96-Bitte, Honor

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Schnell, rasend und ohne Pause, ohne mir Ruhe zu geben pocht mein Herz gegen meinen Brustkorb, steigt mit dem Puls ins Unermessliche, sodass ich jeden Moment umkippen könnte. Warm, richtig heiß fühlen sich meine Wangen an, glühen, während meine Atmung hektisch geht, ich schwer Luft hole. Mit meinem Ablaufplan fächere ich mir Luft zu.

Ordentlich, wie wir es einmal geübt haben, zieht John den Vorhang hoch, der in einem ordentlichen Rot strahl, worauf die vor der Bühne auf Holzbänken hockenden Zuschauer zu klatschen beginnen, einige anfeuernd pfeifen.

Maja und Thomas, unsere Moderatoren, die sich vor zehn Minuten zu einem Duo zusammengeschlossen haben, womit ich einen Schock bekam, betreten mit freundlichen Gesichtern die Bühne, halten beide ihre sortierten Karten in der Hand.

"Herzlich Willkommen liebe Eltern, liebe Kinder, liebe Großeltern und Gäste aus ganz Corby", begrüßt Maja alle. "Wir, die Kinder des Kindergartens möchten Sie ganz herzlich zu unserer ersten Kindershow begrüßen. Wünschen Ihnen viel Spaß-"

"Fun", mischt sich Thomas ein, wie die beiden es vorher geplant haben. "Das heißt Fun, Maja. Wir wollen doch cool sein." Er zwinkert und erhält amüsiertes Lachen und Klatschen aus dem Publikum.

"Wir wünschen Ihnen viel Fun und eine gute Unterhaltung mit unseren ersten Künstler, Zac der Zauberer." Laut klatschen alle, jubeln den Jungen zu, der nun mit seinem zu großen, schwarzen Hut und auf dem Boden schleifenden Umhang die Bühne betritt, sich vor allem verbeugt, weshalb seine Kopfbedeckung auf den Boden fällt.

"Hier sehen Sie, meine Damen und Herren, einen leeren Hut, aus dem ich nun mein Kaninchen Max zaubern werde", ruft er laut aus, wedelt dabei mit seiner Hand vor der Öffnung rum, die er einmal allen zeigt, ehe der schwarze Hut auf den Tisch in der Mitte gestellt wird, Zac ein paar Worte spricht, die magisch klingen sollen.

Ich selbst weiß, dass sein Kaninchen unter dem Tisch versteckt ist, was niemand sehen kann, auf Grund der Tischdecke. Zac tritt auf einen Schalter, wodurch sich eine Luke öffnet, das weiße Kaninchen nach oben gebracht wird, direkt in den Hut hinein, welchen der Junge nun anhebt, Max allen applaudierenden Leuten zeigt.

Er zaubert noch ein meterlanges Tuch aus seinen Ärmel, tauscht die Kleidung seiner jüngeren Schwester innerhalb von wenigen Sekunden, weil sie sich hinter einem Vorhang umzieht, und zieht einen Blumenstrauß unter seiner Jacke hervor, den er einer alten Dame in der ersten Reihe schenkt. An der Folie des Straußes konnte ich einen Aufkleber von dem Blumenladen meiner Mom erkennen, musste kurz schmunzeln.

"Danke sehr", bedankt sich der Junge, läuft zufrieden von der Bühne, nach hinten zu uns, wo ich kurz über seine Haare streiche und meine: "Das hast du prima gemacht", denke mir innerlich gleichzeitig Nummer eins ohne Probleme, was mich etwas beruhigt.

John musste kurz den Vorhang runterlassen, damit niemand den Aufbau des extra angefertigten Tisches unseres Zauberers sieht und Charlotte auf die Bühne kann, wo sie schon bereit steht, die rote Flöte an ihrem Mund, worauf der rote Stoff wieder nach oben befördert wird, die Zuschauer leise abwartend, dass das Mädchen mit dem Dutt zu spielen beginnt.

Kurz holt sie Luft, dann bläst sie in die Flöte, was sich sehr schön an hört und ich ihr gerne lauschen würde, jedoch tippt mir jemand auf die Schulter.

"Honor, wir müssen wirklich miteinander reden", kommt es erneut von Harry, der mich flehend mit seinen grünen Augen ansieht, fest auf seine Unterlippe beißt, da ihm die Situation genauso unangenehm sein muss, wie mir.

"Vergiss es!", entgegne ich. "Nicht jetzt, während der Show und danach... Du hast mir so wehgetan, da weiß ich nicht, ob ich überhaupt mit dir reden möchte. Du-"

Little FreaksWhere stories live. Discover now