73-Beerdigung

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In verträumten Gedanken an gestern Abend, drehe ich mich in meinem kuschlig warmen Bett auf die Seite, wodurch ich aus meinem Fenster raus in den hellen Tag schauen kann, die kleinen Vögel vor meinem Fenster fliegen sehe.

Gestern Abend war... Lustig, schön und angenehm, als würde es so jeden Abend sein.

Harry und ich lagen Stunden in meinem Bett, lachten -vor allem ich, wenn er mich kitzelte- redeten über so viel Themen, wie Olivia, die Arbeit und wir konnten sogar über die Zeit von früher reden.

"Mir tut alles so leid", sagte er immer wieder entschuldigend für seine alten Fehler, wobei seine Hand sanft meinen Arm rauf und runter strich. Mir ist klar, dass ihm alles leid tut und ich möchte eigentlich dafür sorgen, dass Harry und ich gemeinsam über diese Zeit hinweg kommen, in die Zukunft blicken können.

Er sollte nicht mehr an altem festhalten, wenn es schon neue Dinge in seinem Leben gibt.

Zum Beispiel sollte er sich Gedanken über die Arbeit machen oder über das kleine Mädchen mit den blonden Haaren, über dessen Mutter wir auch sprachen.

"Als was arbeitet Olivias Mutter überhaupt?", habe ich ihn gefragt, nachdem schon eine Weile Stille herrschte und wir schweigend bequem, eng aneinander in meinem Bett lagen. Die ganze Zeit dachte ich an einen Beruf, von dem ich hoffe, dass er nur ein schlechter Gedanke meinerseits ist. Doch bei dem roten Kleid, kam mir kein anderer Gedanke.

"Ich weiß, wie sie aussieht", begann Harry ruhig, schlang dabei seine Arme um mich, damit er mich mehr auf seine Brust ziehen konnte. "Aber sie arbeitet Abends in einer Bar als Kellnerin, wo sie dieses Kleid tragen muss."

"Und warum war sie so betrunken?", stellte ich ihm meine zweite Frage. Mir kam es so komisch vor, dass sie als eine eigentlich besorgte, verantwortungsvolle Mutter betrunken in Harrys Wohnung taumelt.

Bei meiner Frage musste ich eine Emotionsänderung in dem angespannten Gesicht von Harry erkennen. Er wirkte angewidert, abgeneigt und nicht begeistert von dem Grund, für den angeheiterten Zustand der Frau.

"Eine Bar in der sich nur alte Säcke und Leute befinden, die ihren Kummer ertrinken wollen. Da will einer halt Mal, dass du mittrinkst und spendiert dir ein Glas", erzählte er mir, wobei sich sein Kiefer anspannte. Erst jedoch bei dem nächsten Satz, knurrt er wütend. "Und ihr scheiß Chef zwingt sie zum Mittrinken, da er denkt, sonst kommen keine Kunden."

Lange dachte ich danach darüber nach, ob man dies vielleicht ändern könnte, oder die Frau andere Arbeitszeiten bekommt. Doch wahrscheinlich sollte ich mich erst mal nicht mehr so einmischen, sie selber versuchen lassen etwas zu ändern.

"Sie wird sich keine Hilfe suchen, Honor", meinte Harry ernst, worauf ich geknickt über seine pessimistische Denkweise den Kopf hob, direkt in die ernsthaften, grünen Augen sah. "Und ich will nicht, dass du dir zu viele Hoffnungen deshalb machst, wenn du nur verletzt wirst."

"Vielleicht irrst du dich ja auch", gab ich ihm schnell als Antwort zurück, wollte ihn küssen um vielleicht das unangenehme, Streit hervorrufende Thema zu wechseln, doch er wich zurück, sprach: "Ich meine es ernst! Sie wird sich nicht ändern und damit musst du rechnen."

Ich verstand und verstehe Harry nicht, wieso er nicht mal mehr etwas positiv denkt und hofft, dass sie sich Hilfe sucht, wodurch doch Olivia geholfen wird. Er sollte optimistisch denken und nicht so mutlos, wodurch er auch nicht hilft.

"Wir werden ja sehen", beendete ich das Thema, presste dieses Mal wirklich meine Lippen auf seine, wobei er mich mehr, höher zu sich zog und etwas mit seiner Hand unter mein Oberteil fuhr, wodurch er meine Haut mit seinen kalten Händen hoch und runter stricht, mich etwas zum schaudern durch die kalten, ungewohnten Berührungen brachte.

Little FreaksWhere stories live. Discover now