Dankbar schlinge ich meine Arme um seinen Hals, falle zu ihm weinend auf den Boden, wo er mich festhält, sanft über meinen Rücken streicht. "Es fällt mir nur schwer, mein kleines Mädchen gehen zu lassen", flüstert er schniefend in mein Ohr, wobei sein Bart an meinem Hals kitzelt, direkt an der Stelle unter meinem Ohr, wo ich einst Ha-

Stopp!

"Danke, Dad", bedanke ich mich bei ihm, nachdem ich mich wieder etwas von ihm löse und sehe, wie er sich Tränen aus den Augen wischt.

"Schon in Ordnung", winkt er ab. "Deine Mutter meinte doch ständig, dass du dich um eine Uni bemühen sollst und wenn du dadurch glücklich wirst, egal wo auf der Welt, bin ich es auch."

"London sind nur zwei Stunden mit dem Auto", entgegne ich, weil er so tut, als würde ich nach Amerika oder so reisen. "Und ich könnte am Wochenende mit dem Zug hier herkommen und euch besuchen."

Mir ist klar, dass ich nicht viele andere Freunde in London kennen lernen werde, niemanden außer Ethan und Nathan an meiner Seite haben werde, auch wenn ich diese Erkenntnis schon jetzt traurig finde. Andere Menschen verstanden sich noch nie gut mit mir, da ich zu schüchtern und zurückhaltend bin. Sie reden einfach nicht mit mir, wodurch ich immer wieder bei meinen einzigen besten Freunden landen werde, die ich am Wochenende nicht stören möchte, weshalb ich lieber nach Hause fahre und mich von meiner Mutter bemuttern lasse.

Außerdem wird mir ihr Essen die gesamte Woche fehlen, in der ich mir irgendwo etwas kaufen werde.

"Das kannst du", antwortet der Mann. "Du wirst hier immer willkommen sein."

Sanft küsst er meine Stirn, während ich weiterhin auf seinem Schoss hocke, meine Arme um seinen Hals und mein Kopf an seiner Schulter, was ich als kleines Kind, öfters abends, gemacht habe.

Ob ich einen schlechten Traum hatte oder einfach nur nicht schlafen konnte, meistens bin ich ins Wohnzimmer gelaufen, wenn meine Eltern noch einen Film schauten, oder in ihr Schlafzimmer und bin auf den Schoss von meinem Dad gekrabbelt, der mich dann fest umarmte, solange, bis ich am nächsten Morgen entweder bei ihm oder in meinem eigenen Bett aufwachte.

"Was möchtest du denn überhaupt studieren?", kommt die Frage von ihm, mit einem kleinen neugierigen Lächeln. Er weiß, wie unentschlossen ich immer war, da kann ich ihn nun verstehen.

"Ich dachte an Pädagogik, womit ich später im Kindergarten arbeiten könnte", beantworte ich, schaue kurz zu Grandpa, der alles stumm beobachtet hat. "Die Uni in London bietet dazu ganz neue Studiengänge an."

"Dann hab ich ja endlich einen richtigen Profi, mit hochqualifizierter Ausbildung bei mir", bringt der alte Mann nun strahlend hervor, freut sich, wobei er schon an die Zukunft denkt.

Doch ich muss entschuldigend meinen Kopf schütteln, stehe langsam, schweigend auf und gehe auf ihn zu.

"Es tut mir leid, Grandpa", beginne ich, spüre den Klos in meinem Hals. "Aber ich habe nicht vor, nach Corby jemals wieder ganz zurückzukommen."

Enttäuschung vertreibt sein freudiges Lächeln, lässt seinen Blick traurig und geknickt wirken. Seine einzige Enkelin lehnt das ab, was er sich seit Jahren wünscht.

Ich hab es ihn so oft sagen hören, dass ich an meiner Entscheidung nun noch mehr zweifele, dass ich merke, wie viel Harry wirklich kaputt gemacht hat, ich es aber erst in den kommenden Jahren richtig begreifen werde.

Grandpa wollte immer den Kindergarten als eine Art Familiengeschäft halten und nun verlasse ich Corby wahrscheinlich für immer, womit ich ihm diesen Wunsch nicht erfüllen kann, nicht den Kindergarten übernehmen werde, wie er es sich erhofft hat. Und es tut mir so leid, da ich weiß, dass ich es hätte verhindern können, indem ich nicht so dumm und naiv gewesen wäre.

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