33-'Squid apud uvarum'

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Grell leuchtet der Name Dessert Kiwi in roten Buchstaben, die mit gelben Neonlicht umrandet sind über der blauen Bar auf. An der Decke hängen ein paar Gläser herunter und an der Wand stehen Flaschen in einem Schrank, der mit Licht ausgestattet wurde, das schwach durch das Glas der Flaschen scheint.

Alles fasziniert mich, wie die Farben mit dem grellen Licht zusammenspielen, die Tische und Stühle auf die Bar abgestimmt wurden, hinter der eine Frau in weißer Bluse steht und uns mit einem Lächeln begrüßt, wobei sie einige der Gläser reinigt.

Harry führt mich zu einem abgelegenen Tisch in einer etwas dunkleren Ecke, wo das Licht nicht so hinkommt, nimmt auf einer der roten Bänke Platz, weshalb ich mich ihm gegenüber auf das rote Lederpolster setze.

Auf dem Tisch befindet sich eine Art Kerzenglas, in dem jedoch mehrere Neonstäbe liegen, die in dem kristallenen Glas leuchten, meine Aufmerksamkeit auf die Speisekarte legen, die Harry sich bestimmt gleich greifen wird, weshalb ich mich weiter umsehe.

Nicht viele Leute befinden sich hier, nur zwei Typen, die an der Bar sitzen und eine junge Frau hockt an einem der Tische. Sie sieht aus, wie eine Studentin, würde ich nicht wissen, dass Ferien sind und es hier weit und breit keine Uni gibt. Alleine sitzt sie mit einem Lehrbuch über die Geschichte Roms an ihrem Tisch, hat vor sich eine Cola und einen Burger stehen. Ab und zu nimmt sie einen Schluck von dem schwarzen Getränk, ehe sie weiter interessiert in ihrem Buch liest, bei dem die obere rechte Ecke sehr kaputt aussieht, leicht abknickt.

Die beiden Männer an der Bar bestellen sich noch mehr zu trinken, wirken sehr betrunken, weshalb ich nicht ganz weiß, was ich von diesem Ort halten soll.

Zum einen sieht es wie eine sehr gesittete Bar oder ein übliches Restaurant aus, in dem man auch mal seine Ruhe hat, um zum Beispiel zu lernen. Doch auf der anderen Seite gibt es diese beiden Typen, die eher wie zwei alte Kerle aus einer Bar wirken, aus der sie geschmissen wurden. Ich bin mir einfach sehr unsicher, an was für einen Ort Harry mich gebracht hat, blicke dann von den beiden Männern zu dem Lockenkopf, der mich aufmerksam ansieht.

Er verfolgt, wie ich mich hier umsehe, alles in Augenschein nehme und mir meine Meinung zu jedem kleinen Detail bilde. Zu den beiden Männern, der umgeknickten Ecke des Buches, der schwarzen Haare der Frau von der Bar, ebenso zu ihren ekelerregenden Schweißflecken unter ihren Achseln.

Zwar herrscht schon eine gewisse stickige Temperatur in dem Gebäude, jedoch gefallen mir diese Flecken nicht wirklich, was der Grund ist, wieso ich wieder zu Harry blicke, der mich weiter nur mustert, das Kinn auf die gefalteten Hände seiner Arme legt, welche auf den Tisch liegen.

Die Speisekarte liegt weiterhin da. "Willst du dir nichts zu essen aussuchen?", frage ich ihn vorsichtig, worauf er kurz schmunzelnd, dann abwinkt und mit dem Kopf schüttelt, was mich stutzig macht. Wollte er nicht etwas essen?

"Ich weiß bereits, was ich nehme", erklärt er, schiebt dann die Karte zu mir, da ich mich scheinbar etwas aussuchen soll.

Aufmerksam, jedoch auch prüfend blättere ich durch die Seiten, entdecke komisch klingende und wirklich leckere Gerichte. "Was bitte ist 'Squid apud uvarum'?", erkundige ich mich, will es jedoch nicht wirklich mehr wissen, als sich ein Grinsen auf Harrys Gesicht bildet, er lässig mit den Schultern zuckt, wobei ich mir aber sicher bin, dass er es weiß.

"Nimm dir lieber was aus der Abteilung", teilt er mir mit, lehnt sich nach vorne um eine Seite aufzuschlagen, auf der groß mit roten Buchstaben Frühstück und andere Sachen steht. "Um kurz vor eins?", frage ich skeptisch, da ich nicht denke, dass ich Frühstück schon haben kann. Geschweige irgendwas anderes, obwohl ich mit Nathan und Ethan öfters Mitternachtssnacks hatte. Aber es waren nur Snacks und kein ganzes Frühstück.

Little FreaksWhere stories live. Discover now