31-Friedhof oder Bällebad

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Leise schleichen wir durch die Straße, bewegen uns in ein nur für Harry bekanntes Ziel, auf das er zielstrebig zu läuft, währenddessen ich immer noch nicht glauben kann, dass ich wirklich mitten durch die Nacht laufe, um elf Uhr und dies dann auch noch alleine mit Harry.

Ich folge ihm langsam, mit ein wenig Abstand, drehe immer wieder meinen Kopf, um zu gucken, ob uns jemand erwischt, sehe dann wieder nach vorne, zu dem Mann, der plötzlich stehenbleibt, etwas aus seiner Tasche zieht. Total verwirrt sehe ich mich um, frage mich, wo wir besonderes sind, bis Harry den schwarzen Wagen vor sich aufschließt.

Offensichtlich will er, dass ich einsteige, irgendwo mit ihm hinfahre, was mir jedoch kein Stückchen als klug erscheint. Aber es war doch auch schon nicht klug, mit ihm überhaupt mitzugehen, nachdem er mich so beleidigte und an schrie, ich solle mich von ihm fern halten.

Er scheint meine Blicke zu bemerken, sagt jedoch abwartend noch nichts, sondern sieht mich nur an, versucht mit seinen Blick zu sagen, dass ich einsteigen soll, was ich aber weiterhin nicht tue.

Was wenn er ein kranker Psychopath ist, mich irgendwo einsperren will, oder damit ich ihn in Ruhe lasse, weit aus Corby und Umgebung raus bringt und dann einfach abhaut, mich alleine zurücklässt. Eine Antwort auf meine Fragen hätte ich dann aber nicht und er meinte doch, dass ich welche bekommen werde.

Also muss ich doch einsteigen. Oder ich frage ihn, ob wir nicht laufen können?

"Können wir laufen?", stelle ich vorsichtig die Frage, sehe bittend auf zu ihm, worauf er sofort den Kopf schüttelt, sich auf den Fahrersitz setzt und sagt: "Steig bitte ein!"

"Wo fahren wir hin?", lasse ich nicht locker, da ich zu viel Angst in mir spüre.

"Steig einfach ein und du erfährst es!"

Seufzend nicke ich und gehe eilig um den schwarzen Wagen rum, um mich auf den Beifahrersitz, neben Harry zu setzen, der den Motor startet, sobald die Tür zu gefallen ist und ich mich angeschnallt habe. Er selber trägt keinen Gurt, sondern sitzt locker da.

"Willst du dich nicht anschnallen?", erkundige ich mich vorsichtig, schaue ihn von der Seite an, wobei ich sein Profil sehe, die braunen Locken, die sanft auf seine Schultern fallen, eines der grünen Augen und wie sein Brustkorb ruhig sich hebt und senkt.

"Nein!", antwortet er, mit einem tiefen Knurren.

"Es wäre aber sicherer", rede ich weiter. "Wir könnten einen Unfall bauen!"

"Wir werden einen bauen, wenn du mich weiter so nervst und ablenkst." Kurz schaut er zu mir, erkennt, dass ich mich angeschnallt habe, ehe er seinen Blick wieder auf die Straße richtet. "Am besten du schweigst während der gesamten Fahrt."

"Und wenn ich das nicht tue?", frage ich provokativ, lehne mich etwas nach vorne, um besser in sein Gesicht zu blicken, das ab und zu von den leuchtenden Straßenlaternen der Straßen erhellt wird, über die wir mit achtzig jagen. Eigentlich darf man hier nur fünfzig fahren, was Harry scheinbar aber nicht sehr zu stören scheint.

Doch mich stört es schon, da es gegen das Gesetz ist, ich nicht so jemand bin, der mit Verstößen leben kann, sondern sich an die Regeln hält.

"Wirst du mich rauswerfen, nur weil ich nerve?"

"Keine so schlechte Idee", lacht er hämisch, fährt jedoch weiter. "Aber nein, sei bitte einfach nur leise, lehn dich zurück und geh mir nicht auf die Nerven."

"Wenn du dich anschnallst und an die Geschwindigkeitsbegrenzungen hältst", fordere ich, worauf ich mich locker in die Lehne des Sitzes lehne und auf die Straßen sehe, dabei aufmerksam lausche, ob Harry sich anschnallt.

Little FreaksWhere stories live. Discover now