78-Skys Tod

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Müde trotte ich durch den dunklen Wald, versuche es gar nicht erst, mir meinen Weg einzuprägen, da ich ihn vor Jahren schon zu oft gegangen bin und ihn nie vergessen werde.

Stumm überlege ich, was ich erzählen könnte, während ich an dem morschen Baum, gegenüber des Steins, lehne, wovon ich ihr berichten könnte, da ich mich so mehr mit ihr verbunden fühle.

Blätter, die schon angefallen sind, rascheln unter meinen Schuhen, Wind weht leicht durch meine offenen Haare, zieht sich durch die Löcher meiner Jeans, welche seit gestern ein ganz großes Loch, direkt am Knie besitzt, das ich bei Harry Zuhause verursacht habe.

Wir haben gekocht. Oder er, besser gesagt, wobei ich auf der Theke saß und zu sah, manchmal das Rezept aus dem Internet vorlas oder Anweisungen gab, die ich zur Verbesserung von meiner Grandma kenne. Harry möchte es vielleicht nicht immer von mir verbessert zu werden, jedoch war es ganz lustig mit anzusehen, wie er mir schon glaubte, dass Zucker das Fleisch besser macht.

Ich kann halt überzeugend sein. Manchmal.

Schmunzelnd laufe ich weiter, erinnere mich weiter an den gestrigen Abend.

Im Wohnzimmer hockten wir beide gemütlich auf der Couch und aßen die Kartoffeln mit den Fleisch und der komisch aussehenden, jedoch leckeren Soße und unterhielten uns über alles Mögliche, bis wir zu dem Thema Kindheit gekommen sind.

"Wenn ich jetzt an die kleine Honor zurück denke, sahst du ziemlich süß aus", meinte Harry breit grinsend, ehe er einen großen Bissen nahm. "Mit deinen Haaren und den Röcken."

Verlegen pullte ich dabei an dem Loch meiner Jeans, das immer größer wurde, da diese Worte mir irgendwie unangenehm waren, obwohl er sie nur nett meinte.

Die ganze letzte Woche war schön und es sind nur noch zwei, bis zur Aufführung. Seit fünf Wochen haben Harry und ich uns jetzt wieder getroffen, haben so viel miteinander erlebt und gelacht.

Doch einige Gesprächsthemen sind selbst nach vier oder fünf Wochen unangenehm für mich.

Zum Beispiel meine Kindheit, in der die Schikanen von Louis und Harry begannen. Schubsen im Sandkasten, Klauen von Spielzeug oder die beiden machten sich über meine Kleidung lustig, zogen an meinen Zöpfen, machten Grimassen oder lachten einfach, was mich zum Weinen brachte.

Die kleine, vier Jahre alte Honor war immer sehr emotional und nahm sich alles sehr zu Herzen, wobei sie noch ein Tollpatsch war und sehr schüchtern. Ständig fiel ich hin, zerstörte etwas oder bekam einfach keinen Ton heraus, da mir Gespräche unangenehm waren, ich einfach Angst hatte.

Doch vor Louis und dem kleinen Jungen mit grünen Augen und braunen Locken hatte ich Schiss. Einfach nur Schiss.

"Schon... Na ja, schon damals hatte ich Angst vor euch", traute ich mich gestern Harry ehrlich zu erzählen. Dabei gelang es mir, einen großen Faden meiner Jeans abzureißen, was meiner Mom später gar nicht gefiel, als sie es sah.

"Wir waren nicht besonders nett", gab er mir als Antwort und stellte den leeren Teller auf den Tisch. "Wie wir schon als Vierjährige so fies sein konnten?"

Schulter zuckend stellte ich meinen Teller ebenfalls auf den Tisch neben der Couch, krabbelte zu dem Mann, der seine Arme darauf fest um mich schlang, mich an seine Brust drückte und sanft auf die Stirn küsste.

"Du weißt, dass es mir leid tut", flüsterte er, mit rauer Stimme, erhielt ein Nicken von mir.

So oft, vor allem in dieser fünften Woche hat er es ganz oft gesagt, meinte ständig, dass er nicht versteht, wie ich bei ihm sein kann, obwohl er mir so oft weh tat, er nicht kapiert, wieso ich ihm vertraue und mit ihm zusammen bin, wenn er es nicht verdient hätte.

Little FreaksWhere stories live. Discover now