eingeschüchtert aussieht.

"Hi", hauche ich und knie mich zu ihr runter, um auf einer Höhe mit ihr zu sein. Harrys schroffer Ton und die harschen Worte müssen sie eingeschüchtert haben, weshalb sie ängstlich ihren Kopf einzieht. "Wie geht es dir?"

"Gut", antwortet sie schnell, spielt schüchtern mit ihren Fingern, wozu sie noch ab und zu einen Blick hoch zu Harry wirft, der ausweichend sich überall umsieht, nur nicht in die müden, wasserblauen Augen schaut.

Little FreaksWhere stories live. Discover now