71-Betrunken?

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Ein nerviger grüner Hund singt die ganze Zeit in meinem Kopf, macht mich richtig fertig, während ich doch nur gemütlich weiterschlafen will. Diese hohe, quietschende Stimme erinnert mich nicht an Nägel auf einer Tafel, sondern an Nägel auf einer Tafel, das Bohren beim Zahnarzt, Zerpressen von Metall und Knirschen von Zähnen zusammen.

Müde und mit dem festen Willen weiter zu schlafen, drehe ich mich auf den Bauch, suche um mich herum nach einem Kissen, das ich auf meine Ohren pressen kann. Allein meine Matratze fühlt sich komisch an, doch als ich nach einem nicht vorhandenen Kissen greifen will, öffne ich vorsichtig mein Auge einen Spalt.

Zu meinem Glück oder Bedauern -ich weiß es noch nicht genau- muss ich feststellen, dass ich bei Harry im Wohnzimmer liege.

Meinen Blick lasse ich etwas weiter durch das Wohnzimmer gleiten, sehe von der kahlen Wand rüber zum Fernseher, in dem dieser bescheuerte Hund schon wieder sinkt. Und irgendwie, befindet sich mein gesamter Körper auf Harrys, der sich nur leicht regt, noch weiterhin schläft, was ich bei den lauten Geräuschen nicht verstehen kann.

Olivia klatscht schon wieder und Patty der Hund singt sein zweites Lied, mit dieser komischen Hauptfigur, deren Sommersprossen meiner Meinung nach, die Farbe wechseln.

Gott, ich bin viel zu müde!

Stöhnend lasse ich meinen Kopf sinken, höre daraufhin den regelmäßigen, wunderbaren Herzschlag an meinem Ohr. Der warme Körper fühlt sich vielleicht etwas unbequem an, jedoch liebe ich die Wärme, den Geruch und diese Geborgenheit, die der schlummernde Harry ausstrahlt.

Mein Kinn leicht auf seiner blanken Brust abgelegt, schaue ich hoch in sein faszinierendes Gesicht, mustere jedes kleinste Detail. Die Wimpern, seine roten, leicht geöffneten Lippen, die kleinen Grübchen, welche man scheinbar immer etwas sieht. Ich sehe mir alle seine Gesichtszüge an.

Vom friedlichen Schlafen geht er irgendwann über, zu gequältem Aufwachen, verzieht sein Gesicht, als er scheinbar auch zum ersten Mal die Stimme des grünen Hundes hören muss, jammert nörglerisch.

"Nicht am frühen Morgen, Olivia", keucht er, will sich die Ohren zu halten, was aber aufgrund meines Körpers nicht gelingt. "Mach das bitte aus", fleht er sie dann wehleidig an, worauf das Mädchen etwas geknickt den Fernseher ausschaltet.

"Morgen", haucht er sanft gegen meine Lippen, ehe seine auf diese treffen, er den Kuss kurz vertief, bevor ich mich löse und etwas mehr aufrichte. "Morgen." Erst jetzt fällt mir der kleine Kloß in meinem Hals auf, dieses Kratzen, weshalb ich unter leichten Schmerzen schlucke.

"Alles in Ordnung?", fragt Harry sofort, mit einem besorgten Ausdruck, setzt sich ebenfalls hin. Schnell lege ich die Decke über seine nackte Brust, da ich es komisch finde, wenn Olivia hier sitzt. Ihn scheint es gar nicht zu interessieren.

"Wahrscheinlich nur etwas heißer, wegen der Sache am Freitag", entgegne ich meine Vermutung, so verständlich es mit der brüchigen Stimme geht. "Bin vielleicht etwas zu sehr nass geworden."

"Wahrscheinlich!", murmelt der Lockenkopf vor sich hin, zieht dann sanft an meinen Armen, worauf ich dichter zu ihm krabbele, mich an seine warme Brust lege, die ungemein gut wärmt. Mollig warm fühlt sich alles um mich herum an, als der Mann auch noch die Decke wieder über meine nackten Beine legt, seufzend selber aufsteht, wodurch mir aber irgendwas fehlt.

"Kannst du nicht noch hier bleiben?", bettele ich, schiebe meine Unterlippe etwas nach vorne. "Bitte, mir ist so kalt und-"

"Du brauchst meine Nähe", grinst er selbstgefällig, kommt aber wirklich zurück zu mir, unter die Decke, woraufhin ich mich hastig an seine Brust kuschele, müde und mit elendigen Kopfschmerzen meine Augen schließe, versuche von dem süßen Geruch von Lavendel wieder in den Schlaf zu finden.

Little FreaksWhere stories live. Discover now